Heiko Scholz: Für zehn Salamis zu Chemie, für eine Million D-Mark zu Dynamo
Dresden - In der Jugend ausgebildet bei Dynamo, als 16-Jähriger wegdelegiert, wie es damals so schön hieß, und mit 24 im Jahr 1990 für viel Geld zurückgeholt: Heiko Scholz (57) war 1990 der erste Millionentransfer, den Dresden tätigte.
Zu klein und wohl als auch zu schwach wurde er damals in Dresden eingestuft. "Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Ich wurde bei Dynamo ausgebildet, dann schickte mich der Verein weg, um mich später für viel Geld zurückzuholen", sagt der heutige Co-Trainer der SGD.
Damals war er stolz, seine Eltern in Görlitz nicht ganz so: "Die Leute dachten, Scholz junior hätte selbst diese eine Million kassiert", lacht er in seiner typischen Art.
Scholz ging als Jugendlicher zur ISG Hagenwerder, begann eine Ausbildung als Instandhaltungsmechaniker. Bei einem Hallenturnier in Görlitz wurde Chemie Leipzig auf ihn aufmerksam und holte ihn 1984.
"Meine Ausbildung habe ich noch fertig gemacht. Der Prüfer sagte mir: 'Du bist ein lieber Mensch, aber tue uns einen Gefallen und arbeite nie in diesem Beruf.'"
Dynamo Dresden: Steiler Aufstieg für Heiko Scholz
Er hat sich daran gehalten, wurde Stammspieler in Leipzig. Der Transfererlös, den Chemie an Hagenwerder zahlte?
"Zehn Luftmatratzen, zwei exquisite Tango-Bälle und zehn Döbelner Salami", schüttet er sich aus vor Lachen: "Wahrscheinlich sind von den zehn Luftmatratzen nur fünf angekommen."
Über die Chemiker ging es zu Lok mit dem Höhepunkt Europapokalfinale 1987 in Athen gegen Amsterdam (0:1) und 1990 zurück zu Dynamo.
"Scholle" wurde zum Leistungsträger, stieg mit der SGD in die erste Liga auf, bestritt 32 Bundesligaspiele (vier Tore). 1992 verkaufte ihn Dynamo für 1,8 Millionen DM nach Leverkusen.
"Der Verein hatte also 800.000 Mark Gewinn gemacht. Ich war vorher mit Bayer-Manager Reiner Calmund essen, danach konnte ich das Angebot nicht mehr ablehnen."
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