Die leeren Gesichter, die Tränen: Das war mein schlimmster Dynamo-Moment 2023
Dresden - Na, wer errät das Unwort des Jahres 2023 bei Dynamo Dresden? So schwer ist es nicht. Hier ist es: Meppen!
Dort platzten am späten Abend des 22. Mai die Träume. Nix Aufstieg, weiterhin 3. Liga. Ein verflixter Punkt dort hätte gereicht. Einer! Stattdessen war Leere nach dem bis heute nicht erklärbaren 1:4 nach 1:0-Pausenführung. Mein schlimmster SGD-Moment 2023.
Auf der sich ewig hinziehenden Fahrt ins Emsland, genau da, wo sich Fuchs und Hase in der Tat guten Tag sagen, hatte ich keinerlei Zweifel.
Zu stark hatte sich Dresden in der Rückrunde präsentiert. Zwar stolperten auch die direkten Kontrahenten gegen den SVM. Aber es waren eben die anderen. Und Meppen war schon abgestiegen. Das sollte doch das Plus sein.
Den Dresdner Kollegen vor Ort ging es umgedreht. Sie waren nicht ganz so frohen Mutes. Alle bestens gelaunt, als Ahmet Arslan (29) vom Elfmeterpunkt das 1:0 erzielte. "Jetzt müsste es doch mit Teufel zugehen", sagte ein Kollege zur Pause.
Dynamo Dresden wirf in Meppen den Aufstieg in die 2. Bundesliga weg, aber da unten spielen Menschen!
Nun drehte sich allerdings bei mir das Gefühl. Warum? Ich kann es gar nicht genau sagen.
Die Verletzung von Paul Will (24), der doppelte Wechsel dadurch von Markus Anfang (49) - Claudio Kammerknecht (24) auf die Sechs und der eingewechselte Robin Becker (26) auf die rechte Seite der Viererkette. Irgendwie ramponierte sich Dynamo so sein Schaltgetriebe. Das vergebene Brett von "Joni" Meier (24) kurz vor dem Pausentee. Es war von allem ein bisschen.
Was danach kam, ist irgendwie nur noch ein Film. 1:1, 1:2, Gelb-Rot Park (22), 1:3, 1:4. Und immer wieder die Frage an sich selbst. Wie verpackst du das jetzt im Text? Wie kriegst du alles glaubhaft rüber?
Denn zu glauben war hier eigentlich nichts. Und die Fragen an Trainer und Team: Warum reagiert da unten keiner? Was machen denn die auf dem Feld? Alle, wirklich alle, waren wie gelähmt. Abpfiff! Der Text ging online. "Dynamo wirft bei Absteiger Aufstieg weg!" Anders konnte ich es gar nicht nennen. Weggeworfen.
Aber: Menschlich, auch da unten spielen keine Maschinen, es sind Männer aus Fleisch und Blut. So etwas gibt es. Kollektiver Einbruch. Die leeren Gesichter aller zu sehen, die Tränen, die Versuche einer Erklärung, die es nicht gab. Das war Meppen im Mai 2023.
Titelfoto: Bildmontage: Picture Point/Sven Sonntag, Lutz Hentschel