Alles nur geschauspielert: Dürfen RB Leipzigs Fans jetzt auch sauer auf Eberl sein?

Leipzig - Wir leben offenbar in einer verrückten Fußballzeit. Anders lässt es sich nicht erklären, dass mächtige Sportmanager, wie es Max Eberl (50) bei RB Leipzig war, unmittelbar vor einem extrem wichtigen Spiel gegen den FC Bayern München freigestellt werden. Doch offenbar ist es auch nur die Spitze des Eisbergs, die Außenstehende und Fans vom ganzen Umfang der Thematik mitbekommen.

Max Eberl (50) sollte den Umbruch von RB Leipzig mitgestalten und einen bundesligatauglichen Kader zusammenstellen. Das hat er getan.
Max Eberl (50) sollte den Umbruch von RB Leipzig mitgestalten und einen bundesligatauglichen Kader zusammenstellen. Das hat er getan.  © Picture Point / Roger Petzsche

Vielleicht ist es auch besser so, vorausgesetzt, man lässt sich nicht auf Spekulationen ein. So, wie es das Fanprojekt Mönchengladbach (FPMG) Anfang des Jahres gemacht hatte. Dort war zu lesen, dass Eberl seine Burnout-Krankheit nur geschauspielert habe, um von der Borussia wegzukommen und bei den Sachsen einzusteigen.

"Das wirkt wie ein Masterplan, dessen Umsetzung Anfang 2022 begonnen hat", sagte FPMG-Vorsitzender Thomas Ludwig damals der Rheinischen Post. Würde man den Gedanken nun weiterspinnen, könnte der vermeintliche "Masterplan" auch gewesen sein, am Ende zum Rekordmeister nach München zu kommen.

Ein Arrangement soll jedenfalls kurz bevorstehen. Letztendlich ist es aber trotzdem falsch, von einer "Inszenierung" zu sprechen, ohne alle Fakten zu kennen. Und die kennt wohl nur Eberl selbst.

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Vielleicht hat der 50-Jährige die Rasenballer tatsächlich immer nur als Zwischenstation gesehen, ohne es RB-Boss Oliver Mintzlaff (48) so deutlich ins Gesicht zu sagen. Bei seinem Amtsantritt sprach Eberl jedenfalls nur davon, dass er sich freue, "wieder im Fußball dabei zu sein". Kein Wort davon, er habe schon immer in Leipzig-Bettwäsche geschlafen oder in seinem Blut fließe Red Bull.

Nein. "Ich bin ein Roter und werde es immer bleiben", betonte Eberl im Mai 2009 stattdessen schon in einem Interview mit dem Bayern-Magazin. Die Roten Bullen warfen dem Manager bei seiner Freistellung "fehlendes Commitment zum Klub" vor. Dabei hatte er das offenbar schon vor Jahren einem anderen Verein gegeben.

RB Leipzig auch ohne Eberl gut aufgestellt

Mit Rouven Schröder (48, ) installierte Eberl einen Sportdirektor, der jetzt das Sagen bei den Roten Bullen hat. Der Abgang des 50-Jährigen tut daher bislang nicht wirklich weh.
Mit Rouven Schröder (48, ) installierte Eberl einen Sportdirektor, der jetzt das Sagen bei den Roten Bullen hat. Der Abgang des 50-Jährigen tut daher bislang nicht wirklich weh.  © Picture Point / Roger Petzsche

Und was jetzt? Dürfen die Fans der Sachsen jetzt auch so emotional entgleisen, wie es die Gladbacher Ultras in diesem Jahr gemacht haben? Immerhin stand laut Bericht des "Kicker"-Magazins für Eberl schon lange fest, sollte sein Herzensverein FC Bayern ihm ein Angebot machen, dass er die Leipziger um eine Freistellung bitten würde.

Und das, obwohl er nach außen hin in Interviews immer darauf pochte, dass er Vertrag bei RB habe und den gern erfüllen würde.

Da geht es dann eher darum: Wie viel Ehrlichkeit kann man denn in dieser verrückten Fußballzeit erwarten? Wo Spieler und Manager Kommunikationstechniken an die Hand bekommen, um in öffentlichen Diskussionen ja keine Details auszuplaudern, damit in Verhandlungen vielleicht um das ein oder andere Milliönchen noch gepokert werden darf.

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Am Ende kann man in Leipzig nur konstatieren, dass der Klub nicht auf die Nase gefallen ist, obwohl Eberl nicht mehr da ist. Mit Rouven Schröder (48) wurde, ob per "Masterplan" durchdacht oder nicht, ein fähiger Sportdirektor installiert, der inzwischen schon einige Verträge mit ein paar Routiniers unter Dach und Fach gebracht hat. Im Sommer baute Eberl zudem einen Kader zusammen, der trotz brutaler Abgänge offenbar um Titel mitspielen kann.

So steht letztendlich mit dem Eberl-Abgang ein Thema zur Debatte, über das man sich als Leipzig-Fan ärgern kann - oder eben auch nicht. Landet der 50-Jährige wie zu erwarten beim FC Bayern München und erfüllt sich damit seinen mutmaßlichen Traum, dann ist es halt so. Wie er dorthin gekommen ist, muss er schließlich nur mit seinem Gewissen vereinbaren können.

Titelfoto: Picture Point / Roger Petzsche

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