Ex-Sportboss von Dynamo bricht sein Schweigen: Das hätte Becker gern anders gemacht
Dresden - Seit seinem überraschenden Aus Anfang März dieses Jahres nach dem 0:1 gegen den Halleschen FC hat er geschwiegen.
Neun Monate später spricht Dynamo Dresdens Ex-Sportgeschäftsführer Ralf Becker erstmals über seinen Abgang. Der 54-Jährige wäscht keine dreckige Wäsche, gibt aber Einblicke.
1343 Tage war Becker im Amt - von Juli 2020 bis März 2024. Er stieg mit Dynamo sofort auf, gleich wieder ab und scheiterte im Jahr darauf unglücklich. Nach einer überzeugenden Hinrunde im Vorjahr geriet Dresden 2024 ins Stocken.
Niederlagen daheim gegen Sandhausen (0:1), Dortmund II (1:2), in Ingolstadt, Aue (je 1:2) und in Halle ließen die SGD vom sicheren Aufstiegskurs abkommen. Nicht Trainer Markus Anfang (50) wurde damals freigestellt, sondern Becker vom Aufsichtsrat.
"Ich habe auch nicht damit gerechnet, war sehr überrascht", erklärt er im Podcast "Schwarz-Gelb". "Der Zeitpunkt für diese Entscheidung, das muss man die Verantwortlichen fragen, war vielleicht ein bisschen unglücklich gewählt."
Und weiter: "Das Thema war wirklich weniger der Sport. Es ging um die Konstellation. Es gab eine Veränderung in der Struktur der Geschäftsführung, dadurch haben sich Kompetenzen ein bisschen verteilt. Das waren Themen, die ich immer wieder angesprochen habe, dass dies irgendwie mal geklärt werden muss. Dann wurde es wahrscheinlich durch meine Freistellung geklärt."
Das kreidet sich Ralf Becker im Nachhinein bei Dynamo Dresden an
Dynamo hatte nach dem Rücktritt von Jürgen Wehlend (59) als Geschäftsführer David Fischer (40) im August 2023 als Geschäftsführer Kommunikation eingestellt, mit Stephan Zimmermann (37) folgte zwei Monate später ein Finanzgeschäftsführer.
Mit Becker waren sie zu dritt. Im Sommer folgte Thomas Brendel (48) auf Becker.
Der Aufsichtsrat hatte dessen Entlassung im Geschäftsbericht zur vergangenen Saison damit begründet, dass "hinsichtlich Kommunikation, Zusammenarbeit, Transparenz, Führungsstärke und Identifikation das nötige Vertrauen fehlte", damit Dynamo "unter seiner Leitung die ambitionierten Vereinsziele würde realisieren können".
Becker dazu selbstkritisch: "Es gab klare Kompetenzen für den sportlichen Bereich. Die waren für mich in der Konstellation in Dresden nicht zu diskutieren. An der großen Richtung, der großen Linie hätte ich nichts anderes gemacht. Aber in der internen Kommunikation, im Mitnehmen bei dem ein oder anderen, da hätte ich das eine oder andere Gespräch mehr führen müssen."
Nach seiner Freistellung habe er Abstand gebraucht, sagt er im Podcast, um alles zu verarbeiten. 2025 sei er so weit, wieder bei einem Verein einen Job anzutreten.
Titelfoto: Lutz Hentschel