Randale trüben Dynamo-Aufstieg: 185 Polizisten verletzt, Soko "Hauptallee" ermittelt
Dresden - Mit einem Großaufgebot hat die Polizei am Sonntag das letzte Heimspiel von Fußball-Drittligist Dynamo Dresden gegen Türkgücü München abgesichert. Das Match endete mit einem deutlichen 4:0 für die SGD. Viele Fans feierten rund um das Stadion friedlich die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Einige wenige Chaoten trübten das Bild.
Während des Matchs und nach Abpfiff wurden Einsatzkräfte attackiert.
Obwohl der Verein vor der Partie genau wie Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (49, FDP) an die Anhänger appelliert hatte, nicht zum Stadion zu kommen und zu Hause zu bleiben, versammelten sich noch vor dem Anpfiff Tausende Fans um die Spielstätte.
Vereinzelt zündeten Anhänger Pyrotechnik.
Hier lest Ihr, was im und um das Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion am Sonntag geschah.
Update, 17. Mai, 15.51 Uhr: Mit Besorgnis und Entsetzen reagieren sächsische Politiker auf die Ausschreitungen am Rande des Drittliga-Spiels in Dresden. Die Reaktionen auf die Krawalle lest Ihr im Artikel: "Politik entsetzt über Dynamo-Randale: Rohe Gewalt hat mit Sport nichts mehr zu tun" nach.
Update, 17. Mai, 15.46 Uhr: Auch die Rettungskräfte haben am Montag eine Bilanz zum Stand der Verletzungen veröffentlicht. Beim MANV1-Alarm (MANV = Massenanfall von Verletzten) mussten 44 Personen medizinisch versorgt werden. Der Großteil davon kam in umliegende Krankenhäuser.
Update, 17. Mai, 15.43 Uhr: Die Polizei hat die Bilanz vom Sonntag am Montag noch einmal aktualisiert. 185 Polizeibeamte wurden am Sonntag verletzt. Das Gros davon wurde von Flaschen, Steinen und Pyrotechnik getroffen. 155 Beamte davon sind momentan dienstfähig, die übrigen 30 können ihren Polizeidienst derzeit nicht ausüben.
40 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Es handelt sich dabei um Männer zwischen 18 und 69 Jahren, die mittlerweile wieder freigelassen wurden. 32 Straftaten wurden während des Einsatzes bisher bekannt. Dabei handelt es sich um Beleidigungen, Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und schweren Landfriedensbruch. Darüber hinaus wurden 103 Verstöße gegen die Sächsische Corona-Schutz-Verordnung geahndet.
Um die Vorfälle aufzuarbeiten, wurde die Sonderkommission "Hauptallee" ins Leben gerufen.
Update, 16. Mai, 22.12 Uhr: Aufstieg, Feierlichkeiten, Ausschreitungen, die Angemessenheit des Polizei-Einsatzes. TAG24-Redakteur Thomas Nahrendorf ordnet die heutigen Ereignisse ein. Mehr dazu lest Ihr in seinem Kommentar zum Dynamo-Aufstieg.
Update, 16. Mai, 21.48 Uhr: Die Polizei bilanziert wie folgt: Rund 1100 Beamte waren im Einsatz. Die Dresdner Polizei erhielt Unterstützung von Kollegen der Bereitschaftspolizei aus Brandenburg sowie der Bundespolizei. 11 Polizisten wurden verletzt und mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Mindestens ein Dutzend Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. 30 Personen kamen in polizeilichen Gewahrsam. 17 Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz wurden eingeleitet.
"Die erschreckenden Szenen rund um das Rudolf-Harbig-Stadion haben gezeigt, dass die Deeskalationsstrategie der Polizei nur dann funktioniert, wenn beide Seiten das auch wollen. Wir haben bis 15:30 Uhr ganz klar auf Kommunikation gesetzt. Als dann aber mindestens 500 Gewaltbereite unsere Polizeibeamten im Großen Garten unvermittelt und massiv mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Steinen angriffen, fand diese Strategie zwangsläufig ihr Ende", kommentierte Polizeipräsident Jörg Kubiessa (56). Auch Medienvertreter wurden attackiert. Gegen ein 38-Jährigen wird wegen Körperverletzung ermittelt, nachdem ein Kamerateam auf der Hauptallee im Großen Garten attackiert wurde. Zudem wurde ein 17-Jähriger, der mit einem Fotoapparat unterwegs war, angegriffen. Er war "möglicherweise journalistisch tätig" schreibt die Polizeidirektion Dresden.
