Dynamo erfüllt todkrankem Fan Enrico den letzten Wunsch

Dresden - Fußball ist schön, ein Topspiel zwischen Dresden und Saarbrücken prickelnd. Aber es gibt Dinge, die sind wichtiger. Das Leben zum Beispiel. Enrico Sambleben leidet an ALS, einer nicht heilbaren Erkrankung des Nervensystems, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Noch einmal ein Heimspiel seiner Dynamos live im Stadion sehen - das ist sein letzter Wunsch. Am morgigen Samstag wird ihm dieser erfüllt.

Enrico Sambleben (51) leidet seit 15 Jahren an ALS, einer unheilbaren Nervenkrankheit.
Enrico Sambleben (51) leidet seit 15 Jahren an ALS, einer unheilbaren Nervenkrankheit.  © privat

Jens Genschmar holt tief Luft. Er organisiert "mit vielen Helfern der Fangemeinschaft, Festangestellten von Dynamo und anderen Vereinen" diesen Tag für Enrico. "Wenn wir immer auf vieles schimpfen oder unzufrieden sind, das sind alles keine Probleme. Wir haben ehrlich gesagt keine", sagt Genschmar, für den es eine Ehre ist, den Tag so "wunderschön zu gestalten, wie es nur geht".

Fast genau in diesem Wortlaut hat es auch Jacqueline Schulze ausgedrückt. Sie ist im Pflegeheim in Wüstenbrand bei Chemnitz eine der Pflegerinnen von Enrico, der vor einer Woche 51 Jahre alt wurde. "Es soll für ihn einfach nur wunderschön werden. Enrico ist schon sehr aufgeregt", sagt sie. Enricos Bruder, ein Freund und sie werden dabei sein.

"Enricos Bruder hat überlegt, wie wir es hinbekommen, seinen Wunsch zu erfüllen, noch einmal ein Dynamo-Spiel live zu sehen. Das Problem ist der Transport für einen Rollstuhlfahrer, der kompliziert und teuer ist", sagt Jacqueline.

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Über mehrere Umwege und Aufrufe, auch über andere Vereine "hat sich die Rolli-Beauftragte von Dynamo gemeldet und erklärt, dass Dynamo dies möglich machen kann. Da war die Freude bei uns natürlich groß", erklärt sie mit leuchtenden Augen.

"Wir werden am Samstag um 11.30 Uhr von einem Taxi-Unternehmen in Wüstenbrand abgeholt, nach Dresden gebracht und werden danach auch wieder heimgefahren", so die Pflegerin.

Noch einmal die Atmosphäre im Rudolf-Harbig-Stadion erleben, seine Dynamos noch einmal live sehen - das ist der Wunsch von Enrico Sambleben.
Noch einmal die Atmosphäre im Rudolf-Harbig-Stadion erleben, seine Dynamos noch einmal live sehen - das ist der Wunsch von Enrico Sambleben.  © Lutz Hentschel

Enrico Sambleben erhielt vor 15 Jahren die Diagnose ALS

Dynamo-Fan durch und durch. Das Zimmer von Enrico Sambleben ist schwarz-gelb.
Dynamo-Fan durch und durch. Das Zimmer von Enrico Sambleben ist schwarz-gelb.  © privat

Enrico Sambleben war zwölf Jahre alt, als er 1985 sein erstes Dynamo-Spiel gesehen hat. Es folgten viele daheim und auswärts. "Er ist schon dynamoverrückt", lacht Jacqueline Schulze. "Sein ganzes Zimmer im Heim ist voller Dynamo-Fanartikel."

Allerdings schlug dann das Schicksal zu. 2009 merkte der diplomierte Betriebswirt, dass etwas nicht stimmt, sein rechtes Bein machte Probleme. 2010 die Diagnose: ALS.

Nerven, die für die Kontrolle und Steuerung von Muskeln und Bewegung zuständig sind, werden immer mehr geschädigt. Die Ärzte erklärten ihm, dass er noch zwei bis fünf Jahre zu leben hat. Doch Enrico kämpfte, hat diese Prognose weit überschritten.

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Mittlerweile kann der 51-Jährige seine Arme und Beine nicht mehr selbstständig bewegen, essen und trinken kann er nur mit Hilfe. "Durch Schluckbeschwerden kann er nicht mehr alles essen, die Auswahl ist sehr eingeschränkt", sagt seine Pflegerin.

Zwei Wünsche hatte Enrico jetzt noch: seine Mutter und seine Schwester in seiner Heimat Röcknitz (bei Wurzen) besuchen und ein Dynamo-Heimspiel. Der erste wurde ihm Oktober erfüllt, der zweite am morgigen Samstag.

Und da sind auch die Fans gefragt: Applaudiert Enrico, feiert ihn, macht richtig laut. Es soll ein wunderschöner Tag für ihn werden, den die Mannschaft mit einem Sieg abrunden soll.

Titelfoto: Bildmontage: Lutz Hentschel, privat (2)

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