Knorpelschaden im Knie: Dynamos Herrmann braucht noch viel Geduld
Dresden - 18. Dezember 2021 in Ingolstadt: In der 26. Minute kommt Luca Herrmann (23) für Robin Becker (25) ins Spiel. Beim 0:3 bleibt er bis zum Schluss auf dem Rasen. Es sind bis heute die letzten Minuten für den 23-Jährigen im Trikot von Dynamo Dresden. Seither setzt ihn ein Knorpelschaden im Knie außer Gefecht. "Es geht hier vor allem um den Menschen", sagt Trainer Markus Anfang (48).
Die Leidenszeit von Herrmann, der im Juli 2021 aus Freiburg kam, nimmt in Dresden kein Ende. Er spielte im Vorjahr die ersten beiden Partien, dann fehlte er wegen einer Knieverletzung. Danach durfte er sechsmal ran, musste aufgrund einer Corona-Erkrankung Ende November pausieren, kämpfte sich wieder ins Team und dann kam der Januar.
Knorpelschaden, OP, Reha, eine zermürbende Zeit für ihn.
"Er ist ein ganz lieber Kerl. Am liebsten würde ich ihn den ganzen Tag in den Arm nehmen und sagen: Alles wird gut. Das mache ich auch hier und da.
Aber da braucht es Geduld", sagt Anfang und wird nachdenklich: "Da geht es auch um den Menschen. Was seine Karriere betrifft, ist das eine. Aber es geht um den Menschen. Er will sich durchs Leben bewegen. Er will irgendwann mal mit seinen Kindern spielen. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Probleme mit dem Knie sind nicht so gut."
Leidenszeit von Luca Herrmann: Dynamo-Profi spielte zuletzt am 18. Dezember 2021
Dass sich Herrmann eingestehen muss, dass es körperlich für eine lange Profi-Karriere nicht reicht, so weit ist er noch nicht.
"An den Punkt musst du erst kommen, dass du für dich alles ausprobiert und getestet hast. Wenn es in dir selbst reift, dann hast du auch die Überzeugung, dass es der richtige Schritt ist. Aber wenn du frühzeitig aufhörst und dir dann vorwirfst: ,Hätte ich es mal weiter probiert.' Die Zeit ist dann weg, die kriegst du nicht wieder. Also von daher: Geduld", sinniert Anfang.
Herrmann wird alle Unterstützung von seinem Trainer für den Weg zurück auf den Rasen bekommen. Er hält zu ihm.
"Als ich hergekommen bin, war er frustriert. Er konnte nur Fahrrad fahren. Jetzt geht er laufen. Das ist ein großer Fortschritt für ihn. Luca macht schon Schritte nach vorn. Kleine, aber die macht er. Entscheidend wird es irgendwann mal werden, wenn er in die Hauptbelastung kommt. Wo er Dinge machen muss, die das Knie belasten, wo er Richtungswechsel machen muss. Die muskuläre Stärke in den Beinen ist nicht so. Es bräuchte da mehr Qualität", so der 48-Jährige.
Herrmann wird daran arbeiten, wenn es möglich ist. Und er muss eins beweisen, auch wenn es schwerfällt: Geduld!
Titelfoto: Imago / jan Hübner