Gemeinsamer offener Brief: Ost-Klubs rebellieren gegen Pyro-Strafen
Dresden/Aue/Berlin - Die Klubs und aktiven Fanszenen aus dem NOFV-Gebiet haben sich nach ihrem offenen Brief gegen die Ansetzungspolitik erneut an die Öffentlichkeit gewandt. In einem am Freitag verbreiteten Statement fordern sie "eine konsequente Abschaffung der verbandsrechtlichen Bestrafung des Einsatzes von nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik und deren sofortige Aussetzung".
Missbräuchlich bedeutet in dem Fall den gezielten Einsatz gegen Personen oder Wurf auf das Spielfeld.
Choreos in den Blöcken sollen dagegen straffrei bleiben, anders als bisher, wo es teils empfindliche Strafen gegen die Vereine gab. Dynamo Dresden bekam erst kürzlich 119.100 Euro für die Mega-Pyroshow gegen den SV Darmstadt 98 in der zweiten DFB-Pokalrunde aufgebrummt.
Erzgebirge Aue musste Mitte vergangenen Jahres 35.000 Euro für die sehenswerte Weihnachtschoreo berappen. Das tut jedem Verein im Portmonee weh! Und dagegen wehren sie sich jetzt gemeinsam mit ihren aktiven Fanszenen.
Interessant: Unterzeichnet haben Vereine und Fanszenen gleichermaßen. Neben den Regionalligisten wie Carl Zeiss Jena (plus Südkurve Jena), FSV Zwickau (Fankurve E5 Zwickau), Chemnitzer FC (Fanszene Chemnitz) oder 1. FC Lokomotive Leipzig (Ultras 1. FC Lok Leipzig) beteiligen sich auch die Drittligisten Erzgebirge Aue (Erzbrigade Wismut Aue), Dynamo Dresden (K-Block Dynamo Dresden), Energie Cottbus (Ultima Raka & Ultras Energie) und Hansa Rostock (Südtribüne & Block 9A).
Kritikpunkt: Die Vereine bekommen zusehends wirtschaftliche Probleme durch die Strafen
Auch Zweitligist Hertha BSC (Ostkurve Hertha BSC) und weitere Klubs sowie Fanszenen aus dem NOFV-Gebiet schlossen sich an.
"Wir kritisieren im Detail, dass die Bestrafungen zusehends wirtschaftliche Probleme für die betroffenen Vereine (explizit, aber nicht nur in der 3. und 4. Liga) mit sich bringen und die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern", heißt es im gemeinsamen Papier.
Weitere Kritikpunkte sind unter anderem, dass die Vereinsverantwortlichen mittels Lizenzvereinbarungen zur Annahme der sportgerichtlichen Sanktionspraxis gezwungen werden und dadurch aufgrund aufkommender Interessenkonflikte ein Keil durch die Vereine getrieben wird.
Des Weiteren habe sich "durch die Entwicklung der Strafen/Strafzahlungen die Wahrnehmung und Bewertung von Pyrotechnik insofern verändert, dass der positive Einfluss auf die Atmosphäre in den Stadien oder der nicht vorhandene Einfluss auf das Spielgeschehen keine Beachtung findet" und "die Verbände in ihrer Praxis ein zunehmendes Sicherheitsempfinden beim Einsatz von Pyrotechnik und ausbleibende Verletztenzahlen ignorieren".
Titelfoto: Bildmontage: Picture Point/S. Sonntag, Lutz Hentschel