Dynamo-Desaster: Neuhaus-Entlassung war der erste große Fehler!
Ein Kommentar
Dresden - Wer die Gründe für die desaströse Dynamo-Hinrunde sucht, der muss weiter zurückgehen als nur bis zum Sommer. Nämlich genau noch ein Jahr.
Die Entlassung von Uwe Neuhaus im August 2018 war der größte Fehler der SGD. Alles, was danach kam, ob Trainer, ob Kaderplanung, baute sich darauf auf und gipfelt nun in Platz 18 nach 17 Spieltagen der Saison 2019/20.
Neuhaus war auch kein Heiliger, hat seine Fehler (u.a. Pascal Testroet) gemacht. Aber er hatte den Laden im Griff. Wer sich jetzt die 2. Liga anschaut, kann sich nur an den Kopf greifen.
Er führt mit Bielefeld das an, was Dynamo abschließt: die Tabelle.
Maik Walpurgis war ein Flop, Cristian Fiel hat zumindest die Vorsaison noch gerettet, verfiel dann aber der utopischen Idee, mit schönem Ballbesitzfußball die Liga erobern zu wollen.
Eine Fehleinschätzung, die zeitig zu sehen war, nämlich schon in der Vorbereitung.
Nur ein Sieg (2:1 gegen Unterhaching) ließ bereits erahnen, dass da etwas gewaltig aus dem Ruder läuft. Aber Fiel hielt stur daran fest - bis es (für ihn) zu spät war. Er schaffte es auch nicht, aus dem Team eine Einheit zu machen.
Auch beim 0:3 in Osnabrück spielte jeder nur für sich. Von kämpfen reden wir hier gar nicht.
Zauberfußball? In der 2. Liga sind andere Tugenden gefragt!
Dass die 2. Liga nicht zu Zauberfußball neigt, weiß jeder Trainer. Fußballspielen kommt erst an fünfter Stelle.
Hier sind andere Tugenden gefragt: Kampf, Wille, Leidenschaft, Herz - nach diesen Prämissen wurde das Team aber nicht zusammengestellt. Das war der zweite Fehler des Sommers.
Und da muss man neben Fiel Sportgeschäftsführer Ralf Minge und Kaderplaner Kristian Walter (was macht er eigentlich?) ins Boot holen. Das Trio hat die Lage völlig falsch eingeschätzt, erst im November zugegeben, dass man Fehler gemacht hat.
Die - nicht immer freiwilligen - Abgänge von Sören Gonther, Aias Aosman, Dario Dumic, Rico Benatelli, Erich Berko und Haris Duljevic rissen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ Löcher.
Sie wurden nicht 1:1 ersetzt. Lediglich über Markus Schubert spricht keiner mehr, weil sich Kevin Broll zum überragenden Mann der Hinrunde aufschwang. Nur: Er allein schafft es nicht.
Nun müssen die Verantwortlichen schauen, was zu tun ist. Sie müssen überlegen, alles auf eine Karte zu setzen, mehr als die anvisierten 1,7 Millionen Euro auszugeben, um das Wunder Klassenerhalt noch irgendwie zu schaffen. Oder schon mit Bedacht einzukaufen, Leute zu holen, die bereit sind, bei einem möglichen Abstieg einen Neuanfang mit einzuleiten.
Traurige Sätze, die aber Realität sind.
Titelfoto: Lutz Hentschel