Dynamo und das Duell der Hauptmann-Brüder: "Man hat gesehen, dass Niklas gefehlt hat"
Lübeck - Das Bruderduell beim glücklichen 1:0-Sieg der Schwarz-Gelben an der Ostseeküste dauerte ganze fünf Minuten. Lübecks Marius Hauptmann (24) wurde beim Stand für 1:0 für Dynamo in der 58. Minute ein-, Dresdens Niklas Hauptmann (27) in der 63. ausgewechselt. Wie wichtig die Hauptmanns für ihre Vereine sind, war danach zu sehen.
Der VfB hatte urplötzlich Oberwasser, Dynamo verlor völlig die Ordnung, agierte im Rausch der Ostsee-Männer teils vogelwild und ging nur nicht unter, weil Stefan Drljaca (24) einen Sahnetag erwischt hatte.
Als Marius auf den Rasen lief, führte der erste Weg zu Niklas. Ein kurzes Handshake, der sich Augenblicke später wiederholte. Da war es aber Trostspenden des Lübeckers.
"Das Knie", sagte Niklas. Dienstag hatte er im Training einen Schlag erwischt.
"Das hat wieder was abbekommen, hat zugemacht. Wir haben in den letzten Tagen alles versucht, dass es so lange wie möglich hält. Irgendwann ging es nicht mehr", so der 27-Jährige, der erst nach der Erwärmung entschieden hat, dass er spielen kann.
"Der Trainer sagte, Vollgas oder gar nicht. Daher Vollgas, aber dann war Schluss."
Marius Hauptmann: "Man hat dann bei Dresden gesehen, dass Niklas gefehlt hat."
In den 63 Minuten hatte Dynamo das Spiel im Griff, glänzte nicht, war aber obenauf und ging in einer fulminanten Anfangsphase der zweiten Hälfte in der 51. Minute durch Jakob Lemmer (23) mit 1:0 in Führung. Und dann tauschten sich die Rollen.
Marius, der nach seinem Muskelfaserriss sein zweites Saisonspiel machte, ruckte an, brachte seine Truppe in die Spur. Dynamo taumelte, was Niklas von der Bank aus mit ansehen musste. Es war eine komplett andere Partie.
"Das war definitiv so. Man hat dann bei Dresden gesehen, dass Niklas gefehlt hat. Das war auch schon in der Vorsaison so, das ist auffällig. Aber wir wissen ja alle, dass er einer der Besten in der Liga ist. Dynamo kann froh sein, wenn er nicht ausfällt", sagte Marius nach dem Spiel.
Dem Jüngsten der Hauptmanns war es trotz allem nicht einerlei, als er eingewechselt wurde. "Das war schon kurz komisch", gestand er. Sicher auch für die Familie. Die Eltern waren da, die Oma auch. Alle saßen auf der Tribüne.
Nur der älteste Bruder Lukas nicht. Er wollte das Spiel lieber allein in Ruhe am Fernseher schauen. "Er war sich, glaube ich, unsicher, für wen er sein soll", lachte Marius: "Da ist er lieber nicht gekommen."
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Agentur 54 Grad/John Garve, IMAGO/Susanne Hübner