30 Jahre Belgrad, Dynamos Co-Trainer Heiko Scholz war dabei: "Du hattest eine gewisse Vorahnung!"
Dresden - Zwei bittere Geburtstage hintereinander. Am gestrigen Freitag wurde die Schmach von Uerdingen 35. Das 3:7 im Rückspiel bei Bayer war sportlich ein Desaster.
Vom Ergebnis erwartbar, aber gesellschaftlich eine Katastrophe war der 20. März 1991. Vor genau 30 Jahren bestritt Dynamo Dresden seine 98. und bis jetzt letzte Europapokalpartie. Das Rückspiel gegen Belgrad wurde beim Stand von 1:2 abgebrochen. SGD-Co-Trainer Heiko Scholz (55) war dabei.
Schon im Hinspiel des Viertelfinals des Europapokals der Landesmeister bei Roter Stern gab es eine Abreibung im wahrsten Sinne des Wortes. 0:3!
"Wir hatten uns schon etwas ausgerechnet. Aber das war eine Truppe, die Belgrader", sagt "Scholle" und zählt auf: "Ich durfte gegen Robert Prosinecki spielen. Sinisa Mihailovic, Dejan Savicevic und Darko Panchev - das waren später alles Weltstars. Wir hatten keine Chance", so Scholz.
"Dazu noch die Atmosphäre mit 85.000 fanatischen Fans. Wir hatten vom Hörensagen mitbekommen, dass unsere Anhänger in Belgrad, ich sage mal so, eher unfreundlich behandelt wurden."
Das hatte sich deutschlandweit herumgesprochen. Und so kamen zum Rückspiel nicht nur Einheimische ans und ins Stadion, sondern Hools aus der ganzen Republik. Dresden wurde für einen Tag zu ihrer Spielwiese. "Du hattest als Spieler schon eine gewisse Vorahnung, dass etwas passieren könnte", sagt Scholz nachdenklich.
Dynamo Dresdens bislang letztes Europapokal-Spiel fand ein unrühmliches Ende
"Allen war klar, wenn hier nicht ganz viel Sensationelles passiert, ist es so kurz nach der Wende unser letztes Europapokalspiel für eine lange Zeit."
Und diese Bühne nutzten die Chaoten. Es rumorte schon den ganzen Tag über in Dresden und entlud sich im Stadion.
"Sportlich haben wir gesagt, ein schnelles Tor und schauen, was dann geht. Wir haben auch durch Torsten Gütschow 1:0 geführt, aber nach dem 1:1 durch Savicevic war der Käse gegessen", so der heutige Co-Trainer.
Panchev machte das 2:1 für Roter Stern und dann ging es ab. Aus der Dresdner Fan-Kurve flogen Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse auf den Rasen.
Die Polizei musste gegen die Randalierer Wasserwerfer einsetzen. In der 78. Minute musste die Partie abgebrochen werden.
"Klar waren wir entsetzt, dass es so unrühmlich zu Ende ging. Wir waren fassungslos", sagt Scholz und scherzt dann in seiner ureigenen Art: "Aber hey, Belgrad warf im Halbfinale die Bayern raus und gewann im Finale gegen Marseille. Dresdens Europapokal-Geschichte endete damals gegen den späteren Cup-Sieger!"
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