Dynamo findet einfach nicht in die Saison, Aue macht Mut, BAK und Babelsberg mit klasse Spitzenspiel!
Deutschland - Die SGD hat weiterhin Probleme, vollends in der 3. Liga anzukommen! Dynamo Dresden kassierte beim SV Waldhof Mannheim die zweite 1:2-Niederlage in Folge und rutschte in der Tabelle weiter ins Mittelfeld ab.
Dabei bereiten den Fans und Verantwortlichen die schwankenden Leistungen ihrer Spieler Sorgen. Immer wieder geraten die Schwarz-Gelben in Rückstand, weil sie defensiv unglückliche Aktionen einstreuen und offensiv zu wenig Kreativität sowie Durchschlagskraft entwickeln.
Stefan Kutschke (33) und Manuel Schäffler (33) werden in der entscheidenden Zone viel zu selten eingesetzt. Gelingt es der Mannschaft von Trainer Markus Anfang (48) nicht bald, diese Schwächen abzustellen, rückt der ersehnte Wiederaufstieg in immer weitere Ferne.
Doch momentan sollte sich Dynamo ohnehin eher darauf konzentrieren, sich weiterzuentwickeln und nicht auf der Stelle zu treten. Denn der Kader gibt mehr her und zählt hinsichtlich der individuellen Qualitäten der Kicker zu den besten Aufgeboten der Spielklasse.
Allerdings haben ausgerechnet potenzielle Leistungsträger wie Akaki Gogia (30) mit Formkrisen zu kämpfen, selbst sonst konstante Kicker wie Michael Akoto (25) streuten zuletzt Ungenauigkeiten ein.
Deshalb ist die Tabelle aktuell aussagekräftig. Besser als Platz acht sind die Dresdner momentan nicht. Aber sie können es in den nächsten Wochen und Monaten werden.
FC Erzgebirge Aue rutscht ab und hat dennoch gute Chancen, den Klassenerhalt zu schaffen
Auf diesem Weg befindet sich der FC Erzgebirge Aue bereits. Der ist für die Veilchen allerdings trotz guter Leistungen steinig. Das wurde beim starken 1:1 gegen Spitzenreiter SV 07 Elversberg deutlich. Denn durch das Unentschieden rutschte der FCE auf den 20. und damit letzten Tabellenplatz ab.
Grund zur Sorge ist das zumindest aktuell aber nicht. Schließlich zeigte das Team von Trainer Carsten Müller (51) wieder all das, wofür der Verein seit Jahren bekannt ist und sich deutschlandweit Respekt erarbeitet hat.
Kampf als mannschaftlich geschlossene Einheit, defensive Disziplin, Einsatzbereitschaft sowie die Mentalität, nicht aufzugeben und Widrigkeiten zu trotzen.
Wenn Aue diese elementaren Eigenschaften weiter abruft, wird man am Ende mit Sicherheit die Klasse halten. Denn auch die individuelle Kaderqualität ist dafür groß genug, das zeigte sich gegen die Saarländer.
Zudem beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer lediglich zwei Zähler, der FC Erzgebirge befindet sich also weiter voll in Schlagdistanz und hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass er den Abstiegskampf angenommen hat. Das sind nach dem chaotischen Start gute Vorzeichen für die restliche Saison.
Flutlichtknüller zwischen dem SV Babelsberg 03 und Berliner Athletik Klub 07 torlos, aber intensiv
Bei meinem letzten Vor-Ort-Einsatz für TAG24 entschied ich mich am Freitagabend für einen echten Fluchtlicht-Knüller in der Regionalliga Nordost. Der Tabellenzweite SV Babelsberg 03 empfing den überragenden Spitzenreiter Berliner Athletik Klub 07.
Das Karl-Liebknecht-Stadion war mit 3333 Zuschauern sehr gut gefüllt, die Stimmung erwartungsvoll, die Unterstützung aus beiden Fanlagern durchaus lautstark, der Funke sprang von der intensiven Begegnung immer wieder auf die Ränge über. Aber nie vollends, weil das Salz in der Suppe fehlte.
Am Ende dieses phasenweise packenden Duells hieß es nämlich 0:0. Dabei hatten beide Teams mehrere Großchancen, um die enge Begegnung für sich zu entscheiden.
Die Athleten trafen Pfosten, Latte und fanden mehrfach in SVB-Keeper Luis Klatte ihren Meister, Nulldrei konnte sich im letzten Drittel hingegen seltener entscheidend durchsetzen. Wenn doch, zielte Rico Gladrow (31) mit seinem Freistoß vorbei, hielt BAK-Torwart Luis Maria Zwick (28) klasse oder warf sich ein Berliner Abwehrspieler dazwischen.
Trotzdem war die Stimmung im "Karli" beeindruckend, das erlebte ich von meiner Position als Fotograf direkt am Spielfeldrand hautnah mit. Wenn etwa ein Babelsberger Verteidiger einen BAK-Konter mit vollem Einsatz bzw. einer gut getimten Grätsche unterband, gab es lautstarke Jubelrufe. Wie das wohl erst bei einem Treffer der Heimelf gewesen wäre?
