Dynamo-Verteidiger Kammerknecht besticht in ungewohnter Position!
Dresden - Gespräche nach Spielen sind mit Dynamo-Verteidiger Claudio Kammerknecht (23) immer Gold wert. Bei Niederlagen offen und ehrlich, nach Siegen schon mal flapsig. So stand der 23-Jährige nach dem 1:0 in Osnabrück in der Mixed-Zone vor der Kabine. Aus der dröhnte "Bibi & Tina". Er zog die Augenbrauen hoch: "Ich geh' da jetzt nicht rein", sagte er laut lachend.
Sein Musikgeschmack wäre damit schon mal geklärt. Das ist wohl jetzt auch seine Position für die nächsten Spiele.
Trainer Markus Anfang (48) erkannte, dass seine beiden Außenpositionen in der Viererkette ein Problem sind, vor allem rechts, wenn Sorgenkind Robin Becker (26) fehlt. Also stellte er beim VfL "Kammer" dorthin.
"Wir haben mit ihm gearbeitet, haben geschaut, wie das ist. Er hat das im Training sehr gut gemacht und jetzt im Spiel auch. Wir haben es probiert. Claudio hat sich sehr wohlgefühlt auf der Position" so Anfang.
Innenverteidiger, Sechser, jetzt rechts in der Viererkette - der Junge hat in dieser Saison schon überall gespielt - und meist überzeugt. Der Sieg in Osnabrück war ein hartes Stück Arbeit, und er war verdient.
"Ja, da haben Sie recht", grinste er. Kammerknecht hatte seinen Anteil, weil er eine ganz besondere Aufgabe hatte. Er spielte gegen den VfL-Toptorschützen Ba-Muaka Simakala (26).
Der sah gegen den Dresdner keinen Stich, er nahm ihn komplett aus dem Spiel. Simakala wechselte entnervt die Seite und musste später sogar runter. Für den Gegenspieler immer das größte Lob.
Claudio Kammerknecht will noch nicht vom Aufstieg sprechen
Dass er auf dieser Position ran musste, erfuhr Kammerknecht "ein, zwei Tage vorm Spiel. Ich habe es angenommen. Wenn der Trainer der Überzeugung ist, ich kann der Mannschaft auf der Position weiterhelfen, dann mache ich das", sagte er.
"Ich kenne die Position, habe das in Freiburg schon ab und zu mal gespielt." Ganz neu war es für ihn also nicht.
Am Ende der Partie wurde es nochmal eng. Für Kammerknecht etwas völlig Normales, wenn der Gegner auf den Ausgleich drängt: "Osnabrück hat große Stürmer gebracht und mit langen Bällen agiert. Da war es klar, dass wir defensiver stehen und ein paar Bälle rausjagen müssen." Das haben alle Dresdner vorbildlich gemacht.
Der Dreier an der Bremer Brücke war ein "Big Point". Sieht er das auch so? Vor der Antwort ließ er den Schelm wieder durchblitzen. Denn davon wollten schon Trainer und Mitspieler nichts hören. Die Themen "Big Point" und Aufstieg stehen offiziell nicht auf der Agenda.
"Es war ein Sieg. Es gab genauso drei Punkte, wie wenn du gegen einen Nichtkonkurrenten gewinnst", erklärte er augenzwinkernd, drehte sich um und begab sich trotz "Bibi & Tina" in die Schlager-Höllen-Kabine.
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag