Verrückte Nachspielzeit! Effektiver HSV zittert sich in Kiel zum Sieg
Kiel - Tabellenführer! Der Hamburger SV ist durch einen 3:2 (1:0)-Auswärtssieg bei Holstein Kiel an die Spitze der 2. Bundesliga geklettert. Inbesondere die Nachspielzeit hatte es in sich.
Die Gäste-Tore vor 15.034 Zuschauern im Holstein-Stadion erzielten Robert Glatzel zum 1:0 (39. Minute), Moritz Heyer zum 2:0 (69.) und Ludovit Reis zum 3:0 (85.). In der Nachspielzeit schoss erst Heyer ein Eigentor zum 1:3 (90.+2), dann traf Fin Bartels noch zum 2:3 (90.+3).
Kiel-Trainer Marcel Rapp tauschte nach dem 0:0 beim SSV Jahn Regensburg zweimal: Mikkel Kirkeskov und Ex-Rothose Jann-Fiete Arp starteten für Simon Lorenz und Benedikt Pichler.
Sein Gegenüber, HSV-Coach Tim Walter, nahm im Vergleich zum 1:0-Erfolg über den Karlsruher SC hingegen keine Wechsel vor.
Die Hausherren legten los wie die Feuerwehr: Erst verpasste Steven Skrzybski eine scharfe Hereingabe von Fabian Reese knapp (3.), nur eine Minute später musste Gäste-Keeper Daniel Heuer Fernandes einen gefährlichen Kopfball von Patrick Erras entschärfen (4.).
Und das Scheibenschießen ging munter weiter: In der achten Minute zwang Reese Heuer Fernandes zur nächsten Glanzparade, zwei Zeigerumdrehungen später köpfte Timo Becker vorbei (10.), wiederum eine Minute später verzog erneut Reese knapp (11.) - was für ein Beginn der KSV!
Von den Hamburgern, die sich etliche leichte Ballverluste leisteten, war offensiv überhaupt nichts zu sehen, es spielten weiter nur die Schleswig-Holsteiner: Arp scheiterte am erneut stark reagierenden Heuer Fernandes (17.).
Startelf von Holstein Kiel für das Zweitliga-Heimspiel gegen den HSV
Anfangsformation des HSV für das Zweitliga-Auswärtsspiel bei Holstein Kiel
Robert Glatzel bringt den HSV nach ganz schwacher Anfangsphase in Führung
Die Führung für die Gastgeber wäre mittlerweile mehr als verdient gewesen. Erst in der 22. Minute kamen die Hamburger durch Miro Muheim zu ihrem ersten Abschluss, doch Schlussmann Thomas Dähne parierte sicher.
Nach einem weiteren Kieler Abschluss durch Kirkeskov (24.) lag der Ball plötzlich im Tor der Hausherren! Sonny Kittel hatte Dähne überwunden, vorher aber im Abseits gestanden (25.).
Der HSV kam in der Folge langsam besser in die Partie und in der 31. Minute zur ersten richtig guten Möglichkeit: Nach einer Flanke von Jean-Luc Dompé landete das Leder bei Bakery Jatta, dessen Kopfball von Erras auf der Linie geklärt werden konnte.
Auf der Gegenseite ließen Arp und Reese die Führung kurz darauf leichtfertig liegen (35.), doch dann zappelte das Leder im Netz - und der HSV führte! Dompé flankte von links, im Zentrum stieg Glatzel unnachahmlich hoch und traf per Kopfball-Aufsetzer zum 1:0 (39.). So ging es auch in die Pause.
Der zweite Abschnitt knüpfte nahtlos an den ersten an: Auf der einen Seite schloss Skrzybski aus der Distanz ab (46.), auf der anderen verpasste Glatzel eine Jatta-Hereingabe nur um wenige Zentimeter (47.).
In der Folge beruhigte sich die Partie ein wenig. Die Hausherren agierten nicht mehr so schwungvoll wie noch in den ersten 45 Minuten, sodass es den Rothosen zusehends gelang, die Kontrolle über das Geschehen zu erlangen.
Moritz Heyer trifft in beide Tore, Ludovit Reis sehenswert, Fin Bartels bringt nochmal Spannung rein
Aufregend wurde es erst wieder in der 65. Minute: Arp erzielte das vermeintliche 1:1, doch zuvor war Heuer Fernandes im Fünfer angegangen worden, weshalb es letztlich Freistoß für die Gäste gab.
Statt des Ausgleichs fiel vier Zeigerumdrehungen später das 2:0! Heyer kam nach einer Ecke vom eingewechselten Geburtstagskind Laszlo Benes ungestört zum Kopfball und nickte wuchtig ein (69.) - was für ein brutal effektiver Auftritt des HSV!
Die Schlussphase brach an und alles sprach für einen Hamburger Auswärtssieg - auch, weil die KSV im Abschluss weiter kein Glück hatte: Skrzybski ließ einen weiteren Riesen liegen (75.). Stattdessen fiel auf der Gegenseite der dritte Treffer.
Reis bekam rechts im Strafraum die Kugel, ließ mehrere Kieler aussteigen und jagte das Spielgerät zum 3:0 in die Maschen (85.)! Eine bärenstarke Einzelaktion, die den Auswärtssieg des HSV sicherte - dachte man zumindest!
In einer verrückten Nachspielzeit unterlief erst Heyer ein Eigentor (90.+2), dann traf Bartels für Kiel sogar noch zum 2:3 (90.+3)! Mehr passierte jedoch nicht, es blieb beim Dreier für die Hamburger.
Für die Störche geht es am kommenden Samstag (13 Uhr) mit dem Gastspiel bei Arminia Bielefeld weiter, die Rothosen empfangen am selben Tag Fortuna Düsseldorf zum Topspiel (20.30 Uhr).
Titelfoto: Claus Bergmann/dpa