Dynamo funktioniert nicht als Mannschaft: Immer wieder schwache erste 45 Minuten!
Essen - Was bleibt nach dem mageren 1:1 bei Aufsteiger Rot-Weiss Essen? Aus positiver Sicht: Dynamo Dresden punktet auch nach schlechten Leistungen, blieb zum siebten Mal ohne Niederlage.
Doch das Negative überwiegt. Im zwölften Saisonspiel legte die SGD zum siebten Mal eine erste Hälfte hin, die Fragen aufwirft. Nur Glück und die individuelle Klasse Einzelner rettete die Schwarz-Gelben im Pott.
Nach den Partien gegen den TSV 1860 München (0:2), beim FC Viktoria Köln (1:2), gegen die SV 07 Elversberg (1:2) und gegen den VfL Osnabrück (0:2) ging Dynamo auch in Essen mit einem Rückstand in die Kabine.
Doch selbst die ersten 45 Minuten beim FC Erzgebirge Aue (0:0) und bei der SpVgg Bayreuth (1:1) waren weit weg vom gelben Ei.
Es hat also Methode, dass es zu Beginn in die falsche Richtung läuft, Dresden meist nicht nur ergebnistechnisch die unterlegene Mannschaft ist. Die Krux an der Sache: Die Gegner wissen das längst.
Aufsteiger gegen Absteiger hieß es an der Hafenstraße. Wer als neutraler Beobachter die Partie sah, wusste nicht, wer genau wer war.
Die Rot-Weissen spielten die Dynamos derart vor sich her, dass man sich wundern musste. Die Gäste zerfielen in den ersten 30 Minuten.
Dynamo Dresden mit individuellen Aussetzern und fehlenden Anspielstationen
Sie wehrten sich nicht, ließen es geschehen, schauten zu und traten nicht als Team auf. Zudem bauten die Dresdner immer wieder individuelle Böcke ein.
Wie Keeper Stefan Drljaca (23), der 16 Meter vorm Tor Isaiah Young (24) anschoss, der Abpraller sprang in die Maschen. "Ich muss da ruhiger agieren, zwei Ballkontakte nehmen", gab der Keeper ehrlich zu.
Doch dieser Treffer zeigte ein entscheidendes Problem auf. Drljaca hatte gar keine andere Wahl, als das Leder zu dreschen. Anspielstationen waren keine da. Links, rechts, in der Mitte - alle versteckten sich.
So agiert keine funktionierende Mannschaft. "Das Entscheidende ist, in welche Situation wir ihn gebracht, wie wir uns positioniert haben. Wir wussten, das Essen bei Rückpässen auf den Torhüter durchläuft.
Deshalb war es wichtig, dass wir sofort in eine Ordnung reinkommen, um Anspielstationen zu schaffen. Dafür ist nicht nur 'Drille' verantwortlich, sondern auch seine Mitspieler. Wir sind eine Mannschaft, da sind alle gefragt", so Trainer Markus Anfang (48) nach dem Spiel.
Dass Dresden noch zurückkam, lag zum einen an der Roten Karte gegen Andreas Wiegel (31, 52. Minute), der gegen Jonathan Meier (22) nachschlug. Und zum anderen an der individuellen Klasse von Claudio Kammerknecht (23), der zig Konter unterband, an Tim Knipping (29), der seinen Willen und seine Kopfballstärke einbrachte, und an Manuel Schäffler (33), der beim 1:1 (89.) seinen Torinstinkt bewies.
Das reichte, um die Serie auszubauen. Das reicht aber nicht, um energisch oben anzuklopfen. Dafür braucht es eine Mannschaft, die von der ersten Sekunde an funktioniert. Soweit ist Dresden noch nicht.
Titelfoto: imago/Markus Endberg