Inhaber ist Fan der Waffen-SS: Dynamo-Kapitän Kutschke gründete Fitnessstudio mit Neonazis

Dresden - Stefan Kutschke (36) war begeistert: Mitte Januar eröffnete das "Home of Sports Elbflorenz", ein Fitnessstudio samt Kampfsportkursen und Yogamatten. Kutschke war ursprünglich einer von drei Gesellschaftern der Firma. "Hier werden Gemeinschaft und Werte noch groß geschrieben!", freute er sich auf Instagram. Doch wusste der Kapitän von Dynamo Dresden, welche Werte seine Co-Inhaber pflegen, in welcher Gemeinschaft sie sich befinden?

Dynamo Dresdens Kapitän Stefan Kutschke (36) eröffnete Anfang des Jahres ein Fitnessstudio - allerdings mit fragwürdigen Co-Inhabern.  © Picture Point / Gabor Krieg

Offenbar nicht, denn kurz nachdem die Hintergründe seiner Mitgesellschafter öffentlich ans Licht gekommen waren, distanzierte sich der Stürmer von seinen Geschäftspartnern.

"Vor diesem Hintergrund und mit dem hervorgebrachten Wissen, kann und möchte ich mich mit dem gestarteten Projekt nicht weiter identifizieren", sagte der 36-Jährige.

"Als Mensch, aber auch als Spieler und Kapitän stehe ich für die Werte von Dynamo Dresden ein und möchte diese auch zukünftig mit Leben füllen. Meine Absicht war zu keiner Zeit, den Verein oder Einzelpersonen in Verruf zu bringen."

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Die Firma hinter dem Fitnessstudio ist die "Dynamo Sports GmbH", der Hauptinhaber ein umtriebiger Dynamo-Fan: Holger Grundig (41) sitzt dem "Forza Dynamo"-Verein vor, also der Organisation hinter den "Ultras Dynamo" (UD).

UD steht für gigantische Choreografien und eine aktive Fankultur. Doch einzelne Gruppierungen darin leider auch für Ausschreitungen am Platzrand.

Unvergessen bleiben die Krawalle im Mai 2021 vor dem Harbig-Stadion mit 185 verletzten Polizisten, oder der denkwürdige "Krieg dem DFB"-Camouflage-Aufmarsch in Karlsruhe 2018.

Dritter Gesellschafter nach Grundig und Kutschke ist Dennis R. (27). Der Dresdner ist Boxer beim "Boxclub Chemnitz 94" - und offenbar Fan der Waffen-SS.

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An Stefan Kutschkes Fitnessstudio Home of Sports Elbflorenz sind mehrere Neonazis beteiligt

Dennis R. (27, l.) am "Day of Honour" in Budapest.  © Screenshot/Instagram

Völlig irre: Jahr für Jahr pilgern tausende Neonazis nach Ungarn, um beim sogenannten "Ausbruch 60" den gescheiterten Ausbruch der Waffen-SS im Februar 1945 nachzustellen, die sogenannte "Schlacht um Budapest". Am Rande dessen begehen sie in Budapest jährlich den "Day of Honour", den Gedenktag zu Ehren der Kriegsverbrecher.

R. soll mehrfach beim "Ausbruch 60" dabei gewesen sein. Wie sein mittlerweile gelöschtes Instagram-Profil zeigte, hielt sich R. am Tag des "Day of Honour" 2018 in Budapest auf.

Laut dem Recherchenetzwerk "Naziwatch Dresden" zählen weitere Neonazis zum werte- und gemeinschaftsorientierten "Home of Sports Elbflorenz": so etwa Ferenc A. (38) aus dem Umfeld der "Army of Dresden-West".

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A. nahm nachweislich am "Ausbruch 60" statt, soll auch beim rechtsextremen Großevent "Ring der Nibelungen" 2018 zu Gast gewesen sein.

Dynamo Dresden distanziert sich von rechtsextremem Gedankengut

Der Mannschaftsbus rollte am Freitagmittag in Richtung Großaspach. Mit an Bord: Stefan Kutschke.  © Thomas Türpe

Wie geht Dynamo Dresden damit um, dass ausgerechnet der Kapitän mit dem Namen Dynamo eine Firma mit Neonazis betrieb? Auch der Verein distanziert sich klar von jedwedem rechtsextremen Gedankengut.

"Wir wussten von Stefans Vorhaben, sich an der Eröffnung des Fitnessstudios zu beteiligen, haben aber selbstverständlich keinen Background-Check der beteiligten Personen vorgenommen", sagte Kommunikationsgeschäftsführer David Fischer.

"Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben keinen Platz bei der SGD. Diese Werte vertritt auch Stefan Kutschke, der sich diesbezüglich in der Vergangenheit nie etwas zu Schulden kommen lassen hat", so Fischer.

Sportliche Konsequenzen muss deshalb keiner fürchten: Am Freitag war der 36-Jährige beim Abschlusstraining dabei, stieg anschließend auch in den Mannschaftsbus Richtung Großaspach, wo am Samstag das 3.-Liga-Spiel gegen den VfB Stuttgart II steigt.

Erstmeldung von 13.35 Uhr, aktualisiert um 14.10 Uhr.

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