Fans von RB Leipzig singen für die verstorbenen Anhänger: "Ich bin sehr berührt!"
Leipzig - Denkwürdiger Abend in der Red Bull Arena. RB Leipzig gewinnt das Bundesliga-Match gegen Borussia Mönchengladbach mit 2:0. Doch der Sport wurde schon sehr früh in der Partie zur absoluten Nebensache, weil ein Zuschauer im Leipziger Sektor B verstarb.
Die Anhänger beider Klubs verzichteten auf den Support. Die Fohlen auch deshalb, weil ein Anhänger der aktiven Fanszene bei einem Autounfall verstorben ist.
Ein unglaublich tragischer Tag. Doch die auf dem Papier ausverkaufte Red Bull Arena reagierte vorbildlich.
In der Schlussphase der Begegnung zückten die Fans ihr Handy und schalteten die Lichter an. Ein großes leuchtendes Meer entstand. Dazu stimmten die Sachsen den ikonischen Fangesang an: "Wir sind Leipzig, Rasenballsport Leipzig, Rot-Weiß sind unsere Farben, wir werden niemals untergehen".
"Das zeigt einfach diese hundertprozentige Menschlichkeit. Also ich stand noch nie in einem Stadion, wo es zwei Todesfälle gab, deswegen ist es für mich auch etwas ganz Neues. Und ich bin sehr berührt von der Art und Weise des Umgangs von beiden Fangruppierungen", sagte "Sky"-Expertin Tabea Kemme (32) nach dem Abpfiff.
Auch Leipzigs Sportdirektor Rouven Schröder (48) stimmte dem zu, sprach bereits von einer "komischen Stimmung" vor dem Anpfiff. "Wir haben dann schnell festgestellt, dass es bei uns im Block auch sehr still war. Haben dann die Info bekommen, dass da was passiert sei", beschreibt der 48-Jährige die Szenen der ersten Hälfte. "Das ist natürlich auch wirklich tragisch."
RB Leipzigs Marco Rose: "Man merkt, dass anderes im Leben wichtig ist"
Dass der gewohnte Support nicht von den Rängen kam, haben die Spieler im Stadion natürlich auch ganz schnell gemerkt. Benjamin Henrichs (26) berichtete davon, dass er erst in der Halbzeit erfahren habe, was wirklich los ist.
Coach Marco Rose (47) analysierte bei "Sky" letztendlich die Stimmung auf dem Rasen: "Das ist nie einfach, du bereitest dich auf so ein Spiel vor emotional. Du freust dich auf dein Stadion und dann merkst du irgendwann: ok, hier stimmt etwas nicht."
Der Vorfall mit dem verunglückten Gladbacher Fan war dem Trainer bekannt.
Doch dann kam die Reanimation im Leipzig-Block: "Dann kriegst du irgendwann die Info gesteckt. Aber du bist trotzdem mittendrin, es geht trotzdem um Punkte. Man merkt dann aber auch irgendwo, dass natürlich etwas ganz anderes im Leben wichtig ist, nämlich Gesundheit. Tragisch, mein aufrichtiges Beileid an die Familien. Ich fand, dass das Stadion, die Fans toll reagiert haben", erzählte Rose.
Der Trainer sei stolz auf seine Jungs, die trotz der Umstände ihr Bestes gegeben und gewonnen haben. Er machte aber auch klar: "Jetzt muss ich trotzdem hier stehen und das analysieren, das ist natürlich schwierig."
Titelfoto: Picture Point / Roger Petzsche