Ex-Dynamo Dirk Zander: "Präsident Otto war ein Gangster"!
Von Jürgen Schwarz
Bradenton-Sarasota - Im Mai feiert Dirk Zander seinen 55. Geburtstag und er wird sich dann sicher sein geliebtes "eiskaltes Bierchen" gönnen.
Der ehemalige Bundesliga-Profi, der von 1991 bis 1993 für Dynamo Dresden in der Bundesliga spielte (40 Spiele, zehn Tore), lebt seit einigen Jahren in Florida.
"Die drei erwachsenen Kinder Lisa-Marie, Philipp und Alexander sind in Deutschland geblieben. Meine Frau Conny, unsere Tochter Antonella sowie die Hunde Catfish und Cesar genießen hier das Klima."
Die Corona-Krise hat aber auch vor dem gebürtigen Hamburger nicht Halt gemacht. "Unsere Tochter hat zurzeit keine Schule, seit Mitte März sind die Strände und Restaurants geschlossen. Wir lenken uns mit Gartenarbeit ab, danach geht es in den Pool."
Die Zanders leben in einem schönen Einfamilienhaus direkt neben einem Golfplatz in Bradenton-Sarasota.
"Uns geht es im Moment sehr gut. Natürlich ist die Lage angespannt und ich denke, es wird noch einige Monate so bleiben."
Die katastrophale Situation in Italien betrifft indirekt auch die Zanders. "Unser Plan war, in fünf, sechs Jahren an den Gardasee umzuziehen. Sicher ist es bis dahin noch eine lange Zeit, aber diese schlimmen Geschehnisse in Italien machen mich sehr betroffen."
Dirk Zander schwärmt von Dresdens Entwicklung
Genau genommen ist Dirk Zander jetzt Privatier, hat sein Geld, das er als Profi verdient hat, gut angelegt. An die Bundesliga-Zeit in Dresden erinnert er sich gern.
"Helmut Schulte holte mich 1991 vom FC St. Pauli. Die Mannschaft war eine richtig gute Gemeinschaft, ich bin mit den Jungs bestens klargekommen. Kurti, Scholle, Horschtl oder Rösi waren Super-Kollegen", sagt Zander über Detlef Schößler, Heiko Scholz, Torsten Gütschow oder Uwe Rösler.
"Dem Rösi würde ich von ganzem Herzen den Bundesliga-Klassenerhalt mit Düsseldorf gönnen", so der 54-Jährige, der sich vor den Spielen immer mit Dynamos Spielmacher Hans-Uwe Pilz ein Zimmer teilte.
Von der sächsischen Landeshauptstadt schwärmt Zander in höchsten Tönen.
"Dabei fand ich es anfangs ziemlich grau in der Stadt, aber dann wurde es von Monat zu Monat besser. Die Wende tat Dresden richtig gut. Fast jeden Monat öffnete eine neue Gaststätte. Später waren wir noch ein paar Mal zu Wochenendtrips in der Elbmetropole, die sich unglaublich entwickelt hat."
Rolf-Jürgen Otto war der einzige Grund, warum Dirk Zander Dynamo Dresden verließ
Warum er Dynamo nach nur zwei Jahren verließ, lag einzig und allein am damaligen Präsident Rolf-Jürgen Otto. "Der Otto war doch ein Gangster", sagt Zander.
"Ich hatte mir zum zweiten Mal in meiner Laufbahn das Kreuzband gerissen, kam so unter Trainer Klaus Sammer im zweiten Jahr nur zu sechs Einsätzen. Als ich wieder fit war, bot mir Otto zwar einen neuen Vertrag an, aber ich sollte nur nach Einsätzen bezahlt werden, also kein Grundgehalt erhalten."
Zander fügte hinzu: "Eine absolut unseriöse Geschichte und mir war damals schon klar, dass der Präsident nicht koscher ist."
Auf dem "Kiez" wurde Zander bei seiner Rückkehr 1993 mit offenen Armen empfangen.
Die Fans hatten nicht vergessen, wie er einst gegen den Karlsruher SC nach nur zwölf Sekunden das 1:0 und in der 4. Minute das 2:0 für St. Pauli erzielt hatte.
"Immerhin gegen Oliver Kahn, den späteren dreifachen Welt-Torhüter", ergänzt Zander nicht ohne Stolz. Schon 1994 musste er aber seine Fußballschuhe an den Nagel hängen, "nach dem dritten Kreuzbandriss war es vorbei und ich mit 29 Sportinvalide".
Dirk Zander erlitt am 9. Mai 2017 einen Schlaganfall
Bis August 2007 war Dirk Zander Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FC St. Pauli.
"Insgesamt habe ich elf Jahre als Jugendtrainer beziehungsweise als Jugend-Koordinator im Verein gearbeitet."
Auf einen Trainerjob im Profibereich verspürte der Ex-Dynamo allerdings nie Lust: "Ständig umzuziehen, weil dich irgendein ahnungsloser Funktionär feuert, um sich profilieren zu können, war und ist nicht mein Ding."
Vor knapp drei Jahren gab es allerdings für die Familie Zander ein einschneidendes Erlebnis. Am 9. Mai 2017 erlitt der vierfache Familienvater einen Schlaganfall.
"Wir frühstückten auf der Terrasse, als mir schwindlig wurde. Ich bekam Gleichgewichtsstörungen und mein rechtes Bein fühlte sich taub an".
Mit dem Notarztwagen wurde Zander ins Krankenhaus gebracht. "Natürlich sorgte die Diagnose der US-Ärzte für einen heftigen Schreck bei uns, aber zum Glück ist nichts zurückgeblieben. Ich nehme morgens eine Blutdrucktablette und am Abend eine Cholesterin-Tablette. Mit fast 55 ist das wohl normal."
Zum Schluss lässt sich Dirk Zander noch die Handy-Nummer von Uwe Rösler geben. "Jetzt kann ich meinem alten Kumpel Rösi endlich mal eine WhatsApp schicken."
Titelfoto: imago images/Claus Bergmann