Dynamo und der Prophet im eigenen Land: Was machen die SGD-Talente?
Dresden - Der Prophet im eigenen Land. Auch bei Dynamo zählte er in den letzten Jahren nicht viel. Ein gutes Beispiel ist Kevin Ehlers (23). Waren alle Verteidiger gesund, saß das Eigengewächs draußen, obwohl er nicht schlechter war. Die Liste lässt sich fortführen. Die neuen Verantwortlichen haben sich auf die Fahnen geschrieben, genau das Problem zu lösen. Ein Muss!
Schon immer hatte Dynamo einen Nachwuchs, der sich sehen lassen konnte. Marvin Stefaniak (29) und Niklas Hauptmann (27) brachten viel Geld ein, Lars Jungnickel (42) und Silvio Schröter (44) auch.
Alexander Zickler (heute 50) rettete vor mehr als 30 Jahren den Verein vor dem Aus. Aber oft lief mit Talenten auch sehr viel schief, die hier top ausgebildet wurden, dann aber anderswo zündeten. Die Früchte ernte(te)n andere.
Toni Leistner (Hertha BSC), Marcel Franke (Karlsruher SC) oder Maximilian Großer (Arminia Bielefeld) sind gute Beispiele. Sie wurden verkannt, mussten bei Dynamo gehen, waren nicht gut genug.
Das neueste Beispiel ist Phil Harres (22). Zweimal ausgeliehen und dann im Vorjahr förmlich abgeschoben. In Homburg in der Regionalliga Südwest wurde er Torschützenkönig, Dynamo wollte ihn gern zurück. Kiel holte ihn, Harres spielt ab Juli 1. Bundesliga.
Was für eine Klatsche für die SGD, was für ein Glück für den Spieler.
Emil Zeil ist das nächste abgehende Dynamo-Talent, Erik Herrmann hat bis heute keinen neuen Vertrag
Emil Zeil (18) könnte der nächste sein, der anderswo aufblüht, weil man bei Dynamo zu spät anfing, an ihn zu glauben. Den U19-Kapitän zieht es wohl in die Regionalliga West zum 1. FC Düren. Ein Angebot der SGD hat er abgelehnt.
Für ihn würde es nicht einmal eine Ausbildungsentschädigung geben. Dabei hatte Zeil bei seinen Kurzeinsätzen sein Potenzial angedeutet.
Keeper Erik Herrmann (19) hatte die Möglichkeit noch nicht. Er kam über einen Kurzeinsatz zum Start der Rückrunde nach der Verletzung von Stefan Drljaca (25) nicht hinaus. Trotzdem soll er das Keeper-Trio in der nächsten Saison komplettieren.
Brisant: Einen neuen Vertrag hat er noch immer nicht. Vielleicht spekuliert auch er anderswo auf mehr Einsatzzeit.
U19-Torjäger Luca Krause (19) lässt man dagegen ziehen. Zwölf Tore und sechs Vorlagen in 25 Spielen der Junioren-Bundesliga reichen scheinbar nicht für einen Profivertrag.
Jonas Oehmichen bekam erst unter Heiko Scholz im Saisonfinish seine Chance - und nutzte sie
Erinnerungen an die Vorsaison werden wach - der goldene Jahrgang 2004.
Lucas Ehrlich (20, FC Augsburg II), Kenny Weih, Cornelius Bräunlich (beide 19, Hessen Kassel), Paul Lehmann (19, Leihe zu Rot-Weiß Erfurt), Julius Hofmann (20, Leihe nach Babelsberg), Jonathan Akaegbobi (18, VfL Wolfsburg), Kapitän Louis Schulze (19, TSG Hoffenheim II), Jonas Saliger (20, Leihe 1. FC Köln II, inzwischen fest verpflichtet) gingen, nur Jonas Oehmichen (20), Tony Menzel (19) und Herrmann blieben.
"Oehmi" hatte man auserwählt, den grandiosen Dynamo-Nachwuchs bei den Profis zu repräsentieren. Nur spielen lassen hat ihn erst zum Schluss Heiko Scholz (58).
Markus Anfang (50) konnte weder mit ihm noch mit Harres etwas anfangen. Sie waren ja aber auch die Propheten im eigenen Land.
Und keiner kam am Ende der Saison auf die Idee, Oehmichen habe in irgendeiner Form schlechter performt als beispielsweise ein Luca Herrmann (25). Im Gegenteil.
Mit Thomas Stamm (41) als neuer Trainer ist die Hoffnung da, dass er es schafft, Talente einzubinden, zu fördern, sie zu Leistungsträgern zu machen. Schließlich kommt er von einer U23.
Titelfoto: Bildmontage: Lutz Hentschel