Dynamo: Anfang bleibt (vorerst) Trainer! Das sind die fünf Gründe für die Krise
Dresden - Das Positive vornweg: Es gab diesmal nur ein Gegentor. Das Negative hinterher: Das hat in Halle für den Halleschen FC gereicht. Im achten Spiel 2024 kassierte Dynamo Dresden die fünfte Niederlage. Vor drei Jahren ist Markus Kauczinski (54) für weniger entlassen worden. Und jetzt Markus Anfang (49)? Nein! Nach TAG24-Informationen bleibt er.
Am Trainer wird nicht gerüttelt. Die Mechanismen des Profi-Fußballs greifen in Dresden (noch) nicht. Es soll am Dienstag etwas passieren, was aber nicht den Coach betreffen wird - so unsere Infos.
Die reinen Zahlen: Dynamo hatte vor dem Jahresstart daheim gegen Sandhausen (0:1) zehn Punkte Vorsprung auf Rang drei, den Ulm innehatte. Acht Partien später ist es ein Zähler Rückstand auf den SSV, der nun auf Rang zwei steht.
Das ganze Desaster hat natürlich Gründe. Das sind aktuell Anfangs fünf größte Baustellen.
1. Aus Selbstverständnis wurde Selbstzerwürfnis
Heute vor zwei Monaten war Start im Türkei-Camp in Belek. 18 Grad, Sonne, Friede, Freude, Eierkuchen. Das blendete alle. Dresden fühlte sich zu sicher, hielt sich für zu gut, wurde zu gut gemacht. Als Ahmet Arslan zurückkehrte, hieß es aller Orten: "Was soll jetzt noch schiefgehen?" Dann kamen die ersten zwei Dämpfer daheim und aus dem Selbstverständnis wurde ein Selbstzerwürfnis. Sport spielt sich zu 90 Prozent im Kopf ab, doch der begann zu streiken. Die Angst vor Fehlern produzierte ebenjene - vor beiden Toren. Die Spieler laufen mit Bleigürteln übers Feld, begannen zu zittern - und hören nicht auf damit.
Einen Sportpsychologen, der in die Köpfe reinschauen und die Knoten lösen könnte, gibt es im Verein nicht. Die Spieler sind auf sich gestellt. Und das rüttelt auch am Zusammenhalt.
Das Leistungsprinzip scheint bei Markus Anfang nicht zu gelten
2. Dynamo Dresden ist ausgecoacht
Dynamo wurde längst ausgecoacht. Einen treffenden Satz dazu sagte vor zwei Wochen Aues Trainer Pavel Dotchev. "Du musst nur das Mittelfeld aus dem Rennen nehmen, dann läuft es für dich." Das zeigte auch Halle. HFC-Spielmacher Besar Halimi übernahm diesmal eine andere Rolle, folgte Dresdens Dreh- und Angelpunkt Niklas Hauptmann überall hin, zermürbte ihn, meldete ihn ab. Schon gelang Dynamo nichts.
3. Die Gegner zerstören Dynamos Spielweise
Die Teams spielen gegen Dynamo immer anders als sonst: Das erklärte nach den Partien fast jeder Trainer. Härte, die Lust am Spielen nehmen, Dresden zerstören - das ist des Gegners Plan. Das allein bringt den Erfolg, weil die SGD-Abwehr auch immer mindestens einmal schwer patzt.
4. Markus Anfang ist taktisch nicht flexibel genug
Anfang ist wenig flexibel: Er sollte erkannt haben, dass die Gegner ihn ausgeschaut haben, weicht aber nicht von seinem System ab. Es gibt nur Plan A. Den kannte auch HFC-Coach Sreto Ristic und freute sich danach diebisch, dass sein Gegenüber keine Überraschung parat hatte.
5. Das Leistungsprinzip scheint nicht zu gelten
Es spielen immer die Gleichen: Anfang ändert seine Truppe nur im Notfall bei Verletzungen oder Sperren, lässt auch Leute immer wieder beginnen, die seit Wochen im Loch stecken - Dennis Borkowski, Jakob Lemmer, Luca Herrmann.
Gerade ein Lucas Cueto muss sich ab und an verarscht vorkommen. Das Leistungsprinzip scheint nicht zu gelten.
Titelfoto: IMAGO / Fotostand