Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz hat viel erlebt: "Die meisten waren damals noch gar nicht geboren"
Dresden - Es gibt nur acht Spieler, die für die DDR und später für Deutschland mit dem Adler auf der Brust aufliefen: Ulf Kirsten, Matthias Sammer, Thomas Doll, Andreas Thom, Olaf Marschall, Dirk Schuster, Darius Wosz und Heiko Scholz. Doch "Scholle", Dynamos heutiger Co-Trainer, hat noch viel mehr erlebt.
159 Bundesligaspiele für Dresden, Leverkusen und Bremen. DFB-Pokalsieger 1992 mit Bayer (1:0 gegen Hertha).
1987 im Finale des Europapokals der Pokalsieger mit Lok Leipzig (0:1 gegen Ajax Amsterdam), die Schlachten im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister 1991 gegen den späteren Sieger Roter Stern Belgrad.
Sieben Länderspiele für die DDR, eins für Deutschland (1:1 gegen Mexiko in Dresden). Es gibt viele, viele Fußballer, die nicht so erfolgreich waren. Aber wissen das seine Schützlinge von heute?
"Ach was", grinst Scholz in sich hinein. "Die meisten waren damals noch gar nicht geboren", winkt er ab.
"Obwohl", sagt er. "Einer muss mich mal gegoogelt haben. Er hat mich dann darauf angesprochen, dass ich ja gar kein so Schlechter gewesen sein muss, so vor schlanken 30 Jahren", lacht er laut. Untertreibung des Jahres! In seiner Glanzzeit gehörte der heute 55-Jährige zu den besten Mittelfeldspielern in beiden Staaten.
1987 Europapokal-Finale mit Lok Leipzig, heute ist Heiko Scholz Co-Trainer von Dynamo Dresden
Aber wenn er dann mal ins Erzählen kommt, dann wird es fast zum Schwärmen. Stichpunkt Europokal mit Leipzig 1987.
"Wir haben im Halbfinal-Hinspiel 1:0 in Bordeaux gewonnen. Im Rückspiel waren im Zentralstadion 110.000 Zuschauer. Das war der absolute Wahnsinn", sagt er: "Du hast auf die Tribünen geschaut und da war nur Schwarz. Was für Menschenmassen."
Er stand in der Startelf. Girondins, mit den Weltstars Jean Tigana und Zlatko Vujovic, holte das 1:0 auf. Es ging in Verlängerung und Elfmeterschießen an jenem 22. April 1987. Rene Müller parierte die Elfmeter von Philippe Vercruysse und Vujovic, verwandelte den entscheidenden Elfer selbst.
"Das erlebst du nur einmal. Das war ein Höhepunkt", so Scholz. Im Finale setzte der nächste Weltstar das Stoppzeichen: Marco van Basten traf für Ajax zum Sieg. "34 Jahre ist das jetzt her. Wo ist nur die Zeit hin?", fragt sich Scholz.
Heute ist er bei seiner Liebe Dynamo Co-Trainer, will mit seiner Truppe zurück in die 2. Liga. Er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, vermittelt seinen Jungs Spaß und Freude - und die wissen jetzt alle, dass "Scholle" mal ein richtig Guter war.
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