Ausgerechnet dort, wo er einst bittere Tränen vergoss: Leidenszeit von Ex-Dynamo Schubert beendet
Dresden - Es sind Geschichten, die eben doch nur der Fußball schreibt: Am 10. November 2018 stand Markus Schubert (26) mit Tränen in den Augen auf dem Rasen des Rhein-Energie-Stadions. Mit 8:1 hatte der 1. FC Köln unter Trainer Markus Anfang (50) Dynamo Dresden nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen.
Die ärmste und tragischste Figur an diesem Tag war der Torwart, der bei jedem einzelnen Treffer machtlos war. Am Freitag hat der gebürtige Freiberger nach fünfeinhalb Jahren Abstinenz sein Comeback in der 2. Bundesliga gefeiert - und das ausgerechnet an derselben Stelle.
Dabei profitierte er von einem Keeper-Wechsel von Pelle Boevink (26) auf den Ex-Dynamo, den sein Trainer Lukas Kwasniok (43) beim SC Paderborn vor dem Spiel vollzogen hatte. Der Verein aus Ostwestfalen gewann mit 2:1. "Er hat etwas, was der heutigen Torwart-Genration etwas verloren gegangen ist: diese gewisse Beklopptheit. Wenn man Schubi aus drei Metern einen Ball ins Gesicht schießt, fragt er: 'Warum nur weich?' Das tut uns in dieser Phase vielleicht auch gut", hatte der Coach vor der Partie gesagt.
Viel zu tun bekam Schubert in Köln dieses Mal nicht, das, was er halten musste, hielt er. Fest steht, dass er auch am Mittwochabend im DFB-Pokal gegen Werder Bremen (18 Uhr) daheim zwischen den Pfosten stehen wird.
Bereits in der ersten Runde, beim klaren 4:0-Sieg beim Bremer SV, stand er im Tor. Paderborn hatte Schubert im Sommer nach drei Jahren zurück nach Deutschland geholt.
Markus Schubert wechselte 2019 zum FC Schalke 04 und sorgte damit bei Dynamo Dresden für Empörung
Dynamo wollte den Keeper 2019 unbedingt halten, doch er entschied sich, ablösefrei zum FC Schalke 04 zu wechseln.
Sein "Management" habe ihn "verarscht", sagte damals Sportgeschäftsführer Ralf Minge (64) und hielt den Schritt in die Bundesliga für Schubert mit 21 Jahren für verfrüht.
Er sollte recht behalten, denn für den Keeper begann eine Zeit, die er sich mit Sicherheit anders vorgestellt hatte. Bei den Königsblauen bestritt er in zwei Jahren nur neun Partien in der Bundesliga, stand dabei immer wieder in der Kritik. 2020 erfolgte eine Leihe zu Eintracht Frankfurt, wo Schubert kein einziges Mal zwischen den Pfosten stand.
2021 wechselte er schließlich in die Niederlande zu Vitesse Arnheim, wo seine Karriere neuen Schwung aufnehmen sollte. Das funktionierte in der ersten Spielzeit auch, er stand 29 Mal im Tor, doch zu Beginn der Saison 2023/24 fiel er aufgrund einer Knie-OP aus, anschließend gab es einen Trainerwechsel.
So pendelte Schubert nur noch zwischen Bank und Tribüne, wollte den Klub schon im Winter verlassen, was jedoch nicht glückte. Nun ist er gänzlich zurück und in der 2. Bundesliga angekommen. In den kommenden Wochen kann er sich und seinen Kritikern beweisen, was alles in ihm steckt.
Titelfoto: Bildmontage: Marius Becker/dpa, IMAGO / Jörg Schüler