Dynamo-Talente wechseln den Verein: Gonther sieht fehlende U23 als Problem

Dresden - Der Dynamo-Nachwuchs sorgt für Schlagzeilen. Positive wie negative. Und wie immer hat die Medaille eben genau jene zwei Seiten. Dass gleich fünf Spieler aus dem letztjährigen "U19"-Kader einen Profivertrag bekommen haben, ist einmalig und sucht deutschlandweit seinesgleichen. Dass so viele weggegangen sind, lässt aber auch aufhorchen.

Kenny Weyh (18, r., hier beim Landespokalspiel im Vorjahr gegen Wurzen) gehört zu den abgewanderten Talenten. Er wechselte nach Kassel.
Kenny Weyh (18, r., hier beim Landespokalspiel im Vorjahr gegen Wurzen) gehört zu den abgewanderten Talenten. Er wechselte nach Kassel.  © Lutz Hentschel

Zwei der Talente schnappte sich Sören Gonther (36). Der Ex-Dynamo ist jetzt Geschäftsführer des Regionalligisten Hessen Kassel.

Er holte Kenny Weyh (18) und Cornelius Bräunling (18) - beide haben alle Nachwuchsabteilungen der SGD durchlaufen. Ablöse musste Kassel keine zahlen.

"Wir haben kein Nachwuchsleistungszentrum, daher müssen wir keine Ausbildungsentschädigung bezahlen", sagt Gonther. Der 36-Jährige freut sich auf die beiden, kann aber den Ärger rund um die abgewanderten Talente verstehen. Dynamo hat zwei für den KSV Hessen ausgebildet.

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Für Gonther ist der Hauptgrund für die vielen Abgänge die fehlende "U23" in Dresden.

Die erfolgreiche Nachwuchs-Akademie läuft ins Leere, wenn der Unterbau der Profis fehlt: "Das ist der große Nachteil: Für viele ist mit 18 Schluss. Dynamo kann auch nicht jedem einen Profivertrag geben, das ist klar.

Der 2004er Jahrgang war aber herausragend. Dass bei der Auswahl nicht alle zufrieden waren, ist logisch. Für diejenigen war es vorbei." Und dann kommen Vereine wie Kassel ins Spiel.

Cornelius Bräunling kann in Kassel seine Ausbildung zu Ende bringen.
Cornelius Bräunling kann in Kassel seine Ausbildung zu Ende bringen.  © Imago / Fotografie73

Viele deutsche Profi-Vereine haben keine U23-Mannschaft mehr

Ex-Dynamo Sören Gonther (36) ist jetzt Geschäftsführer beim Regionalligisten Hessen Kassel.
Ex-Dynamo Sören Gonther (36) ist jetzt Geschäftsführer beim Regionalligisten Hessen Kassel.  © IMAGO / Baering

"Die 18-Jährigen, für die es nicht weiter geht, müssen dann in ihren jungen Jahren überlegen. Einige stecken mitten im Abitur, andere in der Ausbildung. Was ist wichtiger? Hast du eine 'U23' im Verein, haben die Talente eine Perspektive, können Schule oder Ausbildung vor Ort im heimischen Umfeld beenden und haben auch sportlich alle Möglichkeiten."

Bräunling etwa konnte er nur nach Kassel holen mit dem Versprechen, dass er seine Ausbildung vor Ort abschließen kann.

Viele Vereine, die einst die "U23" begraben haben, denken seit Jahren um. Sie haben Gonthers Worte vor einiger Zeit erkannt.

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Der 1. FC Magdeburg zum Beispiel. Der Zweitligist stellte im Vorjahr beim Verband Sachsen-Anhalt den Antrag, die "U23" in der Verbandsliga (bei uns Sachsenliga) einzustufen. Sie ist sofort in die Oberliga aufgestiegen, auch das wird nur eine Durchlaufstation sein. Der Nachwuchs entwickelt sich mit drei, vier Älteren an seiner Seite - und wird an die Profis herangeführt.

Für Gonther sollte genau das der Dresdner Weg sein, vor allem wenn die Nachwuchsarbeit so herausragend ist. "Ich hätte schon in der Vorsaison Spielern wie Jonas Oehmichen, Paul Lehmann, Louis Schulze oder Kenny Weyh deutlich mehr Spielzeiten gegeben. Wenn du sie in der 3. Liga nicht entwickelst, wo dann? Aber das muss der Trainer auch wollen", so der Ex-Profi.

Titelfoto: IMAGO / Baering

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