Dynamo-Geschäftsführer Wehlend wird im Trikotstreit attackiert: "Das ist schon ein starkes Stück!"
Dresden - Am vergangenen Mittwoch präsentierte Dynamo Dresden einen neuen Trikotsponsor, seitdem hängt der Haussegen zwischen Verein und Fans schon wieder schief. Grund: Auf dem Trikot der Profis musste dafür der "Dresden"-Schriftzug weichen.
Dass das einigen nicht gefällt, war sicherlich auch für Jürgen Wehlend (56) abzusehen. Dass der kaufmännische Geschäftsführer der SGD dafür am Sonnabend in Form einer Choreografie die Identifikation mit dem Klub abgesprochen wurde, ist gelinde gesagt hanebüchen.
Wehlend geht seit anderthalb Jahren für den Verein bis an die körperliche (und mentale) Belastungsgrenze. Kaum ein Geschäftsführer hat eine so enge emotionale Verbindung zu Dynamo und zur Stadt. Im Kreise einiger Journalisten äußerte sich der 56-Jährige am Sonnabend daher selbst noch einmal...
...zum Trikotstreit:
"Die Vorgeschichte ist ein Jahr her, da haben wir überlegt, ob wir das machen. Seitdem hat sich die Situation enorm verändert. Ich habe immer gesagt, wenn wir das machen, dann mit unserem Hauptsponsor. Der hat abgesagt. Sich das leisten zu können, ist nämlich die andere Seite. Wir reden hier über ein sechsstelliges Engagement."
...warum sich die Situation geändert hat:
"Man glaubt nicht, wie viele Gespräche ich führe, um die Sponsoren überhaupt bei der Stange zu halten. Wir hatten 19 Spiele verloren, dazu die Geschehnisse rund um die Relegation und die angespannte wirtschaftliche Situation. Zur Wahrheit gehört auch, dass wir kürzlich eine Strafe von 300.000 Euro schlucken mussten - zehn Prozent des ohnehin geplanten Verlustes, der obendrauf kommt. Wir reden nun über etwa 3,4 Millionen Euro Minus, die wir irgendwie refinanzieren müssen."
Dynamo Dresdens Jürgen Wehlend deutlich: "Ich wäre etwas demütiger an der Stelle"
...zur Schmähung durch die Fans:
"Jemanden die erforderliche Identität abzusprechen, Leidenschaft und Begeisterung für diesen Job, das finde ich schon ein starkes Stück. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und will was bewegen. Ich wäre etwas demütiger an der Stelle. Das ist eine sehr einseitige Darstellung, aber das muss man akzeptieren. Dafür hat man eine Gestaltungsfreiheit in der Kurve."
...warum es vorab keinen Dialog mit den Fans gab:
"Es gab im März 2021 einen Dialog, ob wir es machen und unter welchen Bedingungen. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga haben wir es weder in Anspruch nehmen können noch müssen. Der Vertrag ist erst am 15. Juli zustande gekommen. Das geplante Gespräch mit den Ultras Dynamo ist nicht mehr zustande gekommen. Ich halte viel davon, darüber zu reden, aber das ist keine Einbahnstraße. Ich habe ein Telefon, die Nummer ist bekannt. Mit mir kann man über alles reden, es hat nur keiner getan. Auch wir hätten anders kommunizieren können."
...wie der Streit beigelegt werden soll:
"Am Dienstagabend sitzen wir zusammen. Es ist ein emotionales Thema, weil du den Namen 'Dresden' vom Rücken zugunsten eines Partners runternimmst. Aber am Ende doch für den Verein. Im Fanshop kann der Name 'Dresden' weiter gewählt werden. Das war eine Grundvoraussetzung für das Engagement."
Titelfoto: imago/Steffen Kuttner