Fahrradschlösser, Fadenkreuz-Plakat, sieben Tore, zweimal Rot: Dieses Spiel wird keiner vergessen!

Hamburg - Bis zur Halbzeitpause war es ein Topspiel mit sportlicher Brisanz. Doch der zweite Durchgang der Partie des HSV gegen Hannover 96 konnte nicht planmäßig bestritten werden. Der Grund waren skurrile Fanproteste, eine Aufholjagd und zwei Platzverweise.

Stadion-Mitarbeitern gelang es nach mehreren Minuten die Fahrradschlösser, die mit Zahlencodes gesichert waren, von den Toren zu entfernen.
Stadion-Mitarbeitern gelang es nach mehreren Minuten die Fahrradschlösser, die mit Zahlencodes gesichert waren, von den Toren zu entfernen.  © Christian Charisius/dp

Regulär konnte der zweite Durchgang nicht angepfiffen werden! In der Pause der Partie gelang es offenbar Anhängern, Fahrradschlösser an den Torpfosten abzuschließen. Stadion-Mitarbeiter probierten anschließend mit Schweiß-Schneidern diese wegzuflexen.

Die Partie konnte erst mit etwa achtminütiger Verzögerung wieder angepfiffen werden und musste nach dem 2:3-Treffer wieder unterbrochen werden – der Grund war ein Plakat der 96-Fans des umstritten Hannover-Geschäftsführers und Mäzens Martin Kind im Fadenkreuz!

Schiedsrichter Sören Storks schickte die Mannschaften in die Kabinen, nachdem 96-Keeper Ron-Robert Zieler die Situation nicht schlichten konnte. Die Partie war erneut für gut 20 Minuten unterbrochen.

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Sky-Reporter Thomas Wagner schilderte Szenen aus den Katakomben, wo sich die Schiedsrichter zurückgezogen hätten und aufgrund des Schmäh-Plakates in Kontakt mit der DFL stehen würden.

Offenbar wurde darüber diskutiert, inwieweit diese Form der Grenzüberschreitung einen Spielabbruch rechtfertigen würde.

Schiedsrichter Sören Storks beorderte beide Teams in Minute 59 nach den Schmäh-Plakaten von Hannover-Fans in die Kabinen.
Schiedsrichter Sören Storks beorderte beide Teams in Minute 59 nach den Schmäh-Plakaten von Hannover-Fans in die Kabinen.  © Christian Charisius/dpa

HSV gegen Hannover 96: Das Spiel lief nach gut 30 Minuten Verzögerung wieder

Martin Kind, Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH, wurde von 96-Anhängern im Fadenkreuz abgebildet.
Martin Kind, Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH, wurde von 96-Anhängern im Fadenkreuz abgebildet.  © Christian Charisius/dp

Das Schmäh-Plakat wurde nach dem Rückzug in die Kabinen zunächst wieder eingerollt. Die Spieler kamen nach etwa 15 Minuten zurück auf den Rasen und wärmten sich auf. Nach Sky-Infos soll die Partie beim nächsten kleinsten Zwischenfall komplett abgebrochen werden.

In Minute 59 wurde die Partie beim Stand von 2:3 schließlich wieder aufgenommen, das letzte Wort schien noch nicht gesprochen.Kurz vor Schluss erzielte der HSV den 3:3-Ausgleich durch Torjäger Robert Glatzel nach einer kurzen Ecke.

Doch die Freude währte nur kurz. In der 87. Minute wurden HSV-Torschütze Bénes nach rüdem Einsteigen und Videobeweis mit Glattrot vom Platz gestellt.

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Anschließend wurden 16 (!) Minuten Nachspielzeit angezeigt, der HSV kassierte in der 90. Minute plus acht in Unterzahl das 3:4 durch Sebastian Ernst. Kurz vor Schluss verabschiedete sich der Torschütze zum 2:3, HSV-Joker Dennis Hadzikadunic, mit Gelbrot vorzeitig.

