Ultras wollen Fanshop zu 100 Prozent zurück: Dynamo sieht zu großes Risiko!
Dresden - Viele wussten nicht, was hinter dem Banner im K-Block am Sonntag beim Spiel gegen Essen steckte. Das halb verdeckte Dynamo-Logo mit einem Tortendiagramm verschiedener Firmen, darunter der Spruch "Das Geld ist nicht weg, es ist nur woanders." Es geht um den Fanshop.
Die Ultras wollen, dass der Verein auch die zweiten 50 Prozent kauft, alles wieder in eigener Hand ist. Aber will das auch die SGD?
Momentan wohl eher nicht. 2009 wurde die SG Dynamo Dresden Merchandising GmbH gegründet und der Fanshop darin ausgelagert. Ziel: minimales Risiko für den Verein, der 22 Prozent des Umsatzes abbekam.
Jetzt ist das Merchandising in den vergangenen Jahren im Fußball ein Millionengeschäft geworden, auch für Dynamo. Die GmbH hat sich Jahr für Jahr entwickelt und immer größere Umsätze generiert.
Nach Mitgliederbeschluss wurden im Juni 2023 bereits 50 Prozent der Anteile am Fanshop zurückgekauft. Die Ultras wollen alles, das haben sie gegen Essen zum Ausdruck gebracht. Das wird wohl auch Thema zur Mitgliederversammlung am 16. November werden.
Dass eine komplette Übernahme in die Hose gehen kann, zeigt Bundesligist St. Pauli. Die Hamburger hatten das Dresdner Model, haben sich vor drei Jahren entschieden, alles zu übernehmen, und machten einen Millionen-Verlust - und gehen nun zurück zum alten Weg.
Streitthema Merchandising GmbH: Dynamo gehören 50 Prozent, die Fans wollen alle Anteile zurück
Vorgesehen ist Stand heute, dass 2025 die zweiten 50 Prozent erworben werden, doch der Verein hat unterschiedliche Konzepte ausgearbeitet - unter anderem 2028 den Rest komplett zurückzuholen. Die Gründe sind finanzieller Natur.
Während die Ultras der Meinung sind, auch mal Geld zu verlieren, dafür aber dafür Identität und Vertrauen zu gewinnen, so schreiben sie es in ihrem "Zentralorgan", kann sich das der Verein nicht leisten. Zwar würde der Umsatz wieder komplett in den Verein fließen, die Unkosten (Einkauf, Lager, Personal, Infrastruktur, Lieferketten) aber auch.
Diese wurden bisher über den zweiten Anteilseigner, die egocentric Holding GmbH, abgedeckt. Dazu käme der Kaufpreis. Der Verein müsste ganz von vorn anfangen, alles neu aufbauen.
Zu viel Risiko für die Verantwortlichen, die dafür auch haften würden. Zwar sehen die Zahlen rosig aus, aber nur für den Moment. Ohne Corona-Hilfen wäre die SGD aus der Saison 2023/2024 mit einem Minus von 2,3 Millionen Euro herausgegangen.
Stadt Dresden und die schwierige Haushaltsplanung
Ein Fakt kommt noch erschwerend hinzu: Die Stadt Dresden bastelt gerade am Doppelhaushalt 2025/2026.
Dynamo geht aufgrund der angespannten Haushaltslage davon aus, dass der Mietzuschuss fürs Stadion in den kommenden beiden Jahren nicht fließen wird.
Die fehlenden 1,5 Millionen Euro pro Jahr müsste der Verein ausgleichen. Der Kauf der zweiten 50 Prozent plus dieser Punkt - insgesamt ein zu hohes finanzielles Risiko.
Titelfoto: Lutz Hentschel