Einst Zweitliga-Abstiegskampf gegen Dynamo, nun Königsklasse gegen BVB: Deutscher Keeper debütiert!
Dortmund - Was für eine irre Karriere! Noch vor wenigen Jahren steckte Stefan Ortega Moreno (29) im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Am gestrigen Dienstagabend feierte der deutsche Keeper nun sein Debüt für Manchester City – in der Champions League bei Borussia Dortmund und hielt beim 0:0 seinen Kasten sauber.
Dabei musste er zwar keine Weltklasse-Parade zeigen, hielt aber mehrere Schüsse sicher fest, strahlte auch bei Flanken und mit dem Ball am Fuß Ruhe sowie Sicherheit aus. So empfahl er sich seinem Coach Pep Guardiola (51) für weitere Einsätze.
Nach der Partie sagte der Schlussmann, dass sein Trikot schon bald das wertvollste Ausstellungsstück in seinem Privatmuseum sein wird: "Ich werde mir ein paar Unterschriften von der Mannschaft holen und es mir irgendwo ins Haus hängen."
Denn dieser Einsatz bedeutete ihm nach dem Auf und Ab seiner bisherigen Laufbahn viel, wie er fast schon ungläubig erklärte: "Als Deutscher so nahe an Bielefeld mein erstes Spiel zu machen: keine so schlechte Kulisse, kein so schlechter Verein..."
Natürlich sei die Anspannung "eine andere gewesen als sonst". Schließlich habe er keine typische Karriere hinter sich, was aber zeige, "dass es was wird, wenn man hart arbeitet und demütig bleibt." Mit den ganzen Stars in Manchester sei es "eine andere Welt", aber: "Das sind auch nur Menschen".
Ortegas Beispiel belegt, wie schnell es im Fußball gehen kann. Der Deutsch-Spanier hütete mit einer Unterbrechung von 2007 bis 2022 das Tor von Arminia Bielefeld. Dazwischen stand er drei Jahre (2014 bis 2017) für den TSV 1860 München zwischen den Pfosten.
Stefan Ortega Moreno entwickelte sich in den vergangenen Jahren bei Arminia Bielefeld prächtig
Sein Talent war unbestritten, doch es dauerte lange, ehe er es konstant zeigen und sich dauerhaft als Nummer eins etablieren konnte. Beim DSC stand er als Eigengewächs mehrfach im Kasten, wurde dann aber immer wieder verdrängt.
Etwa in der Saison 2013/14. Die ersten vier Partien war er gesetzt, dann schmorte er bis zum 24. Spieltag nur auf der Bank und durfte im Saisonfinish doch wieder ran – auch am 34. Spieltag.
Da gewann Arminia in einer wahren Nervenschlacht mit 3:2 bei Dynamo Dresden, überholte die SGD, schickte sie in die 3. Liga und stieg dann in der Relegation doch gegen den SV Darmstadt 98 ab (3:1/2:4 nach Verlängerung). In den folgenden drei Jahren war er bei den Löwen ebenfalls ein On-off-Torhüter.
Erst nach seiner Rückkehr im Sommer 2017 nach Bielefeld war er endlich gereift, unumstritten und entwickelte sich mit den Jahren nicht nur zu einem wahren Leistungsträger, sondern auch zu einem der besten deutschen Keeper. Das blieb auch Guardiola nicht verborgen. Der Meistertrainer schätzt Ortegas überragende Paraden auf der Linie und dessen fußballerische Qualitäten. So verließ Moreno die Arminia im vergangenen Sommer nach dem Bundesliga-Abstieg schweren Herzens und ging zu den Skyblues, wo er bislang nur die Nummer zwei hinter dem brasilianischen Nationalkeeper Ederson (29) war.
Doch wenn er in seiner Karriere zwei Sachen gelernt hat, dann an sich zu glauben und zu kämpfen. Nicht ausgeschlossen, dass Ortega – sofern er seine Einsatzchancen wie gegen den BVB weiter nutzt – irgendwann sogar zur Nummer eins von City aufsteigt ...
Titelfoto: Picture Point/Gabor Krieg