Ex-Dynamo Rath längst übern Berg: "Erfreue mich an kleinen Dingen des Lebens"
Von Jürgen Schwarz
Dresden - Letztendlich zog es Thomas Rath (48) dann doch wieder nach Dresden. Seit 14 Jahren lebt der Ex-Dynamo mit seiner Frau Silke in einem schmucken Eigenheim in Niedersedlitz.
Vor der zweiten Bundesliga-Saison war "Harry" Rath 1992 von Hertha BSC nach Dresden gewechselt. In Schwedt geboren, folgte der ehemalige DDR-Juniorenauswahlspieler vorher dem Ruf von Hertha-Coach Bernd Stange.
Nach einem Jahr in der 2. Liga folgten drei Erstliga-Serien mit Dynamo. Er bestritt 75 Spiele. Sein erstes von insgesamt sechs Bundesligatoren für die Dresdner erzielte er im September 1992 im Heimspiel gegen Mönchengladbach (1:0).
Knapp drei Jahre später führte Rath die Mannschaft als Kapitän zum bisher letzten Erstligaspiel in der Vereinsgeschichte gegen Bayer Leverkusen (2:2) auf den Platz. Die Kapitänsbinde vermachte er dem Dresdner Fußballmuseum.
Die ARD-Medaille zum "Tor des Monats" hat er aber behalten. "Am 12. März 1994 traf ich beim 1:2 in Mönchengladbach gegen Uwe Kamps. Die Medaille hat einen Ehrenplatz bei uns im Haus."
Begonnen hatte alles bei der BSG Chemie PCK Schwedt. Danach wurde er zu Vorwärts Frankfurt/Oder delegiert, besuchte die Sportschule und wurde Juniorenauswahlspieler.
Junioren-WM 1989 als Highlight von Thomas Rath
"Der Höhepunkt war die WM 1989 in Saudi-Arabien. Später gehörte ich auch der DDR-Olympiaauswahl an, die damals von Dixie Dörner trainiert wurde."
In Dresden wohnte Thomas Rath zunächst im Hotel "Newa" auf der Prager Straße. Seine Frau Silke, die er wenige Wochen zuvor geheiratet hatte, zog mit ihm nach Elbflorenz.
"Wir waren sofort in die Stadt verliebt. Allerdings war unser Hotelzimmer sehr klein und meine Frau ist dann immer spazieren gegangen, damit ich in Ruhe meinen Mittagsschlaf halten konnte."
Später zog das Paar in eine möblierte 4-Raum-Wohnung, Tochter Jennifer kam 1993 auf die Welt. Einige Jahre später wurde ihre zweite Tochter Selina geboren.
Nach dem Zwangsabstieg 1995 setzte Rath seine Karriere in Freiburg fort, ehe er zum VfB Leipzig wechselte.
"Trainer in der Messestadt war Siggi Held, den ich aus Dresden kannte. Die Leipziger wollten mit aller Macht zurück in die Bundesliga. Ich kam aber nur noch auf drei Einsätze, nach einem Achillessehnenriss nicht mehr richtig auf die Beine. Mit 29 Jahren war ich Sportinvalide."
Thomas Rath verfolgt Dynamo Dresden noch immer intensiv
Der Fußball spielt trotzdem weiterhin eine wichtige Rolle in seinem Leben. "Zweimal pro Woche leite ich im Schulhort eine Fußball-AG. Ins Stadion gehe ich zwar eher selten, aber Dynamo verfolge ich immer noch intensiv."
Rath fühlt sich, wie er selbst sagt, zu Hause angekommen. Vor drei Jahren hat er seinen Angelschein gemacht.
"Es ist einfach schön, draußen an der frischen Luft zu sein. Meistens bin ich in Pillnitz, zwischen der Fähre und dem Schloss. Da gibt es auch Publikumsverkehr und man kann sich mit Leuten unterhalten. Ich genieße es, dass ich heute Sachen machen kann, für die früher gar keine Zeit blieb."
Die beiden Töchter sind inzwischen aus dem Haus, mit seiner Silke ist er "glücklich und zufrieden". Wer den langen Kerl gut kennt, weiß, dass es auch andere Zeiten gab - wie 2014.
"Ich fühlte mich antriebslos, beteiligte mich kaum an Gesprächen, wenn wir Besuch hatten. Manchmal fiel es mir schwer, selbst die paar Meter aus dem Wohnzimmer bis in den Garten zu gehen." Er nahm psychologische Hilfe in Anspruch, fuhr zu einer Kur.
Inzwischen ist er längst über den Berg. "Wir reisen gern, vor allem in den asiatischen Raum. Ich kann mich jetzt auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen, bin viel in unserer schönen Umgebung unterwegs."