Update, 20.50 Uhr: Die Chaoten trüben das Bild des eigentlich schönen Tages. Die Mehrzahl der Dresdner Anhänger hat friedlich den Aufstieg der SGD in die 2. Bundesliga gefeiert. Mehrere Fans hinterfragen nun auch, ob der massive Polizei-Einsatz vor dem Stadion angemessen war und ob nicht das massive Polizeiaufgebot und die drastischen Absperrungen zur Eskalation der Lage beigetragen haben. Auch diese Frage wird genau wie die Frage nach den Tätern in den kommenden Tagen zu klären sein.
Update, 20.37 Uhr: Im Laufe des Abends wird die Abschlussbilanz der Polizeidirektion Dresden folgen. Einsatzkräfte werden weiterhin in der Stadt Präsenz zeigen, kündigt die Polizei Sachsen via Twitter an.
Update, 20.06 Uhr: Wer sind die Randalierer von Dresden? Diese Frage muss in den nächsten Tagen geklärt werden. Die Chaoten, die rings um das Dresdner Stadion am Sonntag gewütet haben, sind laut David Begrich, einem Rechtsextremismus-Experten, der Misch-Szene zuzuordnen. Wie er gegenüber TAG24 erklärte, stammen sie sowohl aus dem Dresdner Hooligan-Umfeld als auch aus der rechten Szene.
Update, 19.31 Uhr: Mittlerweile entspannt sich die Lage rund um das Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion weiter. Laut Polizei ist nur noch die Lennéstraße gesperrt.
Update, 19.11 Uhr: Klare Worte des Dresdner Oberbürgermeisters: "Die Gewalt am Stadion gegenüber den Einsatzkräften ist nicht akzeptabel“, erklärte Dirk Hilbert (49, FDP) am Abend.
"Wir müssen als Gesellschaft in den vergangenen Monaten auf eine Menge verzichten und auch unsere Grundrechte wurden stark eingeschränkt. Umso geringer ist mein Verständnis, wenn sogenannte Fußballfans meinen, sie würden außerhalb dieser geltenden Regeln und Gesetze stehen. Die Gewalt und Aggressivität nach Spielende sind leider ein bitterer Beigeschmack für diesen sportlich so wichtigen Tag. Leider erinnern diese Bilder auch an den Aufstieg 2016 und schon damals konnte man sich nur für das Verhalten einiger Personen nur schämen. Ich hoffe sehr, dass sich der Verein aktiv mit diesen Ereignissen auseinandersetzt und bis zum Beginn der Saison in Liga 2 auch Antworten und Konzepte liefern kann. Denn die leidtragenden sind vor allem die Fans, die seit Monaten geduldig auf die Rückkehr ins Stadion warten und dafür auch Verantwortung übernommen haben", so das Dresdner Stadtoberhaupt.
Update, 18.58 Uhr: Dynamo Dresden bedauert die Vorkommnisse rund um das Spiel gegen Türkgücü München. "Hier gibt es viel aufzuarbeiten, wenn der Polizeieinsatz vor dem Stadion abgeschlossen sein wird", so der Verein auf Twitter. "Es ist sehr schade, dass dieser Tag so schwer beschädigt wurde".
Update, 18.51 Uhr: Die Situation rund um das Stadion hat sich laut Polizei mittlerweile etwas entspannt. Laut Polizei Sachsen sind Kriminaltechniker auf der Lennéstraße unterwegs gewesen, um Beweismittel zu suchen und haben dabei diverse Gegenstände sichergestellt. Laut Informationen von TAG24 wurden bisher 11 Polizisten verletzt.
Update, 18.30 Uhr: Wie die Polizei Dresden via Twitter vermeldet, haben mittlerweile der Spielerbus von Heim- und Gast-Mannschaft das Stadion verlassen.
