Kommentar: Wohlfühloase HSV - So kann und wird man nicht aufsteigen!
Hamburg - Seit Freitagabend ist klar, dass der HSV die Rückkehr in die Bundesliga zum sechsten Mal verpasst. Die 0:1-Pleite beim SC Paderborn 07 war ein Sinnbild für all das, was bei den Rothosen seit Jahren falsch läuft - findet TAG24-Redakteur Bastian Küsel.
Stockfehler, Fehlpässe, Ballverluste: Vor allem im ersten Abschnitt legten die Hanseaten einen desaströsen Auftritt hin - und das gegen eine Mannschaft, für die es in dieser Saison faktisch um nichts mehr geht.
Im Gegensatz zu den Hamburgern kämpften die Ostwestfalen in der Home-Deluxe-Arena aber um jeden Ball. Die Elf von Lukas Kwasniok (42) zeigte Herz und die Bereitschaft, sich zu quälen, als würde es für sie noch um den Aufstieg gehen.
Zwar urteilte HSV-Coach Steffen Baumgart (52) nach der Partie, dass die Einstellung seiner Mannschaft nicht das Problem gewesen sei, trotzdem ließen sich die Gäste in vielen Zweikämpfen die Butter vom Brot nehmen.
Und was passierte nach Abpfiff? Nach so einer Leistung und dem erneuten Aufstiegs-K.o.? Die Spieler wurden von den mitgereisten Fans gefeiert! Einmal mehr zeigten die Anhänger, dass ihre Unterstützung vor allem eines ist: bedingungslos.
Worum viele Vereine den HSV beneiden, hat bei den Rothosen dazu geführt, dass die Spieler extrem weich fallen, wenn sie ihre sportlichen Ziele nicht erreichen - auch, wenn es bereits das sechste Mal in Folge ist.
Absurd: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt wird trotz allem vielleicht befördert
Immer wieder ist aus Fankreisen zu hören, dass man die eigene Mannschaft lieber in der 2. Bundesliga um den Aufstieg als in der 1. Liga gegen den Abstieg spielen sehen will - immerhin würde man ja dann mehr Siege innerhalb einer Saison bejubeln können.
Warum also sollte man als Spieler alles dafür tun, um das viel zitierte "große Ziel" endlich zu erreichen? Das Volksparkstadion ist ja schließlich auch im Unterhaus so gut wie immer ausverkauft, das Geschäft floriert.
Letzteres wird immer wieder gern von Jonas Boldt (42) angeführt, wenn es um seine Verdienste beim HSV geht. Dass ein SPORTvorstand in erster Linie aber für das sportliche Abschneiden eines Teams verantwortlich ist, vergisst er dabei regelmäßig.
Völlig absurd wird es dann, wenn eine Beförderung für den 42-Jährigen diskutiert wird, unter dem nun schon zum fünften Mal der Aufstieg verpasst wurde. Würde es das bei einem anderen Verein geben? Wohl kaum.
Der HSV ist in sechs Jahren der Zweitklassigkeit zu einer Wohlfühloase verkommen, in der die Leistungskultur vollends auf der Strecke geblieben ist. Sowohl auf Spieler- als auch auf Führungsebene. Eines ist aber klar: So kann und wird man nicht aufsteigen!
Titelfoto: David Inderlied/dpa