So schätzt Ex-Profi Thomas Helmer die Chancen vom HSV und St. Pauli ein
Hamburg - Anders als in der vergangenen Saison gehen der HSV und der FC St. Pauli mit völlig unterschiedlichen Saisonzielen in die Spielzeit: Die Rothosen wollen unbedingt in die Bundesliga aufsteigen, die Kiezkicker den Abstieg in die 2. Bundesliga mit allen Mitteln verhindern.
Thomas Helmer (59), Ex-Profi und Europameister von 1996, rechnet dem Zweitligisten dabei die besseren Chancen aus. "Der HSV muss ganz klar den Anspruch haben, aufzusteigen", erklärt der Wahl-Hamburger im Interview mit TAG24.
Gleichzeitig gibt der dreimalige deutsche Meister zu, dass ihn die fehlende Konstanz im Spiel der Hanseaten in den ersten Wochen überrascht habe. "Es war auffällig, dass die eine Hälfte oft gut war und es in der zweiten Hälfte dann abfiel", kommentiert der frühere Abwehrspieler.
Ob die neue Spielweise mit weniger Ballbesitz der Schlüssel zum Erfolg ist, weiß Helmer auch noch nicht so recht. "Warum soll man, wenn man dominant auftreten kann, den Gegner nicht unter Druck setzen? Ich glaube, dass der HSV das könnte. Deshalb weiß ich nicht, ob das so die richtige Vorgehensweise ist."
So oder so, Coach Steffen Baumgart (52) sei nun in der Pflicht, zu liefern. "Letzte Saison hatte er noch mit den Altlasten seines Vorgängers zu tun, jetzt hat er eine komplette Vorbereitung gehabt. Daran muss er sich messen lassen", unterstreicht der Ex-Profi.
Die Dopingsperre von Mario Vuskovic (22) wiege allerdings schwer, urteilt der 59-Jährige. "Er wäre wahrscheinlich der Top-Verteidiger. Das Ganze hört sich schon nach Wahnsinn an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der HSV so aus dem Fenster gelehnt hätte, wenn er nicht wirklich unschuldig wäre. Es riecht echt nach Skandal", verdeutlicht Helmer.
Thomas Helmer glaubt: "Klassenerhalt wird für St. Pauli sehr, sehr schwer"
Zwar kein Skandal, aber sicherlich eine Enttäuschung war der Saisonstart von St. Pauli mit zwei Niederlagen und null geschossenen Toren. Helmer prophezeit: "Der Klassenerhalt wird sehr, sehr schwer."
Dabei habe er vor der Saison schon diese Hoffnung gehabt, offenbart der 390-fache Bundesliga-Spieler. "Aber dann habe ich das Spiel gegen Heidenheim (0:2) live im Stadion gesehen. Da habe ich schon gedacht, dass es echt eng wird. Sie haben versucht, so zu spielen wie in der 2. Liga. Und das geht bei dem Niveau in der 1. Liga nicht."
Neben der kriselnden Offensive mache er sich auch Sorgen um die Defensive: "Ich bin gespannt, ob sie standhalten können, wenn ganz schnelle Spieler auf die Abwehr treffen. Das wird eine Herausforderung", glaubt der einstige Innenverteidiger.
Neu-Coach Alexander Blessin (51) sei für den unglücklichen Start nicht verantwortlich, findet der 59-Jährige. "Ich würde das nicht am Trainer festmachen. Er hat ja auch ein schweres Erbe", kommentiert der 96er-Europameister.
Aufstiegscoach Fabian Hürzeler (31) hatte sich in Richtung Brighton verabschiedet - für Helmer durchaus überraschend. "Dass er irgendwann den nächsten Schritt machen würde, war klar. Ich habe aber gedacht, dass das innerhalb der Bundesliga passiert. Sein Abgang hat den Verein, glaube ich, ein bisschen getroffen." Ob es mit dem Klassenerhalt trotzdem was wird?
Titelfoto: TAG24/Alice Nägle