DFB-Jugendreform ohne Abstieg: Dynamo-Nachwuchschef Hartmann findet es "spannend"
Dresden - DFB-Nachwuchsliga heißen die ehemaligen Bundesligen der U19 und U17. In kleinen regionalen Gruppen zu je acht Mannschaften wird in beiden Altersstufen quasi eine Vorrunde gespielt, dann geht es weiter. Dynamo spielt in Staffel H (U19) und E (U17). Absteigen kann aber keiner. Das hat Vor- und Nachteile, sagt SGD-Nachwuchschef Marco Hartmann (36).
Die Reform des DFB "ist eine spannende Veränderung", so Hartmann. "Es hat viel Positives. Wir können uns zum Beispiel darauf fokussieren, die einzelnen Spieler weiter vorwärtszubringen und müssen es weniger vom Ergebnis abhängig machen", so der 36-Jährige.
"Wir lösen uns davon, Punkte sammeln zu müssen und den Klassenerhalt zu schaffen. Man neigt da zum Beispiel dazu, nur gewisse Spieler einzusetzen." Jetzt kann man losgelöst von allem und ohne Druck auf den ganzen Kader setzen.
Apropos Druck: Der gehört in einem gewissen Maße auch im Nachwuchs schon dazu, der Leistungsgedanke, das Müssen, das Überwinden von Hindernissen. Kommt das alles in diesem Modus zu kurz?
"Das ist der Punkt, den ich auch so sehe. Das kann ich nicht genau beantworten", so Hartmann. "Durch diesen Modus ist unser klares Ziel, uns mit beiden Mannschaften für die nächste Runde zu qualifizieren. Damit hat man einen sportlichen Anreiz. Wir haben das Niveau, das erreichen zu können. Ob das den Druck ersetzt, werden wir sehen."
Die U19 liegt derzeit nach fünf Spieltagen mit neun Punkten auf Rang zwei hinter Cottbus. Die U17 ist nach drei Partien Fünfter mit vier Punkten.
Marco Hartmann will Talente aus Dresden bei der SGD etablieren
Eine der Aufgaben von Hartmann ist auch, künftige Dynamo-Talente zu scouten. Sie davon zu überzeugen, in Dresden zu spielen.
Hauptaugenmerk: Sie sollen sich mit dem Verein identifizieren. "Wenn sie Dynamo im Herzen tragen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie bei uns bleiben."
Zweite Bedingung: "Sie müssen sich aber auch vorstellen können, in der zweiten Mannschaft zu spielen." Die soll ab 2025/2026 in der Landesliga an den Start gehen. Sie ist unter anderem für Kicker gedacht, die nicht auf Anhieb den Sprung zu den Profis schaffen. Auch für die ist Hartmann dann zuständig.
Sein Ziel ist es, dass immer wieder Nachwuchsspieler den Weg zu den Profis finden werden. Derzeit gibt es mit Vizekapitän Niklas Hauptmann (28), Tony Menzel (19), Jonas Oehmichen (20) und Paul Lehmann (20) ein Quartett, das diesen Weg erfolgreich beschritt bzw. beschreitet. "Harti" weiß aber auch: "Jugend forscht" hat seine Grenzen.
"Wenn wir fünf Talente erfolgreich in die Profi-Elf integriert haben, die Mannschaft aber in der 3. Liga um Platz zwölf spielt, funktioniert das nicht. Erfolg ist bei Dynamo wichtig", weiß er. Daher behutsam und ohne Druck.
Titelfoto: Lutz Hentschel