Pfiffe, Beleidigungen, Schmähbanner: Bröckelt Dynamo in die 3. Liga?
Dresden - 13 Spiele ohne Dreier und die Stimmung am Siedepunkt: So einiges erinnert bei Dynamo Dresden gerade an die Abstiegssaison 2013/14. Damals kam es am letzten Spieltag im Rudolf-Harbig-Stadion sogar zum Eklat.
"Ihr habt eine Stunde, um unsere Stadt zu verlassen", stand vor acht Jahren auf einem großen Banner, Sicherheitskräfte mussten einige Spieler aus dem Stadion begleiten.
Den Negativrekord von damals hat die jetzige Mannschaft bereits eingestellt. Bleiben die Schwarz-Gelben auch am Freitag in Düsseldorf ohne drei Punkte, wäre der mit 14 Partien hintereinander ohne Sieg sogar übertroffen. 2014 stieg man mit nur 32 Zählern ab, derzeit sind es 29.
Heute wie auch damals Dresdens größtes Problem: Die fehlende Offensivkraft. Mit nur 28 Toren stellt das Team von Guerino Capretti (40) die zweitschwächste Offensive, vor acht Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 32 Treffer. Die Fans hatten bereits nach dem torlosen Remis gegen Holstein Kiel gezeigt, was sie von der Mannschaft aktuell halten. "Das war eine schwierige Stimmung", gibt Tim Knipping zu.
Dynamos Kapitän suchte den Dialog, nachdem es nicht nur aus dem K-Block ordentlich Pfiffe und Beleidigungen gehagelt hatte. Es wurde intensiv diskutiert. "Ich habe appelliert, dass es nur zusammen geht. Es bringt nichts, wenn draufgehauen wird", erklärt der 29-Jährige.
Dynamo Dresden: Fanszene macht Druck
Auch in den "sozialen Medien" wird der Ton immer rauer. Da wird inzwischen nicht nur die Entlassung von Sportgeschäftsführer Ralf Becker (51) und Chef-Kaderplaner Kristian Walter (37) gefordert, auch Capretti soll nach nicht einmal 50 Tagen im Amt wieder gehen.
Von Gemeinschaft ist derzeit wenig zu spüren. Die Mannschaft scheint sich jeglichen Kredit verspielt zu haben und auch zwischen aktiver Fanszene und dem Verein werden die Risse immer größer.
Sichtbar wurde das unter anderem durch zwei Banner beim letzten Heimspiel. "Halts Maul DFB Ronny!", stand auf einem vor dem K-Block geschrieben. Gemeint war Pressesprecher Ronny Zimmermann, der früher beim DFB angestellt war. Nach TAG24-Informationen bezog sich der Kommentar auf die öffentliche Distanzierung des Vereins von den Vorfällen im Schalke-Spiel, speziell die darin auch erwähnte Pyrotechnik.
Ein weiteres Banner, das sich wohl auf eine Razzia der Polizei vergangene Woche bezog, machte das ebenfalls deutlich. Als es der Ordnungsdienst von der Gegentribüne entfernen wollte, war zu sehen, wie eine Gruppe - teils maskierter - Fans verdeutlichte, dass es besser hängen bleiben sollte.
Punkt 1 des gemeinsam formulierten Leitbilds scheint derzeit nur Makulatur.
Leitbild der SGD, Punkt 1
Wir sind die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden. Unsere Urkraft liegt im Zusammenhalt, erwachsen aus Erfolgen, Niederlagen und Umbrüchen. Unser Wappen tragen wir mit Stolz.
Unser Auftritt ist geschlossen – auf dem Rasen, auf den Rängen, überall und zu jeder Zeit.
Titelfoto: Lutz Hentschel