Berliner Athletik Klub 07 beim SV Babelsberg 03 mit extrem gefährlichen Standardsituationen
Schon vor dem Anpfiff war die Spannung spürbar, obwohl sich beispielsweise BAK-Trainer Benjamin Duda (34) und Nulldrei-Coach Markus Zschiesche (40) betont ruhig gaben, freundlich grüßten und sich ablichten ließen.
Doch die Akteure waren besonders konzentriert, beiden Teams war klar, dass hier ein richtungsweisendes Gipfeltreffen anstand. Das wurde beim Blick in den Spielertunnel kurz vor dem Einlaufen deutlich. Zudem waren in der schmucken Arena viel mehr Fans als sonst und fackelten darüber hinaus in drei verschiedenen Blöcken Pyrotechnik ab.
Überdies sorgten die BAK-Anhänger wenige Minuten nach Beginn für eine kurze Unterbrechung, weil sie Toilettenpapier-Rollen auf das Feld warfen, sodass Klatte und einige Ordner den Strafraum erst mal davon befreien mussten.
Danach ging dieses Duell dann so richtig los. Nulldrei machte Druck und drängte die Gäste hinten rein - allerdings nur einige Minuten. Dann übernahmen die selbstbewussten und individuell stark besetzten Athleten immer mehr die Kontrolle.
So dominierten sie das Aufeinandertreffen weitgehend und beschworen vor allem mit exzellent getretenen Standards regelmäßig Gefahr herauf. Ben Meyer (23) und Patrick Sussek (22) zogen ihre Ecken direkt zum Tor hin. Deshalb musste sich Klatte mehrfach strecken und kam oft nur gerade so an den Ball. Einmal war Meyers Hereingabe nahezu perfekt, weshalb weder der Nulldrei-Keeper, noch Angreifer Tom Nattermann (29) an sie herankamen und viel Glück hatten, dass sie gegen den Pfosten prallte.
Berliner AK agierte beim keineswegs enttäuschenden SV Babelsberg 03 wie ein echtes Spitzenteam
Vor allem aber war imposant, dass sich der BAK in diesem kleinen Hexenkessel nicht aus der Ruhe bringen ließ und das neunte Mal (von elf Partien) in dieser Liga-Saison die Null hielt - das ist schlichtweg meisterlich!
Wie gut Ex-Champions-League-Akteur Jürgen Gjasula (36) und das große Sechser-Talent Keanu Schneider (21) im defensiven Mittelfeld agieren, dazu Julian Klar (22), der frühere Magdeburger Zweitliga-Akteur Tarek Chahed (26) und der bullige Kwabe Schulz (24) in der Abwehrzentrale harmonieren, ist klasse.
Obwohl die beiden letztgenannten keine gelernten Innenverteidiger sind, machen sie auf dieser für sie ungewohnten Position erstaunlich viel richtig.
Daher kann man vor Duda nur den Hut ziehen. Dass er sich dazu entschlossen hat, den offensiven Flügelflitzer Chahed und Linksverteidiger Schulz ins Abwehrzentrum zu beordern, erweist sich dauerhaft als kluge Entscheidung.
Dieses taktische Konstrukt funktionierte auch in Potsdam gegen nachgewiesen starke Viertliga-Angreifer wie Nattermann, Daniel Frahn (34), Matthias Steinborn (33) und Rudolf "Rudi" Ndualu (23) exzellent.
SV Babelsberg 03 ist unter Markus Zschiesche und Ronny Ermel einiges zuzutrauen
Denn der BAK agiert als echte Einheit und hat defensiv auch mit Keeper Zwick, Rechtsverteidiger Jannis Lang (20) und Linksverteidiger Meyer viel Qualität.
Offensiv wirbeln dann Leute wie Sussek, der 14-malige jamaikanische Nationalstürmer Michael Seaton (26) und Joel Richter (23), Sohn vom früheren DDR-Nationalangreifer Hans (63).
Babelsberg zeigte aber ebenfalls, weshalb man in dieser Saison so gut ist. Unter dem Ex-TeBe-Erfolgstrainerteam Zschiesche/Ronny Ermel (38) hat sich Nulldrei beeindruckend entwickelt, verfügt auch in der Breite über eine hohe Kaderqualität und sucht immer fußballerische Lösungen.
Außerdem sind viele Spieler technisch versiert, kämpfen aber auch und zeigen durchgehend vollen Einsatz. Gerade mental bereiten die Übungsleiter ihrer Kicker offenbar exzellent vor, das war schon in Berlin-Charlottenburg so. Deshalb darf man die Entwicklung vom BAK und von Nulldrei im weiteren Saisonverlauf gespannt verfolgen.
Ich möchte mich an dieser Stelle nach ereignisreichen vier Jahren und sieben Monaten bei TAG24 von Euch, liebe Leserinnen und Leser, verabschieden. Für mich steht ab dem 15. November eine neue berufliche Herausforderung im Journalismus an.
Titelfoto: PICTURE POINT/Gabor Krieg/Stefan Bröhl