An Kutschke scheiden sich die Geister: Wie wertvoll ist der Kapitän für Dynamo?

Dresden - Stefan Kutschke (35) winkte murrend sogar bei seiner eigenen Presseabteilung ab, wollte nur noch in die Kabine. Der SGD-Kapitän vergab beim 0:0 gegen Ulm völlig ausgelaugt in der Nachspielzeit ein riesiges Brett.

Stefan schlägt Kutschke ins Gesicht: Der Kapitän ärgerte sich nach der vergebenen Großchance am meisten.
Stefan schlägt Kutschke ins Gesicht: Der Kapitän ärgerte sich nach der vergebenen Großchance am meisten.  © DPA/Robert Michael

Am 35-Jährigen scheiden sich ohnehin gerade die Geister. Die einen lieben ihn, für sie ist er der "Fußballgott", die anderen würden ihn lieber auf der Bank sehen. Pro & Contra halt.

Die Einzelkritik nach dem Spiel war noch nicht lange online, da trudelten die ersten "Botschaften" über Kutschke ein. Zwei, drei höflich formuliert, bei anderen fehlten einem schlichtweg die Worte, wie garstig man über Menschen urteilen kann.

Der Tenor war zumindest gleich: Warum bekommt er die gute Note 3, obwohl er nichts gezeigt hat? Und diese Annahme ist trotz seiner selten hilfreichen und zu häufig gezeigten Theatralik schlichtweg falsch.

Dynamo Dresden: Stefan Kutschke engagiert sich auf dem Platz enorm

Die Aufgabe von Stefan Kutschke (35, l.) bei Ecken und Freistößen des Gegners: die Bälle per Kopf klären.
Die Aufgabe von Stefan Kutschke (35, l.) bei Ecken und Freistößen des Gegners: die Bälle per Kopf klären.  © Lutz Hentschel

12,3 Kilometer ist Kutschke an diesem Tag gelaufen. Normal für einen Stürmer sind zwischen acht und neun.

Er hatte nach Paul Will (25) und Niklas Hauptmann (27) die meisten Ballkontakte, gewann sieben defensive Kopfbälle und 76 Prozent seiner Zweikämpfe.

Jetzt kommt das Gegenargument: Er ist Stürmer, hat hinten nichts zu suchen, er hat Tore zu schießen.

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Stimmt, aber: "Kutsche" hat immer noch die an ihn gestellte Aufgabe zu erfüllen. Und die kommt von Trainer Markus Anfang (49). Der Stürmer hat bei Ecken und Freistößen des Gegners im eigenen Strafraum zu stehen und Kopfbälle zu gewinnen - nicht erst seit Ulm.

Das war zum Beispiel auch in Halle so. Nach seiner Auswechslung fiel das 0:1 nach einem Freistoß. Der Kommentar von Halles Niklas Kreuzer (31) damals: "Für uns war es gut, dass 'Kutsche' nicht mehr auf dem Feld stand."

Rien ne va plus: Nichts ging mehr bei Stefan Kutschke (am Boden) nach dem Abpfiff.
Rien ne va plus: Nichts ging mehr bei Stefan Kutschke (am Boden) nach dem Abpfiff.  © Lutz Hentschel

Stefan Kutschke ist weiterhin Dynamo Dresdens bester Torjäger

Jung hilft alt wieder auf die Beine: Jonas Oehmichen (20) stellte seinen enttäuschten Kapitän Stefan Kutschke wieder auf die Füße.
Jung hilft alt wieder auf die Beine: Jonas Oehmichen (20) stellte seinen enttäuschten Kapitän Stefan Kutschke wieder auf die Füße.  © Lutz Hentschel

Dass Kutschke im Alter von 35 Jahren am Ende die Kraft fehlt - das ist selbstredend. Und da ist wieder Anfang gefragt. Wenn er lieber auf Nummer sicher statt auf Risiko geht, muss der Turm in der Schlacht bleiben.

Das kann dann halt durchaus einmal so aussehen wie am Samstag, als er in der Nachspielzeit in den Fehlpass von Tom Gaal (23) spritzte. Er hätte der Erlöser von knapp 30.000 sein können. Doch genau beim Schuss fuhr ihn ein Krampf in die Wade.

"Gut, 'Kutsche' ist 90 Minuten vorn wie hinten gewesen. Ich habe ihn ab und an mal angeschrien, dass er vorn bleiben soll. Vielleicht waren das die 50 Meter, die am Ende die Beine schwergemacht haben – keine Ahnung. Ich will nicht sagen, dass der Junge etwas falsch gemacht hat. Das passiert", sagte Keeper Kevin Broll (28) dazu.

Dass Kutschke in frischem Zustand noch immer ein Garant ist, zeigt auch seine Torquote: Acht seiner elf Treffer schoss er in den ersten 45 Minuten.

Titelfoto: DPA/Robert Michael

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