Dynamos Knipping drohte Bein-Amputation: Seine schmerzhafte Geschichte

Dresden/Heilbad Heiligenstadt - Selbstverständliches ist für ihn nicht selbstverständlich. Auf den Platz gehen, Bälle spielen, dribbeln, schießen. Was für die anderen völlig normal ist, bedeutet für ihn pures Glück. Denn im Mai 2018 war die Laufbahn von Tim Knipping nach einem Schienbeinbruch schon fast beendet.

Tim Knipping lächelt in einem Park hinterm Mannschaftshotel der Dynamos in die Kamera des TAG24-Fotografen.
Tim Knipping lächelt in einem Park hinterm Mannschaftshotel der Dynamos in die Kamera des TAG24-Fotografen.  © Lutz Hentschel

"Von der einen Sekunde auf die andere wurde mir fast alles genommen. Wenn man so etwas durchgemacht hat, weiß man die kleinen Dinge mehr zu schätzen", spricht er voller Demut über die Zeit, die ihn geprägt hat.

Passiert war das am 33. Spieltag der Saison 2017/18. Nürnberg führte in Sandhausen 2:0, in der Nachspielzeit gab es eine Ecke für den SVS, Innenverteidiger Knipping ging mit vor. "Beim Abspringen habe ich mir das Schienbein gebrochen. Das ist ungewöhnlich, wahrscheinlich hatte ich schon vorher einen Haarriss."

Schmerzhaft, passiert. Aber: Alles, was jetzt kommt, mag man sich bildhaft nicht eine Sekunde vorstellen. "Bei der OP wurde mir ein Nagel ins Schienbein eingesetzt. In der Nacht wurde der Schmerz immer schlimmer. Ich dachte, das liegt an der nachlassenden Narkose. Doch früh war es unerträglich, ich habe nach Hilfe und den Ärzten geschrien. Direkt Not-OP."

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Es gab Komplikationen, in seinem Bein entstand zu viel Druck. Ob es durch die erste Operation kam oder schon vorher so war, weiß Knipping nicht. Als er nach der zweiten OP sein Bein sah, wusste er nicht, wie ihm geschah. "Es lag an der Seite aufgespalten da." Zwischen den beiden Hälften lag ein schwarzer Schutzschwamm, der eine Blutvergiftung verhindern sollte. Stück für Stück wurde das Bein zugenäht. 

"Ich war fertig. Die Ärztin sagte noch, ich habe Glück im Unglück gehabt. Paar Minuten später hätten sie mir es amputieren müssen."

Szene aus dem Spiel, in dessen Nachspielzeit sich Dynamos Neuzugang die böse Verletzung zuzog: Tim Knipping (r.) im Sandhausener Trikot versucht, dem Nürnberger Hanno Behrens den Ball abzuluchsen.
Szene aus dem Spiel, in dessen Nachspielzeit sich Dynamos Neuzugang die böse Verletzung zuzog: Tim Knipping (r.) im Sandhausener Trikot versucht, dem Nürnberger Hanno Behrens den Ball abzuluchsen.  © imago images/Zink

Knippings Neuanfang bei Dynamo

Tim Knipping beim Training. Auf dem linken Unterschenkel ist die riesige OP-Narbe zu sehen, die einem schon beim bloßen Hinsehen einen Schauer über den Rücken laufen lässt.
Tim Knipping beim Training. Auf dem linken Unterschenkel ist die riesige OP-Narbe zu sehen, die einem schon beim bloßen Hinsehen einen Schauer über den Rücken laufen lässt.  © Lutz Hentschel

Damals hatte er Zweifel, ob es weitergehen wird mit seiner Laufbahn. "Die ersten Tage waren brutal. Da dachte ich nur: Warum ich? Da siehst du dein Bein da liegen, ich habe mich selbst hässlich gefühlt. So kann ich doch gar nicht auf die Straße."

Aber der 27-Jährige rappelte sich auf, verwarf alle finsteren Gedanken: "Es sollte so sein, man muss das akzeptieren. Es ist zum Glück vorbei, ich kann wieder auf dem Platz stehen. Umso mehr weiß ich alles zu schätzen. Du wirst dankbar für jede Kleinigkeit. Ohne Schmerzen Zähne zu putzen, ohne Schmerzen zu stehen oder einfach nur ins Restaurant gehen zu können. Vorher war das normal, jetzt ist es einfach Glück", sagt Knipping und lächelt.

Und so sieht er auch den Fußball jetzt. Am 30. Januar 2019 gegen den HSV stand er wieder auf dem Platz, am Ende der Saison verließ Knipping den SV Sandhausen, ging zu Jahn Regensburg, erlebte dort durch eine Verletzung erneut ein schwieriges Jahr. 

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Dresden jetzt sieht er als Neuanfang. "Definitiv. Es ist für den ganzen Verein einer."

Titelfoto: Lutz Hentschel

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