Ex-Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster: "Dresden ist immer noch anders"
Dresden - "Dresden ist anders!" Dieser Spruch wird ihn wohl bis in alle Ewigkeit verfolgen. Macht Volkmar Köster (62) überhaupt nichts. Im Gegenteil: "Dresden ist ja immer noch anders", setzt er mit dem ihm eigenen schelmischen Lächeln noch eins drauf.
16 Jahre ist es her, dass er bei Dynamo vom Hof gejagt wurde. Er hatte damals tatsächlich praktisch nur eine Stunde Zeit, die Stadt zu verlassen.
Lange vergessen und verziehen. Im Groll schaut der heute 62-Jährige nicht zurück. Im Gegenteil: "Es war eine schöne, eine gute Zeit, trotz aller Probleme. Ich habe von damals noch heute so viele Kontakte, die kann mir keiner nehmen. Und ich habe aus meiner Dresdner Zeit und meinen Fehlern viel für später gelernt."
1999 übernahm Köster als Geschäftsführer einen völlig maroden Verein. "Den Insolvenzantrag hatten wir praktisch ständig in der Schublade", erinnert er sich an stets leere Kassen.
Irgendwie - mit etwas Glück, viel Geschick und noch viel mehr Humor - gelang es ihm und seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen, Dynamo aus dem Gröbsten heraus und zurück in den Profifußball zu führen.
"Wenn es uns nicht gegeben hätte, würde es jetzt keinen 70. Vereinsgeburtstag geben", sagt er denn auch mal ganz unbescheiden, aber durchaus zu Recht.
Volkmar Köster legt den Finger in die Wunde von Dynamo Dresden
Mit "Dresden ist anders" kommentierte Köster im Herbst 2005 die Rücknahme der Entlassung von Trainer Christoph Franke (78), der dann schließlich doch gehen musste.
"Dresden ist immer noch anders", sagt Köster heute. Was er damit meint: "Du kannst die Zeiten natürlich nicht vergleichen. Dynamo als Verein aber vergleiche ich mit einer Sinuskurve. Dieses ständige sportliche Auf und Ab hält weiter an und wird weitergehen. Weil das System im Verein nicht funktioniert. Auf der einen Seite wollen alle mit- und reinreden - das könnte man nur mit einer Satzungsänderung beheben. Aber die wird's nicht geben."
"Dann dieses Postengerangel in den Gremien, gute Leute werden außen vor gelassen. Die Fans fühlen sich nicht mitgenommen. Es hat sich nichts geändert. Zudem fehlt mir bei vielen die Identifikation zum Verein, der sich ja auf seine Tradition beruft. Es sind praktisch alle auswechselbar."
Zu sehr will Köster aber dann doch nicht mit "seiner" SGD ins Gericht gehen. Zumal zu deren Geburtstag. "Gott sei Dank ist sportlich noch viel möglich. Und der sportliche Erfolg übertüncht am Ende alles."
Titelfoto: Lutz Hentschel