Kauczinski vor Rückkehr zu Dynamo: "Ich brauche keine Genugtuung!"
Dresden - Markus Kauczinski (53) ist in dieser Woche besonderes gefragt. Logisch, dass sich alle Medien um Dynamos Ex- und heutigen Coach von Wehen Wiesbaden reißen. Denn sein Abgang aus Dresden war nicht freiwillig und morgen kann er der SGD gehörig in die Aufstiegssuppe spucken. TAG24 hat mit ihm darüber gesprochen.
TAG24: Sie sind in dieser Woche ein gefragter Mann, wie gehen Sie damit um?
Kauczinski: "Prinzipiell ist es in Wiesbaden alles etwas ruhiger, ich bin aber auch von meinen Stationen vorher gewöhnt, dass das Medien-Interesse größer ist. Das gehört zum Job und einfach dazu."
TAG24: Zeigt auch, dass die Konstellation morgen eine besondere ist...
Kauczinski: "Es spitzt sich zu. Am 7. Spieltag ist das sicherlich anders als am viertletzten. Die Umstände machen das besonders, anders kann man es nicht empfinden."
TAG24: Auch die persönlichen? Sie waren fast anderthalb Jahre in Dresden. Wie blicken Sie zurück?
Kauczinski: "Gar nicht, erst recht nicht mit einem schlechten Gefühl. Wir haben ja auch schon gegen Dresden das Hinspiel gespielt und mit 1:0 gewonnen. Ich brauche also keine Genugtuung – auch wenn das gerade jeder am liebsten von mir hören will. Beim Sieg habe ich mich für meine Mannschaft gefreut und es macht keinen Sinn, irgendetwas in seinem Leben mitzuschleppen. Ich will ein normales Leben führen und bin mit meinem Verein im Hier und Jetzt."
Kein Groll gegenüber Dynamo Dresden: Markus Kauczinski konzentriert sich nur auf Wiesbaden
TAG24: Sie hegen somit keinen Groll über Ihre Entlassung wenige Spieltage vor dem Saisonende?
Kauczinski: "Geschichte ist Geschichte, ich bin entspannt und freue mich auf Dresden. Ich mag die Menschen da, bin aber dort, um Fußball zu spielen. Ich bin also nur im Stadion und sonst im Hotel. Es ist emotionslos."
TAG24: Es gibt ehemalige Spieler, die sagen, der Trainerwechsel damals war nicht notwendig. Man wäre auch mit Ihnen aufgestiegen…
Kauczinski: "Das haben mir auch viele gesagt, ja."
TAG24: Nun können Sie Dynamo nicht nur ein Bein in Sachen Aufstieg stellen, Sie können auch zeigen, dass Sie Aufstieg können. Vielleicht doch eine kleine Rache?
Kauczinski: "Ich bin da ganz bei uns. Wir wollen punkten und ein gutes Spiel machen. Ich gönne niemandem etwas Schlechtes, jeder soll das bekommen, was er verdient hat. Dynamo hat eine gute Rückrunde gespielt und wenn sie am Ende besser sind als alle anderen, dann sollen sie das holen. Und wenn wir am Ende besser sind, dann haben wir es verdient. Ich bin da sportlich."
TAG24: Ihrem Team schien zuletzt aber etwas die Luft auszugehen. Woran liegt das?
Kauczinski: "Die letzten sieben Spiele haben wir fünf gewonnen, eins Unentschieden gespielt und eins verloren. Da ist die Punktausbeute gut. Sechs oder sieben Mannschaften da oben haben ihre Qualität, wir sind keine Ausnahmeerscheinung und selbst Elversberg zeigt inzwischen, dass sie auch nur Menschen sind. Wir sind nicht das Bayern München der 3. Liga und es kommt vor, dass man auch mal nicht gewinnt. Wir haben aber bewiesen, dass wir nach solchen Phasen immer wieder aufstehen."
Kauczinski erwartet ein knappes Aufstiegsrennen - und hofft, ganz vorn dabei zu sein
TAG24: Fühlen Sie sich daher gerade ein klein wenig an die letzte Saison mit Dynamo erinnert?
Kauczinski: "Zu meinem Trainerleben gehören Siege und Niederlagen. Woran soll ich bei jeder Niederlage oder jedem Sieg denken? Alle meine Mannschaften haben sich gut entwickelt, ich stand mit allen oben und wir haben um den Aufstieg gespielt. Ich muss da nichts drin sehen."
TAG24: Was für ein Spiel erwarten Sie am Sonnabend?
Kauczinski: "Dresden wurde nicht umsonst als Favorit um den Aufstieg bezeichnet, die Rückrunde gibt ihnen recht. Es wird hart umkämpft, letztlich um Einstellung und Zweikämpfe gehen – gleichzeitig aber auch um Taktik und um alles, was den Fußball ausmacht. Es wird emotional, weil für beide Mannschaften etwas auf dem Spiel steht."
TAG24: Mit einem Remis könnte Sie Dresden zumindest auf Abstand halten.
Kauczinski: "Natürlich kommen wir, um zu gewinnen. Ich werde alles dafür tun, dass meine Mannschaft gut dasteht. Man kann vorher nie sagen, was gut oder schlecht ist. Sind wir super und haben viele Chancen, dann bin ich unzufrieden mit einem Punkt. Das kann man erst nachher bewerten."
TAG24: Wer macht am Ende das Aufstiegsrennen?
Kauczinski: "Puh, das kann man schwer sagen. Elversberg hat aufgrund des Polsters die besten Karten. Danach ist es ein offenes Rennen – ähnlich der letzten Saison, als Magdeburg vorneweg marschiert ist. Dahinter war es ähnlich dieser Saison ein Wimpernschlag-Finale."
Titelfoto: Lutz Hentschel