Rangnick hat RB Leipzig verlassen, weil es "weder mir noch Nagelsmann großen Spaß gemacht hätte"
Leipzig - Neun Jahre lang war Julian Nagelsmann (31) Trainer bei der TSG Hoffenheim. Erst als Jugendcoach, seit Februar 2016 als Übungsleiter des Bundesligisten. Ralf Rangnick (61) holte das deutsche Trainertalent zu RB Leipzig, machte sich aber selbst aus dem Staub. Auch, um die hungrigen Medien nicht mit schmackhafter Nahrung zu füttern.
"Die Entscheidung, dass ich nicht mehr ausschließlich in den Sportdirektoren-Job zurückgehe, ist in mir schon in der Winterpause gereift", blickte Ralf Rangnick in einer Talkrunde im "Club International Leipzig" am Dienstagabend zurück.
In der zurückliegenden Saison war der 61-Jährige nach dem Aufstiegsjahr 2015/16 neben seiner Funktion als Sportchef erneut als Übergangstrainer tätig, nachdem der bisherige Coach Ralph Hasenhüttl angekündigt hatte, den Posten abgeben zu wollen (TAG24 berichtete). Rangnick konnte zwar den begehrten Julian Nagelsmann verpflichten, allerdings erst zur Spielzeit 2019/20. Deshalb war ihm bewusst, dass er sich noch ein Jahr auf die Bank setzen muss.
Einer der Gründe für seine Entscheidung gegen die Einzelfunktion als Sportdirektor zur kommenden Saison sei auch der kritische Blick von außen auf sein Verhältnis zu Nagelsmann gewesen. "Es hätte weder mir noch Julian allzu großen Spaß gemacht", sagte Rangnick. Jede Geste und jedes Gespräch sei sofort (und eventuell falsch) interpretiert worden. Nicht mit dem 61-Jährigen!
Rangnick verlässt RB Leipzig: "Hätte gar nicht gewusst, wie ich meinen Tag ausfüllen soll"
"Ich bin ein Mensch, der neue Herausforderungen, Aufgaben und Reize braucht", erklärte Rangnick seine Entscheidung "gegen" Leipzig. "Ich will nicht sagen, dass es mir langweilig geworden wäre. Aber ich hätte gar nicht gewusst, wie ich meinen Tag hätte ausfüllen sollen, wenn ich wieder nur als Sportdirektor zurückgegangen wäre."
Der Hauptgrund für seine Unterschrift beim Brausekonzern war aber, dass er das Gefühl hatte, "dass die Fortschritte, die wir ausschließlich in Leipzig hätten machen können, geringer wären als das, was jetzt möglich ist durch diese zwei zusätzlichen Standorte." Denn mit den New York Red Bulls in der großen USA und dem gekauften brasilianischen Zweitligisten CA Bragantino, der fortan Red Bull Bragantino heißt, will der 61-Jährige etwas Großes aufbauen und vielversprechende Talente nach Europa holen.
"Am Ende habe ich mir die Frage gestellt: Finden wir eher einen richtig guten, hochbegabten, jungen Nachfolger für mich auf die Stelle des Sportdirektors oder finden wir eher einen Mann für dieses globale Geschäft, der das mit dem gleichen Fachwissen und der gleichen Erfahrung machen könnte, wie ich sie gesammelt habe in den letzten sieben Jahren. Die Frage war relativ schnell beantwortet."
Deswegen habe er sich mit Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff (43) nach dem 0:3 im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern zusammengesetzt. "Wir waren uns dann innerhalb von zwei Tagen einig, dass es so mehr Sinn macht. RB Leipzig ist auch einfach zu groß und zu gewichtig, als dass ich über einen längeren Zeitraum Sportdirektor und Trainer machen kann."
Obwohl ihn sein persönliches Umfeld von der letztjährigen Doppelfunktion wegen des hohen Risikos abgeraten hatte, wagte Ralf Rangnick den Schritt. Mit Erfolg: RB wurde als Dritter hinter Meister FC Bayern und Borussia Dortmund "Best of the Rest", qualifizierte sich zum zweiten Mal im dritten Jahr für die Gruppenphase der Champions League und erreichten das Pokalfinale. Große Fußstapfen, in die Julian Nagelsmann und der neue Sportdirektor Markus Krösche (38) zum Trainingsauftakt am Freitag treten.