Lieber den Spatz in der Hand! Dynamo-Coach Anfang scheut das große Risiko
Dresden - Achtung, Wortspiel: Dynamo-Trainer Markus Anfang (49) war am Ende der Spatz in der Hand lieber. Beim 0:0 gegen Spitzenreiter Ulm scheute er im Spiel zehn gegen zehn - Ulms Romario Rösch (24) sah nach 30 Minuten die Ampelkarte, Kevin Ehlers (23) mit dem Pausenpfiff Rot - das komplette Risiko. Die drei defensiven Wechsel bewiesen das - auch wenn er es anders sah.
Kein Lucas Cueto (27), kein Robin Meißner (24), kein Dennis Borkowski (22), dafür aber einen nach 70 Minuten völlig ausgelaugten Stefan Kutschke (35) bis zum Schluss auf dem Platz: Unter den 28.500 einheimischen Fans im Rudolf-Harbig-Stadion soll es einige gegeben haben, die all das nicht verstanden haben.
Eine Partie zehn gegen zehn ist nicht alltäglich, vor allem nicht über 45 Minuten, und für einen Trainer sicher nicht ganz einfach zu managen. Trotzdem hätte man sich mehr Mut gewünscht.
Anfang brachte Luca Herrmann (25) für Ahmet Arslan (29), Jonas Oehmichen (20) für Jakob Lemmer (23) und Jonathan Meier (24) für Tom Zimmerschied (25). Die Offensiven blieben draußen. Warum?
"Die Erklärungen sind einfach", sagte Anfang nach den knüppelharten 90 Minuten: "Ich hatte das Gefühl, 'Ahmo' war nicht gut in der Partie. Luca hat dann gut gespielt. Wir brauchten so einen Spielertyp, der von der Sechs aus arbeiten kann."
Markus Anfang wählt gegen den SSV Ulm die sicheren Varianten
"Mit 'Oehmi' wollten wir einen Jungen bringen, der mit viel Power und Energie kommt. Und dann war die Frage auf der linken Seite, als Zimmerschied raus war. Bringst du mit Cueto die offensive Variante, um alles auf Sieg zu stellen? Oder bringst du mit Meier einen, der hoch und runtergehen kann, auch mal die defensiven Läufe mitmacht, die hintere Linie vereidigt?", beantwortete der Coach seine eigene Frage defensiv.
Die Erklärungen von Anfang leuchteten ein, aber sie waren auch von Angst geprägt. Der Coach hatte bei all seinen Überlungen das Halle-Spiel im Kopf. Da wechselte er seinen Kapitän aus und brachte Meißner. Beim entscheidenden Standard fehlte Kutschke als Abräumer - 0:1.
Das wollte der Coach verhindern, ließ seinen Ältesten auf dem Platz, der defensiv ackerte. Aber nach vorn fehlten ihm genau die Körner.
"Wir haben uns überlegt, ob wir Kutschke rausnehmen und einen Frischen vorn reinbringen. Durch die großen Spieler beim Gegner mussten wir uns Gedanken machen, wie verteidigen wir sie dann bei Standards. 'Meiße' hat nicht die Körpergröße wie 'Kutsche'."
Und so blieb es beim Spatz in der Hand, der Dynamo Dresden zumindest wieder auf Rang zwei führte.
Titelfoto: Bildmontage: Lutz Hentschel