Ex-Dynamo und früherer CFC-Vorstand Stefan Bohne (46) ist immer noch am Ball
Von Jürgen Schwarz
Dresden/Pirna - Stefan Bohne hat viel um die Ohren. Der 46-Jährige ist vierfacher Familienvater, Geschäftsführer der LOGSOL GmbH und seit 2011 ehrenamtlich der 1. Vorsitzende des VfL Pirna-Copitz mit rund 1300 Mitgliedern.
Soweit derzeit möglich, fährt Bohne in seine Firma nach Dresden.
"Ich bin unter normalen Umständen kein großer Fan von Homeoffice, weil ich die Trennung von Familien- und Berufsleben sehr schätze."
Privat bekomme die Familie die aktuelle Situation "noch organisiert", der Großteil seiner Mitarbeiter arbeite aber im Homeoffice.
Bohnes Hobby ist seit Kindestagen der Fußball. Als Fünfjähriger begann der gebürtige Pirnaer, in Copitz "bei der damaligen Wismut" dem runden Leder nachzujagen.
Heute kickt er für die Dritte des VfL und ist mit der aktuell Kreisliga-Spitzenreiter.
Bohne freut sich schon auf das Ende der Corona-Zwangspause: "Mir würde etwas fehlen, wenn ich diesen Rhythmus aus Training und Spiel am Wochenende nicht mehr hätte".
Aktuell Kreisliga, aber Bohne hat auch in höheren Klassen mitgespielt - nicht auf dem Rasen, sondern in den Führungsgremien. Im Februar 2009 wurde er Geschäftsführer bei Dynamo Dresden, warf aber Anfang Juni 2010 hin.
Zeit bei Dynamo Dresden sehr emotional, beim CFC "arbeitsreich"
Wunden seien nicht zurückgeblieben, meint Bohne. "Es war eine hoch emotionale Zeit, insbesondere wenn ich an den Stadionumbau, die bis heute anhaltenden Diskussionen um die Stadionverträge und die damit einhergehenden Kompromissverhandlungen auf politischer Ebene denke, die Entscheidungen, die zentrale Vermarktung und das Merchandising outzusourcen und so weiter."
Entscheidungen, die "teilweise auch unpopulär waren. Das birgt das Risiko, dass man sich in den Gremien entzweit und für sich selbst eine Entscheidung treffen muss."
Heute sei das Verhältnis zu den Dynamo-Verantwortlichen "sehr gut. Hätte ich mehr Zeit, würde ich mir gern mehr Spiele live im Harbig-Stadion anschauen."
Im März 2017 ging Bohne als ehrenamtlicher Vorstand zu Drittligist Chemnitzer FC. "Enorm arbeitsreich", nennt Bohne die Zeit bei den Himmelblauen.
"Über allem standen die Herausforderungen im Rahmen der Lizenzierungs- bzw. Nachlizenzierungsverfahren. Sportlich und vor allem organisatorisch war das DFB-Pokalspiel gegen Bayern München das einprägsamste Ereignis, zumal die damit vereinnahmten Mittel einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lizenz bedeuteten."
Corona-Krise hat Stefan Bohnes VfL Pirna-Copitz eingeholt
Ende November 2017 beendete Bohne seine Tätigkeit bei den Chemnitzern. "Unregelmäßig habe ich noch Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern und Vorständen. Sportlich war ich bis zu Corona natürlich auf dem Laufenden."
Die Krise hat auch Bohnes VfL Pirna-Copitz eingeholt. "Wir können aktuell nur den finanziellen Schaden minimieren, in dem wir die steuerbaren Kostenreduktionen vornehmen. Ein bitterer Beigeschmack bleibt dabei, denn leider geht das auch zu Lasten des Personals."
Eine Sonderstellung der Kicker gegenüber anderen VfL-Abteilungen sieht Bohne nicht.
"Aber es ist natürlich so, dass die Fußballer mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen, mehr Zuschauer anlocken, eine wesentlich größere Anzahl von Sponsoren den Fußball unterstützt und die Abteilung die mitgliederstärkste ist".
Das Landesliga-Team rangiert aktuell auf Platz drei, aber für die Oberliga hat der VfL nicht gemeldet. Der fehle es nicht nur an Attraktivität: "Wir werden keinerlei Risiken zu Lasten des Gesamtvereins eingehen. Bezogen auf die aktuelle Konstellation der Oberliga sehe ich für uns mehr Risiko als Nutzen."
Ob die Saison abgebrochen oder verlängert wird, ist für Bohne zweitrangig: "Aktuell gibt es wesentlich wichtigere Fragen in unserer Gesellschaft. Fakt ist aber trotzdem, dass die Wünsche nach Planungssicherheit seitens der Vereine nicht kleiner werden und zeitnah Entscheidungen notwendig sind."
Titelfoto: privat