HSV-Legende Wolfgang Rolff über Europokal-Triumph 1983: "Das war ein Traum"
Hamburg - Heute vor 40 Jahren feierte der HSV den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Am 25. Mai 1983 gewannen die Hanseaten durch einen 1:0-Sieg gegen Juventus Turin den Europapokal der Landesmeister (die heutige Champions League).
Damals neben Granden wie Siegtorschütze Felix Magath (69) oder Stürmer-Legende Horst Hrubesch (72) in der Startelf: Wolfgang Rolff (63). Im Gespräch mit TAG24 schwelgte der frühere Mittelfeldspieler nun in Erinnerungen an den besonderen Abend in Athen.
"So einen Titel zu gewinnen, schafft man natürlich nicht jedes Jahr. Das ist etwas, wovon man in seiner Jugend träumt. Das dann auch noch in meinem ersten Jahr beim HSV zu schaffen, war einfach toll", verdeutlichte der 63-Jährige.
Rolff hatte dabei nicht nur eine Nebenrolle, sondern entscheidenden Anteil am Finalerfolg: Er war es, der Turins Superstar Michel Platini (67), damals für viele der beste Spieler der Welt, nicht zur Entfaltung kommen ließ.
"Er konnte Spiele natürlich im Alleingang entscheiden, deshalb musste ich ihn eng decken und früh stören. Und wenn er mich dann mal ausgespielt hatte, waren meine Mitspieler da. Als Team haben wir das einfach super gemacht", unterstrich der gebürtige Niedersachse.
Neben dem "Henkelpott" holten die Rothosen in der Saison 1982/83 auch noch die deutsche Meisterschaft nach Hamburg - durch den 2:1-Siegtreffer von Rolff gegen den FC Schalke 04 am letzten Spieltag. "Diese beiden Titel zu gewinnen, das war ein Traum", bekräftigte der Ex-Profi.
Wolfgang Rolff: Der HSV hat "eine große Chance" auf den Aufstieg, wenn...
Gemeinsam mit vielen seiner damaligen Mitspieler wurde Rolff am vergangenen Samstag anlässlich des 40-jährigen Jubiläums vor dem Spiel des HSV gegen Greuther Fürth (2:1) auch noch einmal im Volksparkstadion geehrt.
"Wenn wir das Stadion damals schon gehabt hätten, hätten wir bestimmt gar kein Heimspiel verloren. Die Atmosphäre da ist so stark und pushend", urteilte der einstige Mittelfeldakteur.
Das Spiel der Hamburger sei trotz des Sieges anschließend aber wenig überzeugend gewesen: "Aus meiner Sicht war Fürth die bessere Mannschaft, hat aber nicht die Abschlüsse gefunden. Sonst hätte der HSV noch weitaus mehr Probleme gehabt", so Rolff.
Dennoch glaube der 63-Jährige an den Aufstieg in die Bundesliga. "Wenn die Mannschaft ihr Potenzial auf den Platz bringt, wie zuletzt beim 5:1 gegen Regensburg, hat sie eine große Chance. Sie müssen aber das Spiel in die Hand nehmen, auch gegen einen Bundesligisten in einer möglichen Relegation", betonte er.
Von der Spielweise her sehe er übrigens bei Ludovit Reis (22) die meisten Parallelen zu sich selbst: "Er schaltet sich offensiv ein und ist torgefährlich, hilft aber auch hinten aus. Das ähnelt mir sehr", erklärte er.
Wolfgang Rolff über heutige Gehälter im Fußball: "Bin auf niemanden neidisch"
Und Coach Tim Walter (47)? Der habe unabhängig vom Aufstieg aus seiner Sicht "hervorragende Arbeit" geleistet. "Er hat Erfolg mit und Gehör in der Mannschaft, die Spieler zudem nach vorn gebracht", bilanzierte Rolff.
Der 37-fache Nationalspieler muss es wissen: Er war von 2004 bis 2013 als Co-Trainer von Thomas Schaaf (62) bei Werder Bremen tätig und betreute die Grün-Weißen im Mai 2013 sogar kurzzeitig als Interimstrainer. 2015 kehrte er zudem für wenige Tage als Co-Trainer zurück.
Doch für wen schlägt sein Herz mehr: HSV oder SVW? "Ich bin großer Fan von allen Vereinen, bei denen ich spielen oder arbeiten durfte. Das sind tolle Erinnerungen. Dass ich einem Team mehr die Daumen drücke, ist aber nicht der Fall", zeigte sich der Vize-Weltmeister von 1986 diplomatisch.
Im Vergleich zu früher habe sich der Fußball generell aber ziemlich verändert: "Es ist alles viel medienträchtiger geworden, es wird ganz anders berichtet. Die Gehälter sind natürlich auch nicht mit damals zu vergleichen. Ich bin aber auf niemanden neidisch, das ist schon alles okay so", erklärte der 63-Jährige, der nach seiner Karriere eine Sportmarketing-Firma gründete.
Neidisch könnten eher die aktuellen Spieler werden - bei einem Blick auf den Trophäenschrank des Ex-Profis.
Titelfoto: IMAGO/Philipp Szyza