Er liebt Druck: Darum ist Dynamo-Torhüter Tim Schreiber mental so stark
Dresden - Torhüter Tim Schreiber (22) avanciert bei seinem "Herzensverein" Dynamo Dresden immer mehr zum Fels in der Brandung, zeigte in den vergangenen Spielen bärenstarke Leistungen. "Ich bin der letzte Mann vorm Tor und von mir aus muss die Ruhe kommen und das versuche ich in jedem Spiel meiner Mannschaft zu geben", erklärte der Keeper die Interpretation seiner Rolle im Team.
Von Anfang an war dem gebürtigen Freitaler klar, was in seiner Heimat auf ihn zukommt. Vor und nach seiner Unterschrift tauschte er sich mit Benny Kirsten (37) aus. Der Ex-Keeper der Schwarz-Gelben verdeutlichte ihm noch einmal, was es heißt, bei der SGD zwischen den Pfosten zu stehen: "Druck pur".
"Manche Leute finden es eher schwierig, in Drucksituationen zu gehen, manche gehen dem aus dem Weg, wir beide finden es geil", sagte Schreiber am Dienstag nach dem Training im Gespräch mit TAG24.
Dass er mit gerade einmal 22 Jahren so gefestigt wirkt, ist kein Zufall. Seit Jugendtagen arbeitet er immer wieder mit Psychologen zusammen. So auch in der vergangenen Saison in Saarbrücken. "Nicht, weil ich irgendein Problem habe, sondern weil ich mich in dem Bereich verbessern und meine Psyche trainieren wollte, um noch besser zu werden", berichtete er.
So ist es auch zu erklären, dass Schreiber die Pfiffe im Rudolf-Harbig-Stadion kaltließen, die es in dieser Saison bereits gab. Auch Kommentare im Internet prallen an ihm ab.
"Ich bin damit aufgewachsen und ich habe seit meiner Jugend daran gearbeitet, dass ich damit umgehen kann. Ich kann den einen oder anderen Fan hier auch verstehen manchmal, aber ich lasse so etwas null Komma null an mich heran", machte er klar.
Tim Schreiber ist mit 22 Jahren mental unheimlich stabil und lässt sich "nicht beirren"
In dieser Woche legte er die Themen Marketing, PR und Social Media in professionelle Hände, wird jetzt von der "Agentur Sender und Empfänger" vertreten.
Was sportlich für ihn zählt, ist der Austausch mit dem Trainerteam. "Man hat in den letzten drei Spielen gesehen, dass ich mich von solchen Dingen nicht beirren lasse, auch wenn es manchmal sehr kritisch um meine Person geht, muss ich damit umgehen können", so der 22-Jährige in Hinblick auf Kommentare im Netz oder eben die Pfiffe.
Gegen seinen Ex-Verein Saarbrücken (Samstag, 14 Uhr) soll der gute Weg, den das Team zuletzt einschlug, auf jeden Fall fortgesetzt werden. "Saarbrücken wird jetzt nicht so über die spielerische Qualität kommen, sie haben vorn sehr große und stämmige Stürmer drin. 3. Liga ist Mentalität, ist Kampf, ist Wille. Wir müssen am Samstag bereit sein, mehr zu geben als der Gegner und dann werden wir sehr, sehr gute Chancen haben", blickte Schreiber voraus.
In der vergangenen Saison erlebte er mit den Saarländern eine wilde Reise im DFB-Pokal, die erst im Halbfinale durch den 1. FC Kaiserslautern gestoppt wurden. Zuvor kegelte das Team den FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach raus.
Klar, für Schreiber wird es am Samstag ein besonderes Spiel, viel besonderer ist für ihn aber die Herausforderung, an der er jetzt in seiner Heimat wachsen kann. Mit 22 Jahren ist er bereits mental extrem stabil und kann für Dynamo eigentlich nur noch wertvoller werden.
Titelfoto: Lutz Hentschel