Nur noch Dynamos Nummer 2: "Heißer Vulkan" Broll jetzt reifer und ruhiger
Dresden - "Den heißen Vulkan sieht man nicht mehr so oft", sagt Dynamo-Keeper Kevin Broll (27): "Aber der bin ich immer noch, wenn es sein muss."
Er wirkt reifer, ausgeglichener, relaxter als noch vor einigen Jahren. Dass er den Kampf um die Nummer 1 im SGD-Kasten vorerst gegen Stefan Drljaca (24) verloren hat, wurmt ihn, aber er kann damit umgehen.
Seine gelegentlichen Ausbrüche in drei Jahren Dynamo vor seinem Abgang nach Zarbze waren legendär. Broll gerade nach einem verlorenen Spiel vors Mikrofon zu bekommen, war für die Medienvertreter Gold wert.
Danach standen die Zeilen. Er legte den Finger in die Wunde, immer ehrlich, meist lautstark, mal dickköpfig, oft rigoros. Er sagte das, was ihm auf der Zunge brannte.
Das machte ihn zum Publikumsliebling, auch weil er immer seine Leistung brachte. Dann ging er nach dem Abstieg 2022, kam schon im Januar wieder und sitzt seither hinter "Drille" auf der Bank.
"Ich habe Erfahrungen gesammelt, negative wie positive. Daraus zieht man Schlüsse und schaut, wie man am besten fährt. Ich habe daraus gelernt. In der Ruhe liegt die Kraft. Vielleicht wirke ich deshalb etwas entspannter, alles andere bringt nichts", so der 27-Jährige.
Kevin Broll akzeptiert die Rolle als Herausforderer
Und so hat er akzeptiert, dass sich Torwarttrainer David Yelldell (41) in einem engen Duell für Drljaca entschieden hat. Zusammen mit Cheftrainer Markus Anfang (49) wurde die Entscheidung den beiden Keepern übermittelt. Broll ist weiter der Herausforderer.
"Aktuell, ja", sagt er: "Das war ganz sachlich. Das musste ich akzeptieren und habe gesagt: 'Ok, alles klar. Weiß ich Bescheid.' Ich gebe im Training Vollgas, mehr kann ich nicht machen. Ich versuche, das Niveau hochzuhalten. Ich bereite mich von Anfang an immer so vor, dass ich, falls etwas passieren sollte, zu 100 Prozent da bin", erklärt Broll.
Testspiele wie gegen die kleine Hertha am Mittwoch gehören für ihn nun dazu. Während Drljaca Zuschauer war, musste Broll ran, hielt seinen Kasten sauber. "Solche Partien nehme ich an, um das Gefühl für die Jungs zu bekommen. Alles andere müssen wir weiter sehen."
Er zeigte gegen Berlin, dass sich seine Mitspieler auf ihn verlassen können und machte auch den Trainern klar: Wenn er gebraucht wird, ist er da. Und dann bricht vielleicht auch wieder der heiße Vulkan aus ...
Titelfoto: Eric Münch