TAG24 besichtigt den Rasen: So wird für Dynamo gegen Eis und Schnee gekämpft
Dresden -Zwei Spiele musste Dynamo Dresden schon wegen unbespielbarem Platz verschieben, drohen noch mehr Absagen? TAG24 hat sich mit Stadionchef Tscherning und Platzwart Hocke zur Rasenbesichtigung im Rudolf-Harbig-Stadion getroffen.
Ronald Tscherning, Leiter der Stadion Dresden Projektgesellschaft, öffnet die Tür zum Platz. "Es schneit mal wieder", sagt er süffisant.
Er läuft mit einem TAG24-Redakteur über den Rasen und erklärt, warum bei diesem Wetter zwei Dynamo-Partien ausfallen mussten. Für Sonntag gegen Lübeck ist er optimistisch: "Wenn es jetzt aufhört mit schneien, könnte es klappen."
Als Dynamo am Dienstag die Wiesbaden-Partie wetterbedingt absagen musste, dauert es in den sozialen Netzwerken keine zehn Sekunden: "Farbige Linien, roter Ball und spielen. Haben wir früher auch gemacht", war der Tenor der meisten Kommentare.
"Ja, früher", sagt Tscherning. "Ich kann mich an ein Spiel gegen den AS Rom erinnern, im Schnee. Wir haben aber nicht mehr früher. Die Anforderungen und Bestimmungen sind jetzt ganz andere." Der Stadionchef meint damit die Verordnungen des DFB.
"Der Ball muss rollen und springen. Ist das nicht gegeben, geht kein Spiel über die Bühne." Im Schnee rollt er nicht, er rutscht und springen ist auch nicht. Dazu kommt die steigende Verletzungsgefahr für die Kicker. Daher die Absagen.
Schnee schippen? Dadurch würde der Rasen im Dynamo-Stadion kaputtgehen
"Aber ihr habt doch Rasenheizung und Schnee schippen würden wir auch!" Auch das waren Kommentare. "Wir haben viele Anfragen von Fans bekommen, die geholfen hätten. Das begeistert mich immer wieder", so Tscherning.
"Aber einfach so mal mit der Schippe über den Rasen, das geht selten. Da würden wir das Grün zerstören", sagt er, geht in die Knie und fährt mit seiner Hand zwischen Gras und Schnee.
"Die Rasenheizung läuft auf voller Last, der Schnee fällt darauf, er fällt aber nicht bis auf den Boden. Er bleibt in den Halmen hängen. Durch die Luft zwischen den Halmen gefriert er", erklärt Tscherning und greift sich eine dünne Eisscholle. "Schiebst du, geht der Rasen kaputt."
Deshalb fährt Platzwart Axel Hocke mit einem dünnen Stahlseil immer wieder über den Platz. Das drückt den Schnee tiefer ins Gras. Dann kann er besser abtauen.
"Wir schieben ungern, wir lassen es tauen. Alles, was in den letzten Tagen runterkam, ist durch die Rasenheizung weggetaut", sagt Hocke.
Für die Partie gegen den VfB Lübeck am Sonntag sind die Dresdner "guter Dinge"
Der Platzwart setzt sich auf seinen Rasentraktor, dahinter hat er in einem Quadrat zehn Besen gespannt. "Marke Eigenbau", lacht er. Mit den Besen zieht er den restlichen Schnee vom Rasen, er kämmt ihn quasi frei.
Eine Plane über dem Grün, wie einige vorgeschlagen haben, hat auch keinen Sinn. "Haben wir ausprobiert", so Tscherning.
"Fällt Schnee drauf, bekommst du den nie geschoben. Und: Unter der Plane ist es warm, darüber kalt, es bildet sich Wasser, das gefriert wieder." Daher bleiben die Verantwortlichen bei der länger dauernden Methode mit dem sanften Abtauen.
"Das klappt. Keine Chance haben wir wie Ende Januar zum Bayern-Spiel, wenn es innerhalb von wenigen Stunden so viel schneit. Das kriegst du so schnell nicht weg. Gegen Lübeck sind wir guter Dinge", so Hocke. Wenn es aufhört zu schneien...
Kosten für Rasenheizung im Dynamo-Stadion: "2000 Euro pro Tag"
Eine Rasenheizung ist für jeden Drittligisten Teil der Zulassung für die Liga. Nur Aufsteiger haben ein Jahr Zeit, eine nachzurüsten - siehe Lübeck. Die in Dresden läuft das ganze Jahr über.
Sie liegt 24 Zentimeter unter der Grasnarbe, wie Platzwart Axel Hocke sagt. Derzeit gibt sie 14 Grad Wärme ab. Sie läuft auf voller Last.
"Als der viele Schnee kam, wurde ich gefragt, warum wir die Heizung nicht kurz ausschalten, den Platz beräumen und dann wieder anmachen", sagt Ronald Tscherning.
"Das geht nicht. So eine Rasenheizung ist ein träges System. Sie braucht, um hochzufahren und braucht genauso lange, um runterzufahren. Deshalb läuft sie immer", erklärt er.
Je nach Wetterlage lässt sich das natürlich regeln. Derzeit bei den eisigen Temperaturen ist sie voll aufgedreht. Und das kostet die Stadiongesellschaft: "Im Moment 2000 Euro pro Tag", so Tscherning.
Titelfoto: Lutz Hentschel