Dynamo: 48-Meter-Strahl, weil Herrmann "keine Anspielstation" hatte
Dresden - Das Abendessen bei Familie Kammerknecht hätte sich Luca Herrmann (24) sicherlich redlich verdient. "Das hoffe ich doch", scherzte Dynamo Dresdens Traum-Torschütze zum 1:0 gegen den SC Freiburg II. direkt nach dem Spiel.
Mit seinem Treffer bereits in der 3. Minute legte der Mittelfeldspieler den Grundstein für den siebten Heimsieg der Saison. Doch darüber wollte natürlich niemand sprechen.
Denn das Wie war bei diesem Tor das Entscheidende: In der eigenen Hälfte eroberte Herrmann gleich zweimal den Ball, führte das Spielgerät noch zwei Meter über die Mittellinie und traf dann mit einem Strahl aus knapp 48 Metern in den Freiburger Kasten - Marke Tor des Monats!
"Wenn ich mal treffe, sind schon ein paar tolle Dinger dabei gewesen. Aber es war auf jeden Fall der polarisierendste gewesen", hatte Herrmann gut reden.
Er beschrieb die Szene so: "Dass der Keeper ein bisschen vor dem Tor steht, hatte ich gesehen. Natürlich ist das ein auch Intuition, ich hatte aber nicht die guten Anspielstationen. Dann probiert man es einfach. Der Ball war auf Höhe des linken Pfostens, deswegen war ich mir nicht sicher, ob der wirklich hereingeht. Uphoff lenkt den fast noch ins Tor rein, sonst wäre er wohl an den Innenpfosten und dann hereingegangen."
Viel emotionaler kann ein Tor wohl nicht sein. Ein Großteil seiner Familie war unter den 30.456 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion versammelt, denn Herrmann ist gebürtiger Freiburger.
Luca Herrmann hat eine schwere Zeit hinter sich
2021 wechselte er vom SCF zu Dynamo und durchlebte einige schwierige Phasen.
"Ich freue mich wahnsinnig, dass der Junge wieder Fuß gefasst hat und Fußball spielen kann", sagt Dynamo-Coach Markus Anfang (49) über seinen Schützling.
"Vielleicht wird er für so eine harte Zeit auch belohnt, dass er drangeblieben ist."
Denn Herrmann hatte sich Mitte Dezember 2021 einen Knorpelschaden im Knie zugezogen, stand erstmals Ende April 2023 für wenige Minuten - ausgerechnet in Freiburg - wieder in einem Pflichtspiel auf dem Feld.
Nun also der nächste emotionale Moment gegen seinen Jugendverein.
Zum feiern ging es Richtung Dynamo-Dresden-Bank
"Natürlich cool, dass es gegen Freiburg war, aber ich will das nicht überbewerten. Ich bin froh, dass es läuft, wie es läuft", bleibt Herrmann auf dem Boden.
"Dass wir Punkte holen, dass ich stabil spielen kann. Solche Dinger oder Tore an sich kommen obendrauf. Die Basis ist am wichtigsten."
Gejubelt hatte er übrigens mit Teamkollegen Jongmin Seo (21).
"Vor dem Spiel hatte ich gesagt: Wenn ich treffe, dann komme ich zu ihm. Sage ich eigentlich jede Woche, hat nur nie geklappt", scherzt der 24-Jährige.
Vielleicht ja dann in Zukunft noch häufiger!
Titelfoto: Lutz Hentschel