Sierck rechnet mit Lok-Leipzig-Zeit ab: "Nicht wirklich willkommen, weil ich Kracht-Spieler war!"

Leipzig - Die vergangene Saison war für den 1. FC Lokomotive Leipzig quasi komplett für die Tonne. Interner Ärger mit Trainer-Rauswurf, Präsidiums-Abberufung, sportlicher Talfahrt und unzufriedenen Fans. Mittendrin: Abwehrmann Jesse Sierck (26), der offenbar von Anfang an wenige Chancen hatte, sich beweisen zu können.

Im Training zeigte Jesse Sierck (26, M.) nach eigenen Angaben immer vollen Einsatz. Bei den Spielen saß er dennoch meist nur auf der Bank.
Im Training zeigte Jesse Sierck (26, M.) nach eigenen Angaben immer vollen Einsatz. Bei den Spielen saß er dennoch meist nur auf der Bank.  © Picture Point / Gabor Krieg

Im Gespräch mit TAG24 berichtet der Verteidiger, wieso er in einem Jahr in sechs Spielen insgesamt nicht einmal 200 Minuten beim Regionalligisten randurfte.

Sportliche Gründe hatte das seiner Meinung nach jedenfalls nicht. "Ich war 2023 einer der Wunschspieler von Torsten Kracht. Er wollte mich unbedingt zu Lok holen - und ich wollte auch zu Lok. Und wie man dann im Nachgang gehört hat, gab es da schon einige Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Trainer Almedin Civa", erzählt Sierck.

Dass sich Präsident und Coach nicht immer eins waren, wurde im Laufe der vergangenen Saison immer wieder deutlich. Beide stellten sich öffentlich regelmäßig an den Pranger. Das Verhältnis war offenbar schon länger angespannt.

Ungewöhnliche Finanzierung bei Lok Leipzig: Wenn Spieler ihr Trainingslager mitbezahlen
1. FC Lokomotive Leipzig Ungewöhnliche Finanzierung bei Lok Leipzig: Wenn Spieler ihr Trainingslager mitbezahlen

"Das hat sich dann natürlich immer mehr aufgebauscht. Ich hab dann relativ schnell gemerkt, dass ich im Verein nicht wirklich willkommen war, weil ich halt ein Kracht-Spieler war. Und das war eigentlich der Hauptgrund, warum ich nicht gespielt habe", berichtet Sierck.

Obwohl er sich im Training immer voll reingehängt habe und aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolgs eigentlich gute Alternativen gebraucht worden wären, beachtete ihn Civa kaum. "Es wurde halt nicht nach Leistung aufgestellt. Ich war eigentlich das Bauernopfer beim Streit zwischen Alme und Torsten."

Jesse Sierck verlässt Lok Leipzig im Sommer und spielt jetzt in Luxemburg

Beim Testspiel gegen den Halleschen FC vor der Saison war Sierck noch auf dem Rasen.
Beim Testspiel gegen den Halleschen FC vor der Saison war Sierck noch auf dem Rasen.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Seine Mitspieler und natürlich auch Freunde hätten immer wieder gefragt, warum der Abwehrmann nicht spiele. "Da kamen so Fragen wie: 'Was hast du verbrochen?' Da hab ich gesagt: 'Ich hab gar nix verbrochen, ich bin einfach nur hier!' Ich wollte einfach nur Fußball spielen - und das wurde mir halt komplett verwehrt."

Schon im Winter hatte Sierck deshalb Wechselgedanken, was aus finanziellen Gründen aber nicht geklappt hatte. Im Sommer war dann sehr schnell klar, dass es in Leipzig aber nach den Ereignissen nicht weitergehen würde.

Der 26-Jährige absolvierte daraufhin unter anderem ein Probetraining beim Regionalliga-Aufsteiger SV Todesfelde. Doch auch dort fühlte er sich nicht richtig wohl, sagte letztendlich ab.

Wegen ihm hat Lok Leipzig jetzt Gemeinsamkeit mit Stadtrivale Chemie
1. FC Lokomotive Leipzig Wegen ihm hat Lok Leipzig jetzt Gemeinsamkeit mit Stadtrivale Chemie

Inzwischen kickt er in der 1. luxemburgischen Liga bei Victoria Rosport. Dort wäre es bei gutem Abschneiden sogar möglich, einmal europäisch in der Conference League zu spielen. "Ja, das reizt natürlich auch. Bisher gefällt es mir hier sehr gut. Aber nach einem Spiel ist es natürlich relativ schwierig, jetzt schon ein Fazit zu ziehen."

Titelfoto: Picture Point / Gabor Krieg

Mehr zum Thema 1. FC Lokomotive Leipzig: