Sieben Tage auf engstem Raum: Dynamos Coach zieht Bilanz
Heilbad Heiligenstadt - Sieben intensive Tage liegen hinter Dynamo Dresden. Die Mannschaft sollte im Trainingslager weiter als Team zusammenwachsen und an der Spielidee des neuen Trainers arbeiten. Thomas Stamm (41) erklärt im Abschluss-Interview, wie gut das funktioniert hat.
TAG24: Herr Stamm, wie zufrieden sind Sie mit der Woche?
Stamm: "Es war perfekt, um hier intensiv zu arbeiten. Im Spiel gegen den Ball haben wir einen Schritt nach vorn gemacht. Das Testspiel hat aber gezeigt, dass wir im Spiel mit dem Ball - losgelöst von zwei Fehlern im Spielaufbau - grundsätzlich schon noch viel Luft nach oben haben."
TAG24: Konnten Sie Ihren Plan voll umfänglich umsetzen?
Stamm: "Es gibt viele Dinge, die wir noch nicht besprochen haben. Da wärst du sicherlich gern schon weiter. Es ist aber völlig normal, dass man sich zu Beginn auf ein oder zwei andere Sachen fokussiert. Standardsituationen beispielsweise. Ich finde schon, dass die Dinge, die wir trainiert haben, auch gut umgesetzt werden. Was aber völlig normal ist: Wenn eine Mannschaft sich neu findet, dann sind viele Themen noch nicht da, wo wir sie am Ende gern haben möchten. In zwei Wochen kannst du nicht alles abarbeiten, um die Jungs auch nicht zu überfrachten. Was wir für die Defensive im Fokus hatten, haben wir generell gut umgesetzt."
TAG24: Das einzige Testspiel ging verloren. Dauerte deswegen die Auswertung deutlich länger?
Stamm: "Ich bin kein Freund davon, ein Spiel direkt danach auszuwerten. Es ist gut, Dinge sacken zu lassen - positiv wie negativ. Denn auch, wenn du 4:0 gewinnst, wirst du in der Nachbereitung Dinge finden, die nicht gut waren. Jeder weiß, wer Fehler gemacht hat. Es geht in der Nachbesprechung eher darum, wie du diese verhindern kannst. Wir probieren dann, Lösungsansätze aufzuzeigen. Wir wollen der Mannschaft helfen."
Mit dem Ende des Camps ist man bei Dynamo Dresden nicht zufrieden
TAG24: Ist es gut, wenn Spieler nach einer Niederlage sauer sind?
Stamm: "Genau so muss es sein, denn eine Ausrede kannst du immer finden. Es waren einige Jungs angefressen, der Fan-Abend danach hat es aber aufgelockert. Auch im Trainerteam war die Niederlage keinem egal. Das arbeitet, du schläfst auch nicht so gut danach. Wir gehen selbstkritisch damit um."
TAG24: Wie würden Sie die Stimmung nach dem Camp beschreiben?
Stamm: "Nach dem Testspiel war die Stimmung nicht so gut. Aber es ist gut, dass es so ist. Der Fan-Abend hat das alles ein wenig relativiert. Am Ende ist es auch 'nur' Fußball. Da gibt es so viele Themen drum herum, die deutlich wichtiger sind. Solche Gespräche erden, zeigen aber trotzdem, dass das, was wir tun, für viele Menschen sehr wichtig ist.
Die Stimmung ist gut, es wächst was zusammen. Nach zwei Wochen kann man aber noch nicht behaupten, dass wir ein verschworener Haufen sind. Wie soll das möglich sein? Es geht aber in eine gute Richtung."
TAG24: Gibt es Spieler, die sich in den Tagen besonders empfohlen haben?
Stamm: "Klar gibt es ein paar Jungs, die am Ende schwer wegzudenken sind. Ich werde sie nicht nennen, weil ich auch nicht finde, dass das gut wäre. Wir zeigen den Jungs, wenn sie etwas gut machen. Wenn aber einer mal einen Fehler macht, dann ist die Tür für ihn nicht direkt zu. Die ist für alle offen. Alle machen es gut und drängen sich auf - soweit man das nach zwei Wochen beurteilen kann. Natürlich gibt es ein paar Jungs, um die du schwer herumkommen musst."
Dynamo Dresden will sich noch verstärken
TAG24: Hat es sich andersherum bei Spielern angedeutet, dass es in der Saison eher schwierig werden könnte?
Stamm: "Natürlich hat es vielleicht in den zwei Wochen einer nicht so gut gemacht. Wir haben aber auch manchmal gute oder schlechte Tage. Wenn ich jetzt zwei Namen nenne und die machen es in den nächsten drei Wochen überragend, dann wäre das nicht sinnvoll. Nach zwei Wochen ist das deutlich zu früh.
Natürlich sammelt man im Trainerteam Eindrücke. Die Leistungsdiagnostik machen wir nicht einfach nur, damit jemand in der Uniklinik beschäftigt ist. Wir wollen intensiven Fußball spielen, da musst du fit sein. Du sammelst überall Informationen, die ergeben ein Bild. Aber das ist noch lange nicht so weit, dass man etwas erkennt."
TAG24: Stehen bereits die ersten Gerüstteile der Stamm-Elf?
Stamm: "Die Mannschaften in den Testspielen waren bewusst zusammengestellt, um zu schauen: Was kann funktionieren, was nicht? Ich würde schon sagen, dass wir bei fünf oder sechs Spielern sind, die ein gutes Gerüst geben werden. Doch auch bei denen hat in den zwei Wochen nicht alles geklappt. Losgelöst von dem Testspiel kann man mit einem guten Gefühl rausgehen und sagen: Da kann sich was entwickeln."
Thomas Stamm spricht vom Aufstieg, ohne ihn zu nennen
TAG24: Wo im Kader sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Stamm: "Wir haben noch ein, zwei Gedanken im Kopf, wo wir Verbesserungsbedarf sehen. Ich werde aber keine Positionen nennen, weil wir prinzipiell sehr gut aufgestellt sind. Vielleicht kann ein anderer Charakter uns aber noch ein Stück weiterbringen, zum Beispiel bei Standardsituationen. Da gibt es Spieler, wo wir das Gefühl haben. Es spielen aber auch noch ein paar andere Dinge mit rein. Es muss passen, und an dem Punkt sind wir noch nicht, dass es für alle Seiten passt.
Wir verschließen uns nicht, Qualität dazuzuholen. Wir müssen den Kader aber nicht verbreitern. Es muss auch nicht sofort sein. Klar ist es im Trainingslager besser, aber auch Spieler, die kurz vor dem Start dazukommen, können nach vier Wochen schon ein fester Bestandteil der Mannschaft sein."
TAG24: Haben Sie einen Wunsch für die kommende Saison?
Stamm: "Dass wir zum Ende der Runde ganz weit vorne sind. Ein oder zwei Plätze weiter vorne als letztes Jahr wäre schön. Aber jeder will das Maximum erreichen. Das geht vielen in der Liga so."
Titelfoto: Lutz Hentschel