Update, 18.13 Uhr: Die Polizei bittet Autofahrer aufgrund des Einsatzes, der weiterhin andauert, das Gebiet rund um Stadion, Lennéplatz und Straßburger Platz weiträumig zu umfahren.
Update, 18.10 Uhr: Dynamos Oldie Marco Hartmann appelliert an die Fans nach den Vorkommnissen des Nachmittags: "Geht bitte nach Hause", meint der 33-Jährige. Er ergänzt, dass der Aufstieg gebührend gefeiert werden müsse, aber nicht heute und die Mannschaft auch nicht mehr raus zu den Anhängern kommen würde.
Update, 18.02 Uhr: In der Torwirtschaft im Großen Garten gibt es Bier und alkoholfreie Getränke für alle friedlichen Fans.
Update, 17.52 Uhr: Auch fast zwei Stunden nach Abpfiff des Matchs ist die Lage noch nicht wieder ruhig. Die Polizei wird weiterhin mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen. Ungefähr 500 Randalierer stehen den Einsatzkräften an der Lennestraße gegenüber.
Update, 17.41 Uhr: Die Feuerwehr muss sich um zahlreiche Verletzte kümmern und hat deshalb MANV-Alarm ausgelöst.
Update 16.52 Uhr: Die Polizei versucht weiter die Konfrontation zu meiden, muss sich an der Lennéstraße in Höhe der Helmut-Schön-Allee allerdings immer wieder Platz verschaffen, berichtet die Polizei Sachsen auf Twitter.
Update, 16.43 Uhr: Mehrfach muss die Polizei Wasserwerfer einsetzen, berichtet die Polizei Sachsen auf Twitter. Ein Wasserwerfer wurde auf der Lennestraße bis zur Helmut-Schön-Allee vorgezogen.
Update, 16.26 Uhr: Es hört nicht auf! Auch nach Abpfiff berichtet die Polizei über Attacken mit Flaschen und Pyrotechnik durch teilweise vermummte Fans auf Twitter.
Update, 16.14 Uhr: Die Polizei hat Wasserwerfer eingesetzt, damit Dynamo-Fans zurückgedrängt. Zudem wird an Fans appelliert, sich von anderen Anhängern, die Polizisten mit Flaschen oder Pyrotechnik bewerfen, zu distanzieren.
Update, 16.07 Uhr: Ein Video aus dem Netz zeigt, wie Polizisten bereits mit der 2. Hälfte mit Pyrotechnik attackiert wurden. Die Polizei drängt die Fans zurück in Richtung Großer Garten.
Update, 16.00 Uhr: Es ist geschafft. Dynamo steigt in die 2. Liga auf. Der Spielbericht liefert noch einmal einen Rückblick auf die 90 Minuten.
Update, 15.51 Uhr: Nach TAG24-Informationen wurden Einsatzkräfte von Fans mit Pyrotechnik beworfen. Etwa 40 Querdenker, die in der Innenstadt unterwegs waren, zerstreuten sich, als sich die Polizei ihnen näherte.
Update, 15.46 Uhr: In wenigen Minuten ist es soweit. Dynamo Dresden kehrt nach einjähriger Pause in die 2. Bundesliga zurück.
Update, 15.25 Uhr: Heinz Mörschel trifft zum 3:0. Philipp Hosiner bereitet traumhaft vor. In einer knappen halben Stunde ist Dynamo Dresden wieder Zweitligist.
Update, 15.20 Uhr: Ebenfalls um den Aufstieg in die 2. Bundesliga kämpft heute der TSV 1860 München. Die Löwen liegen im Derby gegen Bayern München II. mit 1:2 zurück. Das Ergebnis kann den Dresdnern aber egal sein. Mit einem Sieg machen sie den großen Traum von der Rückkehr in die 2. Bundesliga von selbst perfekt.
Update, 15.06 Uhr: Der Ball rollt wieder in Halbzeit zwei. Noch 45 Minuten für Dynamo bis zum Aufstieg.
Dynamo-Fans zünden Pyrotechnik
Update, 14.52 Uhr: Halbzeit in Dresden: Dynamo führt mit 2:0 gegen Türkgücü München und ist damit auf Kurs in Richtung 2. Liga.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa