HSV zeigt nach Einbruch Moral: "Jeder dachte, wir kommen nicht mehr zurück"
Kaiserslautern/Hamburg - Was für ein verrücktes Spiel! Der Hamburger SV hat am Samstagabend im Zweitliga-Topspiel beim 1. FC Kaiserslautern ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Nach früher Führung lag die Walter-Elf plötzlich mit 1:3 zurück, ehe ein Doppelschlag inklusive Torwart-Bock den HSV wieder zurückbrachte. Am Ende reichte es zu einem 3:3.
Die Rothosen starteten gut in die Partie und gingen nach zehn Minuten durch Robert Glatzel (29) in Führung. "Was dann passiert, ist schwer zu erklären", gestand Keeper Daniel Heuer Fernandes (30). "Wir haben die Kontrolle komplett abgegeben."
Plötzlich kamen die Roten Teufel zurück und gingen nach Toren von Boris Tomiak (25, 13. Minute) und Marlon Ritter (29, 24.) in Front. "Wir haben die ersten beiden Gegentore aus dem Nichts bekommen", ärgerte sich Glatzel und bescheinigte dem FCK anschließend eine gute Partie. "Wir haben unsere Spielweise verloren."
Vor allem Dennis Hadzikadunic (25) gab beim zweiten Gegentreffer mal wieder keine allzu glückliche Figur ab. Der Verteidiger köpfte sich bei einem langen Ball irgendwie selbst an, wodurch der spätere Vorlagengeber Richmond Tachie (24) frei durch war. "Das zweite Tor ist dann ein Fehler von uns", wusste auch Trainer Tim Walter (47.) "Daraufhin haben wir total den Faden verloren."Wer dachte, die Pause würde dem HSV guttun, sah sich getäuscht. "Wir haben uns anschließend für die zweite Hälfte richtig viel vorgenommen und kassieren recht früh wieder das 1:3", erklärte Jonas Meffert (29), der sein Team als Kapitän aufs Feld geführt hatte, zum 1:3 durch Terrence Boyd (32, 54.). "Daraufhin denkt jeder, dass wir nicht mehr zurückkommen."
HSV kommt zurück und hat in wilder Schlussphase großes Glück
Doch die Rothosen straften den Kritiker Lügen und kamen wieder zurück! Erst erzielte Glatzel mit seinem zweiten Treffer des Tages den Anschluss (65.), wenig später half FCK-Keeper Julian Krahl (23) kräftig mit.
Bei einer Flanke von Miro Muheim (25) verschätzte sich der 23-Jährige völlig, griff daneben, sodass der Ball über ihn hinweg ins leere Tor flog. "Das 3:3 haben wir dann mit etwas Glück erzielt und letztlich müssen wir uns aufgrund der Schlussphase auch mit diesem einen Punkt zufriedengeben", gab Glatzel zu und nahm bereits das Endergebnis vorweg.
Nach dem Ausgleich entwickelte sich eine wilde Partie, in der am Ende die Roten Teufel durch den Ex-HSVer Aaron Opoku (24, 89.), der nur den Pfosten traf, und ein abgeblockter Schuss von Jean Zimmer (29, 90.+1) die größten Chancen zum Sieg hatte.
"Wir haben uns diesen einen Punkt erkämpft und müssen nach dem Spielverlauf und dem wilden Ende auch damit leben", zog Heuer Fernandes immerhin noch ein positives Fazit.
Trainer Walter war zumindest mit der Moral seiner Elf zufrieden. "Grundsätzlich haben wir heute ein gutes Spiel gemacht, uns durch die eigenen Fehler aber nicht belohnt, sodass das Unentschieden berechtigt ist", urteilte er. Die Partie am Betzenberg hat allerdings wieder gezeigt: Will der HSV im sechsten Anlauf aufsteigen, darf er sich solche Leistungsschwankungen nicht oft erlauben.
Titelfoto: Uwe Anspach/dpa