Heftige Kritik an Dynamo-Sportchef Becker: "Machen keine Kompromisse mehr!"
Dresden - Dass Dynamo Dresden unter "atmosphärischen Störungen" leidet, wie es ein Redner so treffend formulierte, war auf der neunstündigen Ordentlichen Mitgliederversammlung am Sonnabend zu sehen und zu hören. Bei einem Thema waren sich aber alle einig: Die sportliche Bilanz lässt zu wünschen übrig. Sportgeschäftsführer Ralf Becker (52) sah sich heftiger Kritik ausgesetzt.
Der Punkt nahm weit über eine Stunde ein. Wie gelassen und ruhig Becker alles wegmoderierte, war erstaunlich. Trotz vieler berechtigten Kritiken gingen zwei, drei Wortmeldungen verbal tief in untere Körperregionen.
Becker begann mit der Feststellung: "17 Spiele, 23 Punkte, Platz neun - wir sind mit dieser Bilanz der bisherigen Saison natürlich nicht zufrieden." Er erklärte aber auch gleichzeitig, dass "wir zu 100 Prozent überzeugt von der Mannschaft und dem Trainerteam sind".
Coach Markus Anfang (48) stehe überhaupt nicht infrage. Dennoch hinkt Dynamo den eigenen Ansprüchen hinterher, obwohl alles dafür getan wurde, gleich wieder aufzusteigen.
Ob das überhaupt das Ziel sei, wollte ein Redner wissen. Becker antwortete mit einem klaren "Ja". Es war das erste Mal übrigens, dass der 52-Jährige dies öffentlich sagte.
Ab Dezember soll sich bei Dynamo Dresden einiges ändern
Das Geld ist auch da, das bestätigte Wirtschaftsprüfer Erik Istel bei der Vorstellung der Bilanz für das Spieljahr 2020/21. "Gebt es bitte auch dafür aus", gab er schmunzelnd mit auf den Weg.
Sportlich wird sich mit Trainingsbeginn am 8. Dezember einiges ändern. Becker will zusammen mit Anfang "die Zügel anziehen", wie er sagte.
"Man muss klar sagen, dass die Mannschaft im letzten Drittel der Hinrunde die Aufgabe nicht erfüllt hat und dass fast kein einziger Spieler das abgerufen hat, was wir von ihm erwarten. Deshalb werden wir ab dem Trainingsauftakt einige Dinge anders angehen, die Erwartungshaltung an die Spieler anders artikulieren, Privilegien wegnehmen, keine Kompromisse mehr machen", so Becker.
Und er fügte an: "In der Kabine müssen einige Dinge im Idealfall selber geregelt werden. Da haben wir Probleme, deshalb regulieren wir jetzt nach." Im Januar wird es auch kleine Veränderungen geben, ein, zwei Abgänge schloss er nicht aus: "Wenn man merkt, es passt nicht, muss man reden."
Der gebürtige Schwabe wurde auch gefragt, ob er zurücktreten werde, wenn Dynamo nicht aufsteigen sollte - und danach sieht es stark aus: "Ich habe einen Vertrag bis 2024. Wir müssen spätestens in der Saison 2024/25 in der 2. Bundesliga spielen. Das ist mein Auftrag, daran lasse ich mich messen, werde vorher aber nicht davonlaufen."
Titelfoto: Dennis Hetzschold