Früher stand er im K-Block und beschimpfte die Gegner: Dresdner trifft Dynamo im Derby mitten ins Herz
Dresden - Ein Dresdner hat Dynamo geschockt: Ryan Don Naderi klaute den überlegenen Schwarz-Gelben im Ostkracher gegen Hansa Rostock zwei Zähler.
Sein Tor zum 1:1 (74.) sorgte gleichzeitig für den Endstand. Während die Sachsen allesamt unzufrieden waren, strahlte der 21-Jährige vor Glück.
In Dresden geboren, angefangen bei der SG Striesen, bei "Soccer For Kids" ausgebildet und dann 2015 in die Dynamo-Jugend gewechselt. Das war Naderis Werdegang in jungen Jahren. Vor drei Jahren ging er nach Mönchengladbach und stürmt seit Sommer für den FC Hansa Rostock.
Und dann das: "Ich kann das noch gar nicht richtig einordnen", gestand er. "Zum ersten Mal Startelf, mein erstes Tor und das in meiner Heimatstadt. Wahnsinn", konnte er sein Glück gar nicht fassen.
Es wird noch besser: "Meine Mama sagt sonst immer, verletz dich nicht, passe auf dich auf. Jetzt war sie zum ersten Mal im Stadion und hat ein Spiel von mir gesehen. Es freut mich ungemein."
Ryan Don Naderi sagt nach Unentschieden bei Dynamo: "Das ist meine Stadt"
Nico Neidhardt hatte geflankt, Aljaz Casar und Claudio Kammerknecht gingen zusammen zum Kopfball, der flutschte zum völlig blanken Naderi, der zum 1:1 einschob und jubelnd Richtung eigenen Fan-Block abbog. Das sind die Geschichten, die nur der Fußball schreibt.
Dass er selbst Dynamo-Fan ist, daraus macht der Stürmer gar keinen Hehl. "Das ist meine Stadt, ich bin hier aufgewachsen. Das ist doch klar. Ich stand früher selbst oft im K-Block, habe mir die Spiele angeschaut und habe die gegnerischen Spieler beschimpft. Jetzt war ich es, der beschimpft wurde", lachte er laut und griff sich dabei an den Kopf. Er konnte das alles nicht fassen, was da geschah.
Nach dem Spiel ging er als Erstes zu Paul Lehmann und Jonas Oehmichen, die beide nicht bei Dynamo im Kader standen. Mit beiden hat er in der Dynamo-Jugend zusammengespielt.
"Das sind meine Freunde. Sie werden es mir nachsehen, dass ich getroffen haben, auch wenn sie nicht begeistert waren", grinste er. Mal von seiner Familie abgesehen, werden es die wenigsten Dresdner gewesen sein.
Titelfoto: Lutz Hentschel