Nach effektiv 118 Spielminuten wurde die Partie, fast drei Stunden nach Anpfiff, beim Endstand von 3:4 für Hannover 96 und mit neun HSV-Spielern abgepfiffen. Ein denkwürdiger Abend, den keiner so schnell vergessen wird.

Torwart-Hammer beim HSV: Matheo Raab ersetzte Stamm-Keeper Daniel Heuer Fernandes

Sein Liga-Debüt hatte sich Matheo Raab sicherlich anders vorgestellt: Nach gut 30 Minuten war der neue HSV-Keeper schon dreimal geschlagen. (Archivbild)
Sein Liga-Debüt hatte sich Matheo Raab sicherlich anders vorgestellt: Nach gut 30 Minuten war der neue HSV-Keeper schon dreimal geschlagen. (Archivbild)  © Marcus Brandt/dpa

Dabei wollte der Hamburger SV am Freitag im Topspiel gegen die Rothosen endlich eine Siegesserie starten! Dass am Spielende hinten die Null stehen sollte, dafür sollte diesmal Matheo Raab sorgen.

Die bisherige Nummer zwei bekam ausgerechnet im Topspiel die Chance von Anfang an, nachdem der etatmäßige Stammkeeper Daniel Heuer Fernandes, lange einer der besten Keeper der 2. Bundesliga, mehrfach gepatzt hatte.

Am Sky-Mikrofon vor dem Spiel erklärte HSV-Coach Walter die zu diesem Zeitpunkt ungewöhnliche Maßnahme: "Ferro ist in seiner letzten Zeit nicht an sein Leistungs-Peak gekommen."

"Wir sind mit beiden Torhütern sehr, sehr glücklich, Matheo hat es einfach verdient zu spielen", begründete Walter die Entscheidung pro Matheo Raab.

Doch bereits nach 20 Minuten musste der neue Keeper zweimal hinter sich greifen. Zunächst köpfte Nicolò Tresoldi köpfte nach einer Leopold-Ecke ein (11.), ehe Sebastian Ernst (20.) aus spitzem Winkel einen Schuss aufs kurze Eck feuerte.

Dieser wurde von Verteidiger Guilherme Ramos unglücklich ins kurze Eck abgefälscht, Raab war erneut geschlagen! Der HSV zeigte die richtige Reaktion, László Bénes verwerte eine Halbfeld-Flanke von Miro Muheim zum schnellen 1:2 (24.). Der Anschluss sollte nicht lange halten - in der 32. Minute schlug Ex-HSV-Spieler Louis Schaub erneut zurück und überwand Matheo Raab zum dritten Mal!

Zu dem Zeitpunkt ahnte noch keiner, dass die sportlichen Dinge wenig später in den Hintergrund rücken sollten.

Statistik zum Nordduell zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96

2. Bundesliga, 21. Spieltag

Hamburger SV - Hannover 96: 3:4 (1:3)

Aufstellung Hamburger SV: Raab - van der Brempt (90.+13 Königsdörffer), Ramos, Ambrosius (46. Hadzikadunic), Muheim - Meffert, Pherai, Bénes - Jatta, Glatzel (90.+4 Nemeth), Dompé (90.+4 Reis). Trainer: Walter.

Aufstellung Hannover 96: Zieler - Muroya (90.+15 Börner), Neumann, Arrey-Mbi, Dehm - Schaub (83. Voglsammer), Leopold, F. Kunze, S. Ernst (90.+15 Christiansen) - Tresoldi (90.+3 Teuchert), Nielsen. Trainer: Leitl.

Schiedsrichter: Sören Storks

Tore: 0:1 Tresoldi (11.), 0:2 Ramos (21., Eigentor), 1:2 Bénes (24.), 1:3 Schaub (32.), 2:3 Hadzikadunic (47.), 3:3 Glatzel (86.), 3:4 Ernst (90.+8)

Gelbe Karten: - / Teuchert, Nielsen

Gelbrote Karten: Hadzikadunic (90.+16) / -

Rote Karten: Bénes (88.) / -

Zuschauer: 57000 (ausverkauft)

Erstmeldung: 18.12 Uhr, letzte Aktualisierung: 21.12 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: Christian Charisius/dp

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