Social Media, Spitznamen, Freundeskreis: So krass scoutet RB Leipzig seine Talente
Leipzig - Mit Castello Lukeba (20) präsentierte RB Leipzig jüngst Neuzugang Nummer neun für die achte Bundesliga-Saison in Folge. Nicht nur der Franzose, auch alle anderen Newcomer durchliefen im Vorfeld der Verpflichtung ein strenges Scouting-System, über das Sportdirektor Rouven Schröder (47) nun sprach.
"Da sind viele Dinge, die zusammenkommen: Reports, Datenanalysen, Persönlichkeitsstrukturen, die überprüft werden. Das ist sehr, sehr kleinschichtig und der Prozess dauert wirklich lange", so Schröder in der ZDF-Sendung "Bolzplatz". "Die Zeit nehmen wir uns aber auch, weil wir wissen, wenn wir das Geld einsetzen, möchten wir relativ sicher sein, was wir bekommen."
Teil des Scoutings ist auch ein Charaktertest. Auf den legt der Titelverteidiger im DFB-Pokal offenbar deutlich mehr Augenmerk als die Konkurrenz.
"Man kann eine Persönlichkeitsstudie über mehrere Seiten anbringen, vom Spitznamen bis Freundeskreis, Social Media überprüfen - aber auch dann gekoppelt mit dem persönlichen Treffen", erklärt der 47-Jährige, der seit April bei den Roten Bullen arbeitet.
Der frühere sportliche Verantwortliche von Schalke 04, Mainz 05, Werder Bremen und Greuther Fürth sagt zudem, dass 95 Prozent "Verhinderungsscouting" sei. "Also einen Transfer auch auszuschließen oder zu verhindern."
Rouven Schröder: "Wenn's nötig ist auch drei Gespräche, um dem Jungen alle Fragen auszuräumen"
Einer der vor der Saison für insgesamt rund 150 Millionen Euro verpflichteten Kicker ist mit Lois Openda (23) gleichzeitig der Rekord-Zugang der Sachsen, für den knapp 40 Millionen Euro an den RC Lens überwiesen wurden.
RB Leipzig sei für den Belgier "genau der richtige Schritt, da wollte er unbedingt hin", weiß Rouven Schröder.
Sein nächster Schritt durfte nicht zu groß sein, worauf Opendas Management und seine Familie geachtet hätten. In persönlichen Gesprächen überzeugten Schröder und Co. den Angreifer - "wenn's nötig ist auch dreimal, um dem Jungen alle Fragen auszuräumen".
Den dauerhaften Sprung ins erste Glied hat bislang keiner der Jugendspieler aus der hochmodernen Akademie geschafft. Das soll sich ändern, wird gebetsmühlenartig seit Jahren gesagt: "Unser größter Wunsch ist, aus den eigenen Reihen einen Bundesligaspieler zu entwickeln."
Da die Anmeldung einer U23-Mannschaft für die Sachsen aktuell nicht lukrativ ist - sie müsste in der untersten Liga starten - wird dies wohl noch eine ganze Zeit lang dauern ...
Titelfoto: Picture Point/Gabor Krieg